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Schritt, Schritt, Wiegeschritt Tanzen bei Parkinson

Archivmeldung vom 02.04.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Bild: olga meier-sander / pixelio.de
Bild: olga meier-sander / pixelio.de

Parkinson zählt nach Alzheimer zu den häufigsten neurodegenerativen, also langsam fortschreitenden Erkrankungen des Nervensystems. Neben den Hauptsymptomen, die sich in Bewegungseinschränkungen äußern, ist auch bei Vielen die niedergedrückte Stimmung ein wichtiger Aspekt. "Tanzen wirkt sich auf die motorischen Fähigkeiten ebenso positiv aus, wie auf die Lebensfreude und -qualität.", erklärt Susanne Tuschkan, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.). Sie hat in der Münchner Schön-Klinik ein Gruppenkonzept, Tanzen für Parkinsonkranke, eingeführt.

An Parkinson erkrankte Menschen leiden sehr darunter, dass ihre Krankheit sie immer langsamer, ihre Bewegungen immer schwerfälliger werden lässt. Sie benötigen zunehmend mehr Zeit für die täglichen Dinge wie Ankleiden, Essen, Haushalt. Parkinson beginnt selten vor dem fünfzigsten Lebensjahr und alleine daher sind viele Betroffene nicht mehr berufstätig. Dennoch ist meist der Tag vorbei oder es bleibt ihnen zu wenig Energie übrig, um Freizeitaktivitäten nachzugehen. Studien untermauern, dass diese oft beträchtlichen persönlichen Verluste die Menschen mit Parkinson zusätzlich zu den körperlichen Beeinträchtigungen enorm belasten.

Mit diesem Wissen und auf der Suche nach Möglichkeiten, das ergotherapeutische Angebot der Klinik breiter zu gestalten, stieß die engagierte Ergotherapeutin Susanne Tuschkan auf eine New Yorker Selbsthilfegruppe. Diese hat gemeinsam mit einer Modern Dance Group das Konzept "Dance for Parkinson's Disease" entwickelt. "Ich habe an einem ihrer Workshops in New York teilgenommen.", berichtet die Ergotherapeutin und freut sich darüber, dass sie von dort viele gute Ideen und Hintergrundwissen für ihre Parkinsonpatienten mitgebracht hat. "Aus dem, was ich in den USA an die Hand bekommen habe, konnte ich ein für die Klinik passendes ergotherapeutisches Gruppenkonzept entwickeln und meinen Patienten das Tanzen ermöglichen."

Betroffene Hirnareale austricksen, Bewegung initiieren

Es ist eine Störung in den Basalganglien, die die Bewegungsprobleme von Parkinsonpatienten verursacht. Die Basalganglien sind Areale im menschlichen Gehirn, die beispielsweise an der Willenskraft, dem Antrieb und der Motorik beteiligt sind. Musik oder andere externe Schrittmacher, die den Rhythmus vorgeben, helfen dem Gehirn von Menschen mit Parkinson sozusagen auf die Sprünge. Sie sind quasi ein alternativer Weg, um Bewegungen einzuleiten. Und mit diesem "Trick" gelingt unter der fachkundigen Anleitung der Ergotherapeutin, was man sonst nicht für möglich hielte: An Parkinson Erkrankte kommen in Bewegung und tanzen. "Das Tanzen als Therapieform schätze ich besonders, denn auch das Beobachten der anderen Tanzenden gibt den Erkrankten Impulse. Dabei werden bestimmte motorische Areale aktiviert. Den Patienten, die sonst kleinschrittig gehen, fällt es dadurch leichter, große Schritte und Bewegungen zu machen", erläutert Tuschkan ihren besonderen ergotherapeutischen Ansatz.

In der Gruppe tanzen und dabei individuell ergotherapeutisch betreut werden

In Anlehnung an das Training professioneller Tänzer sind auch die Tanzstunden bei der Ergotherapeutin Tuschkan immer dreigeteilt: Warming up im Sitzen, danach im Stehen. Jedenfalls für diejenigen, die das wollen und können. Andere nehmen auch Rollator oder Stöcke zu Hilfe. Denn wie immer schauen die Ergotherapeuten nach dem, was die Erkrankten können und fördern sie nach ihren individuellen Möglichkeiten. So fühlt sich auch bei Gruppentherapien jeder integriert und berücksichtigt. Und beim eigentlichen Tanzen, den Bewegungen im Raum, kommt sowieso jeder auf seine Kosten. Dank der Bewegungsstrategien, die die Ergotherapeutin Susanne Tuschkan ihren Patienten vermittelt, kommt Leichtigkeit auf - und das bei Parkinsonkranken, die mit Fortschreiten ihrer Krankheit immer schwerfälliger werden.

Lebensfreude für Parkinsonpatienten und Angehörige durch Tanzen

Das Zusammenleben mit Menschen, die Parkinson haben, ist meist durch einen extrem stark strukturierten Tagesablauf geprägt und alleine dadurch schon sehr anstrengend. Pflichten dominieren und es gibt kaum Raum für Aktivitäten, die einfach nur Spaß machen und Lebensfreude bescheren. Deshalb ist es ein weiterer Schwerpunkt bei der Behandlung durch Ergotherapeuten, die Angehörigen mit einzubeziehen, auch auf deren Wohl zu achten. Tanzen als Therapieform bietet damit allen Involvierten etwas, bringt Bewegung in den starren Alltag; die an Parkinson Erkrankten und Angehörige oder Partner fühlen sich lebendig, leicht und durch die Musik beschwingt. "Die positive Stimmung, die Musik, das Miteinander und die Erinnerungen an frühere Zeiten - das alles bringt so viele Glücksgefühle, dass ich bestätigen kann: Das Wohlbefinden der Parkinsonpatienten wird auf allen Ebenen beim Tanzen eindeutig positiv beeinflusst.", fasst die Ergotherapeutin Tuschkan das Feedback ihrer Patienten und ihre eigenen Erfahrungen kurz und eindeutig zusammen.

Quelle: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. (ots)

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