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Continentale Studie 2015: Verhalten der Bevölkerung lässt "gläsernen Versicherten" derzeit nicht zu

Archivmeldung vom 09.09.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.09.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: "obs/Continentale Krankenversicherung a.G."
Bild: "obs/Continentale Krankenversicherung a.G."

Gesetzliche Krankenkassen wollen Smartwatches bezuschussen; ein privater Versicherer kündigte an, die gesunde Lebensweise seiner Kunden in die Beitragshöhe einfließen zu lassen. Überwacht werden solle das per App. Da stellt sich die Frage: Werden wir demnächst zum "gläsernen Versicherten"? Die Antwort lautet nach Auswertung der aktuellen Continentale-Studie 2015: Nein. Ein Ergebnis: 63 Prozent der Bürger lehnen es klar ab, ihre Gesundheitsdaten an Dritte weiterzugeben, weitere 22 Prozent sind immerhin skeptisch. Obwohl die technischen Möglichkeiten gegeben sind, nutzen derzeit nur 6 Prozent der Befragten Gesundheitsapps und Co. zur Messung und Speicherung ihrer Daten.

Angesichts der technischen Entwicklung und aktueller Schlagzeilen bewegt die Öffentlichkeit nicht zu Unrecht die Frage, ob wir in Deutschland auf dem Wege zum "gläsernen Versicherten" sind. Um dieses Szenario möglich zu machen, müssten drei Faktoren gegeben sein: Die Erfassung von Gesundheitsdaten, eine elektronische Dokumentation und die Weitergabe der Daten an Dritte, etwa an Versicherer. Diese Voraussetzungen sind derzeit überwiegend nicht gegeben, wie die repräsentative Bevölkerungsbefragung "Continentale-Studie 2015 - Auf dem Weg zum gläsernen Versicherten?" ergab. Für die Erhebung wurden 1.321 Personen ab 25 Jahren befragt.

Bürger haben Gesundheit im Blick, halten Daten aber überwiegend nicht fest

Um gesundheitsförderliches oder -schädliches Verhalten beobachten und daraus Maßnahmen ableiten zu können, müssten die Bürger Daten erfassen. Das ist aber nur in geringem Maße der Fall. Zwar sagt die Mehrheit der Bevölkerung, dass sie auf ihre Gesundheit achtet. Im Schnitt gaben 53 Prozent an, die acht abgefragten Gesundheitsaspekte (Ernährung, Bewegung, Gewicht, Schlaf, Blutdruck/Puls, Alkohol-/Zigarettenkonsum, Kalorienverbrauch, Krankheitsverläufe) im Blick zu haben. Fast alle Befragten, nämlich 95 Prozent, achten mindestens auf eines dieser Kriterien, aber nur 19 Prozent erfassen die Ergebnisse ihrer Beobachtungen.

Ältere Menschen machen sich mehr Notizen

Nur bei einer Gruppe ist der Unterschied zwischen "auf Gesundheitsdaten achten" und "diese dokumentieren" kleiner: Diejenigen, die auf mehrere Kriterien achten, dokumentieren ihre Beobachtungen häufiger. Von den Befragten, die auf sieben oder sogar alle der aufgezählten Daten häufig oder sehr häufig achten, machen sich 32 Prozent mindestens zu einem Punkt Notizen. Da die eigene Gesundheit mit steigendem Alter immer mehr zum Thema wird, wundert es nicht, dass 63 Prozent dieser Personen 50 Jahre und älter sind.

Nur 6 Prozent nutzen derzeit Gesundheitsapps und Co.

Um zum "gläsernen Versicherten" zu werden, muss aber auch die Bereitschaft bestehen, die eigene Gesundheit mit technischen, internetfähigen Geräten zu überwachen. Allen Schlagzeilen über Gesundheitsapps und Smartwatches zum Trotz nutzen aber nur 2 Prozent solche Möglichkeiten intensiv und 4 Prozent gelegentlich. Weitere 4 Prozent geben an, dass sie Apps oder Ähnliches zwar in der Vergangenheit in Gebrauch hatten, sie mittlerweile aber schon nicht mehr nutzen. 17 Prozent der Befragten, die bisher keine Daten erhoben haben, könnten sich allerdings vorstellen, dass sie künftig auf technische Angebote zugreifen. Die große Mehrheit, 72 Prozent der Bevölkerung, hat eine klare Haltung: "Das kommt für mich nicht infrage."

