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Aktuelle Studie: Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich hemmen die Verbreitung resistenter Bakterien

Archivmeldung vom 29.06.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.06.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH/© Thomas Weidner"
Bild: "obs/CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH/© Thomas Weidner"

In Deutschland sterben jährlich etwa 2.400 Menschen an Infektionen mit Bakterien, bei denen Antibiotika nicht wirksam sind. Eine wesentliche Ursache für die Ausbreitung solcher Resistenzen ist die Fähigkeit der Krankheitserreger, Erbinformationen auszutauschen und so wirksame Mechanismen gegen Antibiotika zu streuen.

Um die Ausbreitung resistenter Keime einzudämmen, fordern Experten daher seit vielen Jahren, bei einfachen unkomplizierten Infektionen wie Blasenentzündungen den Einsatz von Antibiotika abzuwägen und bevorzugt bewährte und antibakteriell wirksame Pflanzenstoffe wie die Senföle einzusetzen. Eine aktuelle britisch-ghanaische Studie liefert weitere Hinweise dafür, dass diese pflanzlichen Wirkstoffe einen Beitrag zur Entschärfung des Resistenzproblems leisten können. Die Wissenschaftler untersuchten fünf verschiedene Senföle - unter anderem aus Kapuzinerkresse und Meerrettich - hinsichtlich ihres Potentials, den Austausch der Gene bei dem Bakterium E. coli, dem Hauptauslöser von Blasenentzündungen, zu unterbinden.

Das Senföl aus der Kapuzinerkresse vermochte bei drei der vier getesteten Resistenzgene die Übertragung von Erbinformationen am stärksten zu hemmen. "Die Ergebnisse stimmen gut mit den Beobachtungen früherer Studien überein, die gezeigt haben, dass es sich bei den Senfölen um Substanzen mit zahlreichen antimikrobiellen Wirkmechanismen an diversen Angriffspunkten handelt", sagt Prof. Uwe Frank, Freiburg. "Auf Grund der vielen verschiedenen Wirkansätze dieser Pflanzenstoffe wird bei Bakterien die Entwicklung möglicher Resistenzmechanismen gegen die Senföle deutlich erschwert", so Frank weiter.

Der Austausch von Erbinformationen ist ein Mechanismus, der es Bakterien erlaubt, schnell auf sich ändernde Lebensbedingungen zu reagieren. Ziel ist es, das Überleben und die Widerstandsfähigkeit der eigenen Spezies zu verbessern. Dieser Mechanismus trägt auch dazu bei, die für Bakterien schädlichen Wirkungen von Antibiotika abzuwehren. Der genetische Austausch darüber, wie die Wirkung eines Antibiotikums vermieden werden kann, führt zu resistenten Keimen.

Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich hemmen Genaustausch am stärksten

Bislang fokussierte sich die medizinische Forschung darauf, immer wieder neue Antibiotika zu entwickeln, um auf die Bildung von Resistenzen zu reagieren. Jede neue Entdeckung birgt jedoch die Gefahr, dass die Bakterien zügig und erneut Resistenzen hervorbringen. Die Entwicklung von Resistenzen scheint dabei ein zentrales, uraltes Wesensmerkmal dieser Organismen zu sein - denn Antibiotikaresistenzen wurden sogar bei Höhlenbakterien in New Mexico/USA gefunden, die seit vier Millionen Jahren isoliert lebten. Wegen der Resistenzproblematik fordern Experten daher, Antibiotika einzusparen und bei einfachen unkomplizierten Infektionen, wie zum Beispiel Blasenentzündungen, Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich als Mittel der ersten Wahl einzusetzen]. Die Wirkweise der Senföle aus diesen beiden Pflanzen wurde nun in einer britisch-ghanaischen Studie erneut untersucht. In Bezug auf die Hemmung des Austauschs von Erbinformationen zeigten die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich bereits in geringen Konzentrationen eine ausgeprägte Wirkung, wobei das Senföl aus der Kapuzinerkresse die größte Wirkung aller getesteten Pflanzenstoffe erkennen ließ.

Breites Wirkspektrum, umfangreiche therapeutische Möglichkeiten

Die Forschungsarbeit liefert einen weiteren Nachweis für die ausgeprägte antibakterielle Wirksamkeit der Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich, die bereits vielfach belegt ist. Die Pflanzenstoffe werden in kombinierter Form bereits seit Jahrzehnten zur Therapie von Blasenentzündungen und Erkältungskrankheiten eingesetzt - denn neben Ihrer Wirkung gegen Bakterien sind auch antivirale und antientzündliche Effekte dokumentiert. Ein umfassendes, vielfältiges Wirkspektrum gegen Mikroorganismen zeichnet die Senföle aus und erklärt das umfangreiche therapeutische Potential dieser Pflanzenstoffe. Außerdem hemmen die Senföle die Bildung von bakteriellen Biofilmen, wie weitere Studien belegen. Einen solchen "Schutzschild" bilden Bakterien aus, um sich gegen äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Antibiotika oder das Immunsystem, zu wehren.

Innerhalb dieser Biofilme herrscht eine hohe Dichte der Bakterien und damit liegen optimale Bedingungen für den Austausch von resistenten Genen vor. Biofilm-produzierende Bakterien sind daher häufig die Ursache von schwer zu bekämpfenden und wiederkehrenden Infektionen, bei denen Antibiotika nahezu unwirksam sind. Auch die aktualisierte Leitlinie für Ärzte zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen fordert einen bedachten Einsatz von Antibiotika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten. Hier wird nun als phytotherapeutische Option bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen auch der Einsatz von Kapuzinerkresse und Meerrettich empfohlen. "Die Vorteile für die Therapie von Blasenentzündungen mit Senfölen liegen damit auf der Hand", erklärt Frank. "Eine gute und schnelle Wirksamkeit bei zugleich guter Verträglichkeit; zudem können die Pflanzenstoffe einen wichtigen Beitrag leisten, um die Verbreitung resistenter Bakterien zu erschweren", resümiert der Mikrobiologe und Hygieniker aus Freiburg.

Quelle: CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH (ots)

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