Experten der Oberberg Kliniken erklären, wie sich Ordnung auf die Psyche auswirken kann
Archivmeldung vom 12.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie einen sind es mehr, die anderen weniger: ordentlich. Auch wenn jeder Mensch seine eigene Vorstellung von Ordnung hat, so werden sich die meisten Menschen in einer nach ihrem Ermessen ordentlichen Umgebung wohl fühlen. Wie sich Ordnung auf die Psyche auswirken kann und ab wann Aufräumen zum Zwang wird, erklären die Expertinnen und Experten der Oberberg Kliniken.
Ordnung im Außen schafft Ordnung im Inneren oder wann aus Ordnung Zwang wird
Manche Menschen, die sich innerlich durcheinander fühlen, beginnen in ihrer Umgebung Ordnung zu schaffen. Denn der äußere Effekt des Aufräumens kann sich auf den mentalen Zustand auswirken und ein Gefühl von Übersicht und Struktur verleihen. Altes oder Belastendes wird entsorgt und das Unübersichtliche lichtet sich. Der Vorgang des Aufräumens kann sogar entspannen - dann, wenn man das Ordnung-Schaffen als einen meditativen Prozess sieht, bei dem man mental abschaltet. Bemerkt man jedoch, dass Aufräumen und Ordnung die täglichen Gedanken oder den Ablauf des Alltages bestimmen und die Lebensqualität maßgeblich beeinflusst wird, kann ärztlicher Rat angemessen sein. Insbesondere wenn Unordnung oder Asymmetrie für ein Unwohlsein sorgen oder Ängste erzeugen, kann sich eine Zwangserkrankung entwickelt haben.
(Un-)Ordnung oder die Frage nach dem Warum
Ist man als ordentlicher Mensch regelmäßig mit Unordnung konfrontiert, kann das zu innerer Unruhe und Stress führen. Konzentrationsprobleme, eine schlechte Schlafqualität oder eine niedergeschlagene Stimmung sind mögliche Folgen. Dabei kann man sich durchaus die Frage stellen, was die Ursache für die Unordnung ist und warum es nicht gelingt, Ordnung in das Leben zu bringen. Fehlt die Struktur, kann man sich nicht von bestimmten Gegenständen trennen oder hat sogar Schuldgefühle beim Entsorgen oder suggeriert Unordnung Wärme und Geborgenheit?
Ordnung als Konfliktpotenzial für die Beziehung
Oft ist Ordnung auch ein Konfliktthema in Paarbeziehungen - dem einen Part scheint Ordnung wichtiger zu sein als dem anderen. Dabei geht es jedoch oft gar nicht darum, ob die Wäsche gewaschen oder die Spülmaschine ausgeräumt wurde. Oft steht die Thematik stellvertretend für etwas anderes - für Respekt in der Partnerschaft, die Balance bei der Aufgabenverteilung oder Erwartungen. Bemerkt man, dass es weniger um die liegengelassene Socke, sondern um tiefergehende Konflikte geht, lohnt es sich genauer hinzuschauen und ggf. Rat bei einer Expertin oder einem Experten zu suchen. Ist ausschließlich die Ordnung der Gegenstand von Streitigkeiten, kann es helfen, eigene Bedürfnisse zu formulieren, anstatt Vorwürfen zu äußern und Kompromisse einzugehen - vielleicht gibt es Bereiche, bei denen Ordnung besonders gewünscht ist und andere, bei denen eine gefühlte Unordnung ertragbar wäre. Denn aus einer unordentlichen Person wird eher selten plötzlich ein Ordnungsliebhaber.
Chaos und Kreativität
Das Bild des chaotischen Künstlers ist etabliert und ein Zusammenhang von Durcheinander und dem Schaffen von Neuem scheint zu bestehen. Denn aus scheinbar wilden Reizen kann Innovatives entwickelt werden. Doch auch hier scheint es Grenzen zu geben. Während ein geordnetes Durcheinander, ein Chaos auf Zeit oder auf einen bestimmten Ort begrenzt, durchaus anregend und befruchtend wirken kann, kann ein Leben in vollständigem und andauerndem Wirrwarr genau das Gegenteil bewirken - nämlich ein Gefühl von Stagnation.
Quelle: Oberberg Kliniken (ots)