"Early adopter" nutzen technische Möglichkeiten - aber nicht dauerhaft

Blickt man mit der statistischen Lupe auf die 6 Prozent der Fans von Gesundheitsapps und Co., fällt auf: Die meisten Nutzer (12 Prozent) finden sich in der Altersgruppe "30-39 Jahre". Aber hier ist auch der Anteil derjenigen, die sich von den Geräten oder Apps bereits wieder abgewendet haben, am größten (8 Prozent). Es liegt nahe, dass es sich bei dieser Gruppe um Lifestyle-affine "early adopter" handelt, die Trends zunächst gern folgen, ohne letztlich dauerhaft dabeizubleiben.

Gesundheitsdaten an Dritte geben? 63 Prozent würden das auf keinen Fall tun

Es bleibt abschließend noch die dritte Frage, ob die Bevölkerung generell bereit wäre, aufgezeichnete Gesundheitsdaten weiterzugeben. In der großen Mehrheit ist das nicht der Fall. 63 Prozent würden diese höchst persönlichen Informationen "auf gar keinen Fall" an Dritte weitergeben, weitere 22 Prozent "wahrscheinlich nicht". Besonders groß ist die Abneigung bei jungen Menschen im Alter von 25 bis 29 Jahren: 97 Prozent möchten eher keine Weitergabe, 78 Prozent davon lehnen das sogar kategorisch ab.

Wenn Daten überhaupt weitergeben werden würden, dann gäben sie die Befragten noch am ehesten an Ärzte (85 Prozent) oder die Familie (74 Prozent). Also an Personen, denen der Einzelne großes Vertrauen entgegenbringt.

Datenweitergabe an Versicherungen gegen Geld?

Auf der einen Seite ändern selbst finanzielle Anreize diese Haltung kaum. Denn die Aussage "Für einen finanziellen Vorteil bin ich bereit, mich von meinem Krankenversicherer mit Hilfe meiner Gesundheitsdaten überprüfen zu lassen" lehnen 43 Prozent ab, weitere 36 Prozent der Befragten stehen dieser Aussage skeptisch gegenüber. Auf der anderen Seite ist bemerkenswert: Für einen finanziellen Vorteil wären immerhin 30 Prozent der 30- bis 39-Jährigen zur Datenweitergabe bereit.

Continentale Versicherungsverbund sieht sich bestätigt

Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender des Continentale Versicherungsverbundes und Auftraggeber der Studie, ist von den Ergebnissen nicht überrascht. "Wir sind in unserer Einschätzung bestätigt worden. Die Bürger sind derzeit sehr zurückhaltend mit der Weitergabe ihrer persönlichen Gesundheitsdaten."Bemerkenswert ist allerdings, dass immerhin 20 Prozent der Befragten und sogar 30 Prozent der 30- bis 39-Jährigen bereit sind, gegen einen finanziellen Vorteil Daten zu sammeln und auch weiterzugeben. "Denn", so Dr. Helmich, "ob ,gläserne Versicherte' tatsächlich geringere Gesundheitskosten verursachen, ist nach allem, was wir heute wissen, fraglich." Dr. Helmich weiter: "Sicher ist dagegen, dass sich bei der Continentale Krankenversicherung kostenbewusstes Verhalten lohnt. Und zwar sowohl für den Versicherten in Form von Beitragsrückerstattungen bei Leistungsfreiheit als auch für das Versichertenkollektiv durch weniger Leistungsausgaben und ein dadurch niedrigeres Prämienniveau."

Zur Studie: Die aktuelle Continentale-Studie 2015 mit dem Titel "Auf dem Weg zum gläsernen Versicherten?" findet sich zum Download unter www.continentale.de/studien. Dort stehen auch Grafiken zur Verfügung sowie vorangegangene Studien. Seit dem Jahr 2000 wird die Befragung jährlich durchgeführt und beschäftigt sich mit aktuellen Fragen des Gesundheitswesens. Wie schon in den vergangenen Jahren wurde sie in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest umgesetzt. Zur "Continentale-Studie 2015" wurden bundesweit repräsentativ 1.321 Personen befragt.

Quelle: Continentale Krankenversicherung a.G. (ots)

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