Nebenwirkung bei der Behandlung von Rheuma: warum es zu lebensgefährlichen Infektionen kommen kann
Archivmeldung vom 02.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-alpha)-Blocker kommen sehr erfolgreich bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis zum Einsatz. Die Medikation erhöht aber auch das Risiko, an einer schweren Infektion, zum Beispiel mit Listeriose-Erregern, zu erkranken.
Forscher des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) haben jetzt herausgefunden,
wie diese gefährliche Nebenwirkung entsteht. Sie entdeckten, dass TNF-alpha
essenziell für die Bildung von Granulomen und damit für die körpereigene
Immunantwort auf eine Infektion mit Listeriose-Erregern ist.
Mit der
Einkapselung von Krankheitserregern durch Bildung von Abszessen und Granulomen
schützt die angeborene Immunabwehr den Körper. Granulome sind knotenartige
Gewebeneubildungen, die hauptsächlich aus Fresszellen (Makrophagen) und
dendritischen Zellen des Immunsystems bestehen. Die Funktion der Fresszellen bei
der Bekämpfung der Bakterien ist bereits bekannt: Sie schließen die Bakterien in
ihr Zellinneres ein und isolieren die Krankheitserreger so vom gesunden Gewebe.
Wissenschaftler der Universitäten Köln, Gießen und Konstanz haben jetzt
herausgefunden, dass auch die dendritischen Zellen eine sehr wichtige Aufgabe
haben: Sie bilden eine Ringwand um die Fresszellen und grenzen sie auf diese
Weise von einer anderen Klasse von Immunzellen, den T-Zellen, ab. "Nach einer
Infektion mit Listeriose-Erregern produzieren die dendritischen Zellen das Enzym
Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO)", erklärt der Leiter der Studie, Professor
Joachim L. Schultze von der Universität Köln. "IDO spaltet daraufhin den
Eiweißbaustein Tryptophan. Der verstärkte Abbau des Tryptophans stoppt wiederum
das Wachstum der Bakterien, die das Tryptophan als Nährstoff benötigen oder für
die - wie im Fall der Listerien - dessen Abbauprodukte giftig sind." Die
Tryptophan-Abbauprodukte haben aber auch noch eine zweite Funktion: Sie hemmen
die körpereigenen T-Zellen. Diese Hemmung der T-Zellen ist sehr wichtig, denn
T-Zellen erkennen und vernichten infizierte Zellen. Ohne eine Hemmung durch die
dendritischen Zellen würden die T-Zellen auch das Granulom vernichten, die darin
eingekapselten Erreger im Körper freisetzen und so die Infektion
verschlimmern.
Die NGFN-Forscher zeigten, dass die dendritischen Zellen nur dann das Enzym IDO vermehrt bilden, wenn auch der Signalstoff TNF-alpha vorhanden ist. Unterdrücken spezifische Blocker nun TNF-alpha, kann eine Infektion mit Listeriose-Erregern lebensbedrohliche Ausmaße annehmen: Da die T-Zellen nicht gehemmt werden, zerstören diese die schützenden Granulome und die freigesetzten Krankheitserreger überschwemmen den Körper. TNF-alpha-Blocker werden zum Beispiel in der Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt, da TNF-alpha hier entscheidend zu den für diese Krankheit typischen chronischen Gelenkentzündungen beiträgt.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.