Die Rolle der Frauenärztinnen und -ärzten hat sich verändert
Archivmeldung vom 24.08.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.08.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie meisten Frauen sind heute selbstbewusst und zum Beispiel durch Massenmedien gut informiert. Auch das Internet bietet zum Teil gute Informationsmöglichkeiten, oft genug leider aber auch unbewiesene Behauptungen und riskante Fehlinformationen.
Die Vorstellungen vom eigenen Leben werden von einem Wohlbefindlichkeitsansatz
(Salutogenese) und nicht unter dem von Krankheit und Leid (Pathogenese)
geleitet. Dementsprechend ist es gerade in der Frauenmedizin sehr wichtig
geworden, verständlich zu informieren und den Wunsch zur Entscheidungsfreiheit
zu akzeptieren.
Frauen organisieren sich insbesondere bei chronischen und
schwierig zu behandelnden Krankheitsbildern, wie etwa der Endometriose. Auch bei
Krebs wird das Ziel einer Behandlung - das nicht immer die Lebensverlängerung
sein muss - ausgedehnter diskutiert als früher. Ähnliches gilt für die
Geburtshilfe. Besonders in den Vordergrund getreten ist der Dialog über
individuelle Vor- und Nachteile von Maßnahmen zur Bewältigung von Problemen in
den Wechseljahren und danach.
Die Zunahme an Frauen in der ärztlichen Weiterbildung führt dazu, dass in Zukunft nahezu ausschließlich Frauen mit Frauenärztinnen zu tun haben. Das verändert viele Aspekte von Wahrnehmung, Kommunikation und therapeutischem Ansatz.
In der Fortpflanzungsmedizin ist das Risikobewusstsein vernünftigerweise gestiegen. Mehrlinge sind als großes Problem erkannt. Manche Vermeidungsstrategien sind in Deutschland nicht möglich. Und nicht zuletzt sollte das individuelle Schwangerschaftsrisiko einer Frau vor reproduktionsmedizinischen Maßnahmen geklärt sein.
In der Pränatal- und Geburtsmedizin setzt sich auf Wunsch der werdenden Eltern zunehmend ein gestuftes Programm zur individuellen Risikoabschätzung durch. Außerdem kann bei entsprechendem medizinischen Einsatz ein Großteil der Risiken für Schwangerschaft und Geburt bis zur Hälfte der Schwangerschaft festgestellt werden.
Durch das zunehmende Alter der Mütter bedingt werden sich erworbene Veränderungen und Erkrankungen der Mutter - wie ein Diabetes - vermehrt auf die Schwangerschaften auswirken, wenn dem nicht entgegengetreten wird. Die Geburtsplanung sieht bei bestimmten Risikokonstellationen, wie einer Übergröße des Kindes öfter als früher einen Kaiserschnitt als notwendig an, da das Operationsrisiko eines Kaiserschnitts heute überschaubar ist; er ist dann jedoch eine Hypothek bei darauf folgenden, weiteren Schwangerschaften.
In
der operativen Gynäkologie hat sich der Trend zur Knopflochchirurgie weiter
fortgesetzt; dies gilt auch für "große Operationen". Neue Techniken haben
insbesondere auch die Operationen bei Inkontinenz verändert. Größere Eingriffe
oder spezielle Operationen, etwa bei ausgedehnten Tumoren, wurden in letzter
Zeit schon an Schwerpunkt-Kliniken konzentriert. Eine offizielle Zentrenbildung
ist das Ziel.
Bei Krebserkrankungen werden neue Konzepte angewendet, die
insbesondere Rezeptor-spezifische Therapien beinhalten oder solche, die
individuell im Rahmen genetischer Abklärungen optimale Therapien auswählen
lassen.
inen der größten Schritte beim durch Viren ausgelöste
Gebärmutterhalskrebs stellt die Impfung gegen HPV (humane Papillomviren) dar,
die wahrscheinlich im nächsten Jahr zu Verfügung stehen wird.
In der
Medizin des höheren Lebensalters werden lindernde (palliative) Maßnahmen
einschließlich Operationen großzügiger vorgenommen. Dadurch lassen sich
Lebensqualität und Pflegebedürftigkeit im positiven Sinn beeinflussen.
Nicht
zuletzt werden Hormontherapien individuell nach Bedarf sowie Indikation
eingesetzt und damit die in den letzten Jahre so beschworenen Risiken begrenzt.
Bei allem spielt das Thema Kommunikation die entscheidende Rolle. Hier
wurden besonders bei der Gestaltung der neuen Weiterbildungsordnung Schwerpunkte
gesetzt. Die sprechende Medizin ist weiter auf dem Vormarsch. Gynäkologinnen und
Gynäkologen sind und bleiben die Ärztinnen und Ärzte der Frau in jeder
Lebensphase.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.