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Psilocybin hemmt die Verarbeitung von negativen Emotionen im Gehirn

Archivmeldung vom 07.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Spitzkegeliger Kahlkopf (P. semilanceata)
Spitzkegeliger Kahlkopf (P. semilanceata)

Foto: Patrick Ullrich
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Werden Emotionen im Gehirn negativ verzerrt verarbeitet, kann ein Mensch an einer Depression erkranken. Psilocybin, der bioaktive Bestandteil der mexikanischen Zauberpilze, greift offenbar positiv in den Verarbeitungsmechanismus von Emotionen ein. Schon eine geringe Menge des Stoffs aus der Natur schwächt die Verarbeitung negativer Emotionen ab und wirkt stimmungsaufhellend, wie Forschende der UZH mit bildgebenden Verfahren nachweisen.

Emotionen wie Angst, Wut, Traurigkeit und Freude ermöglichen es dem Menschen, sich der Umwelt anzupassen und auf Belastungen flexibel zu reagieren. Sie haben eine fundamentale Funktion für kognitive Prozesse, physiologische Reaktionen und soziales Verhalten. Die Verarbeitung von Emotionen ist eng an die Vorgänge im Gehirn, an das sogenannte limbische System, gekoppelt. Innerhalb dieses Systems haben die Mandelkerne eine zentrale Funktion – sie verarbeiten vor allem negative Emotionen wie Angst und Furcht. Gerät die Aktivität dieser Mandelkerne aus dem Gleichgewicht, können Depressionen und Angsterkrankungen entstehen.

Forschende der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich zeigen nun, dass Psilocybin, der bioaktive Bestandteil der mexikanischen Zauberpilze, die Mandelkerne beeinflusst und dadurch die Verarbeitung von negativen Umweltreizen abschwächt. Diese Erkenntnisse könnten für «neuartige Behandlungsansätze wegweisend» sein, kommentiert Erstautor Rainer Krähenmann die Resultate, die nun im renommierten Fachjournal «Biological Psychiatry» publiziert sind.

Psilocybin hemmt die negative Emotionsverarbeitung in den Mandelkernen

Die Verarbeitung von Emotionen kann durch verschiedene Ursachen beeinträchtigt sein und psychische Erkrankungen hervorrufen. Eine übersteigerte Aktivität der Mandelkerne auf Umweltreize bewirkt etwa, dass die Nervenzellen negative Umweltsignale verstärken, positive jedoch schwächer verarbeiten. Dieser Mechanismus spielt bei der Entstehung von Depressions- und Angsterkrankungen eine wichtige Rolle. Und genau in diese Wirkungskette scheint Psilocybin einzugreifen, wie das Forschungsteam der Gruppe Neuropsychopharmakologie und Brain Imaging unter der Leitung von Dr. Rainer Krähenmann und Prof. Dr. Franz Vollenweider zeigt.

Psilocybin beeinflusst die Stimmung bei gesunden Menschen positiv. Im Gehirn stimuliert der Stoff spezifische Andockstellen für den Botenstoff Serotonin. Die Wissenschaftler haben deshalb angenommen, dass Psilocybin womöglich seine stimmungsaufhellende Wirkung über eine Veränderung des Serotoninsystems in limbischen Hirnregionen entfaltet – was mithilfe von bildgebender funktioneller Magnetresonanz-Tomographie (FMRT) tatsächlich gezeigt werden konnte: «Bereits eine moderate Dosis von Psilocybin schwächt die Verarbeitung von negativen Umweltreizen durch eine Veränderung der Mandelkerne im limbischen System und weiterer damit assoziierter Hirnregionen ab», führt Krähenmann aus. Die Studie zeigt eindeutig, dass die Veränderung der Aktivität in den Mandelkernen direkt mit der Verbesserung der Stimmung zusammenhängt.

Nächste Studie mit depressiven Patienten

Diese Beobachtung ist gemäss Krähenmann von wichtiger klinischer Bedeutung: Gerade depressive Patienten reagieren verstärkt auf negative Umweltreize und ihre Gedanken kreisen oft um negative Inhalte. Deshalb wollen die Neuropharmakologen in weiterführenden Studien nun prüfen, ob Psilocybin bei depressiven Patienten die überhöhte Verarbeitung negativer Reize im Gehirn normalisiert – und damit bei den Betroffenen zu einer Stimmungsverbesserung führt.

Rainer Krähenmann erachtet die Erforschung neuartiger Behandlungsansätze als sehr wichtig. Denn die derzeit verfügbaren Medikamente zur Behandlung von Depressionen und Angsterkrankungen seien nicht bei allen Patienten wirksam und erzeugten zum Teil starke, unerwünschte Nebenwirkungen.

Quelle: Universität Zürich (idw)

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