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Wenn Stress zu Sehstörungen führt - RCS ist die „Managerkrankheit“ des Auges

Archivmeldung vom 28.08.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.08.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Zu viel Stress im Privatleben oder am Arbeitsplatz kann Sehstörungen auslösen. Wenn ein grauer Fleck im Gesichtsfeld erscheint, Gegenstände verzerrt gesehen werden, das Lesen schwerfällt und die Farben nicht mehr stimmen, sollten Betroffene den Augenarzt aufsuchen. Dazu rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) anlässlich ihres 112. Kongresses, der vom 25. bis 28. September 2014 unter dem Motto „Qualifikation verpflichtet!“ in Leipzig stattfindet. Denn die Retinopathia centralis serosa (RCS), wie Augenärzte die „Managerkrankheit“ des Auges nennen, kann zu langen Ausfallzeiten im Beruf führen.

Die Retinopathia centralis serosa (RCS) ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt, Augenärzte sehen die Erkrankung jedoch häufiger. „Typischerweise sind es jüngere Männer unter 50 Jahren, die wegen neu aufgetretener Sehstörungen in die Sprechstunde kommen“, berichtet Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Auf den Augenarzt wirken die Männer – Frauen sind achtmal seltener betroffen – oft jung und dynamisch, ehrgeizig, ungeduldig und angesichts der Sehstörungen stark verunsichert. Die augenärztliche Untersuchung ergibt häufig nur eine leichte Weitsichtigkeit, die zunächst mit einer Brille korrigiert werden kann.

Um die Veränderungen auf der Retina – der Netzhaut des Auges – zu finden, muss der Augenarzt genauer hinsehen. Oft gelingt die Diagnose nur mit einem Spezialgerät, der optischen Kohärenztomografie (OCT), bei der ein diagnostischer Laserstrahl die Retina abtastet. Er zeigt, dass sich die Netzhaut an manchen Stellen leicht angehoben hat. „Darunter sind häufig Flüssigkeitsansammlungen zu erkennen“, so Kongress-Präsident Roider. In schweren Fällen kommt es zu Mikrorissen und zum Austritt der Flüssigkeit in den Augapfel.

Die Ursache der RCS ist bislang unbekannt. Doch die Forscher vermuten seit Längerem einen Zusammenhang mit der Persönlichkeit der Patienten. „Untersuchungen zeigen, dass viele Patienten eine sogenannte Typ A-Persönlichkeit haben, die mit erhöhter Konzentration des Stresshormons Cortisol im Blut einhergeht“, erläutert Roider. „Örtlich begrenzte Schrankenstörungen an der Grenzsicht führen dazu, dass sich dort die Netzhaut vom Untergrund ablöst“, führt der DOG-Experte aus. „Ebenso können örtlich begrenzte Minderdurchblutungen der Aderhaut eine Ursache sein.“ Weitere Ursachen wie genetisch bedingte Anfälligkeit oder eine Infektion mit dem Magenkeim Heliobacter pylori werden diskutiert.

Die meisten Patienten erholen sich bald wieder von den Sehstörungen. „Die Retinopathia centralis serosa hat eine hohe Spontanheilungsquote“, berichtet DOG-Präsident Roider. Eine Erkrankungsepisode dauere in der Regel drei bis sechs Monate. Bei einigen Patienten kommt es jedoch immer wieder zu Rückfällen, sie sind über Monate krankgeschrieben. „In diesen Fällen raten wir zu einer Behandlung“, so Roider. Medikamente, die die Wirkung der Glukokortikoide hemmen, sind jedoch meist ebenso erfolglos wie Betablocker. „Wir empfehlen daher eine Laserbehandlung oder eine low fluence Photodynamische Therapie (PDT)“, rät der DOG-Experte. Dabei versiegelt der Augenarzt die Netzhaut durch Laserlicht mit dem Untergrund. Diese Behandlung ist heute Standard bei Netzhautablösungen. „Neue Varianten haben das Komplikationsrisiko gesenkt, so dass die Therapie auch bei den meist jüngeren Patienten eingesetzt werden kann“, betont Roider.

Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (idw)

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