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Umfrage: Corona-Krise verstärkt bereits vorhandene Belastungen bei Kindern und Jugendlichen

Archivmeldung vom 25.08.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.08.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Getty Images/iStockphoto Fotograf: Moore Media
Bild: Getty Images/iStockphoto Fotograf: Moore Media

Die Folgen der Corona-Pandemie haben viele Familien vor einen großen Stresstest gestellt. Insbesondere die Verlagerung des Schulunterrichts und der beruflichen Tätigkeit ins häusliche Umfeld haben die Stimmungslage der Familien in den letzten Monaten stark beeinflusst - in überwiegend negativer Hinsicht, wie eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der Mobil Krankenkasse unter rund 1000 Eltern bestätigt.

Bild: Mobil Krankenkasse Fotograf: Mobil Krankenkasse
Bild: Mobil Krankenkasse Fotograf: Mobil Krankenkasse

Danach gefragt, wie stark sie sich selbst durch die Corona-Situation belastet fühlen, gibt rund ein Drittel (35 %) der befragten Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren an, sich deutlich stärker belastet zu fühlen und wegen Corona oft an die eigenen Grenzen zu stoßen. Ebenso viele Eltern fühlen sich zumindest etwas stärker belastet. Auffällig: Eltern, die sich selbst durch die Corona-Situation stark belastet fühlen, geben vergleichsweise häufiger an, dass die Stimmung des Kindes sich verschlechtert hat.

Julia Theeg, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Supervisorin aus Hannover, schlussfolgert: "Die Corona-Krise verstärkt bereits vorhandene Belastungen bei Kindern und Jugendlichen. Vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen leiden, weil ihre Eltern über wenige Ressourcen verfügen. Vereinfacht kann man auch sagen: Je kleiner der Wohnraum ist, je weniger Geld zur Verfügung steht, je geringer die psychische Stabilität der Eltern ist, desto höher ist das Risiko, dass Eltern gewalttätig werden gegenüber ihren Kindern, und demnach erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder und Jugendliche psychisch erkranken. Waren Kinder und Jugendliche schon vor der Pandemie belastet, so steigt in diesen Familien das Risiko für Konflikte generell. Nicht selten kommt es dann zu körperlicher und emotionaler Gewalt oder zu Vernachlässigung."

Kinderbetreuung: Rund ein Fünftel der Eltern tritt kürzer

Um während der Corona-Pandemie die Betreuung der Kinder sicherzustellen, hat laut Umfrage bei rund einem Fünftel (21 %) der Eltern ein Elternteil die Arbeit gekündigt, ausgesetzt oder reduziert. Weitere 16 % haben die Notbetreuung in der Schule in Anspruch genommen, fast ebenso viele (15 %) konnten stärker auf andere Betreuungsformen wie Großeltern oder private Betreuung zurückgreifen. Die Stimmung innerhalb der Familie hat sich unter diesen neuen Bedingungen bei einem Fünftel der Befragten deutlich verschlechtert und 17 % streiten eigenen Angaben zufolge mehr als vor der Corona-Pandemie. "Als Psychotherapeutin für Kinder empfehle ich Eltern, den Frust und Kummer ihrer Kinder zu begleiten und auszuhalten. Das kann auch bedeuten, gemeinsam darüber zu weinen, die Freunde nicht mehr zu sehen. Kinder brauchen vor allem Eltern, die echt sind", rät Theeg.

Geht es nach der Expertin, haben Kinderschutz und Prävention oberste Priorität zu genießen. Der Fokus müsse bei Kindern weniger auf Lerninhalten wie z. B. Nachhilfeangebote liegen, sondern insbesondre auf der emotionalen Entwicklung und der Bereitstellung von angemessenen Hilfen: "Es ist wichtig, langfristige Strategien zu verfolgen, die die Kinder und Jugendlichen in und nach der Krise auffangen und präventiv wirken. Dazu gehören finanzielle Soforthilfen für Jugendämter, Beratungsstellen und Jugendhilfemaßnahmen, um den Kinderschutz in den Familien sicherzustellen und psychisch massiv belasteten Familien Ansprechpartnerinnen und -partner sowie Hilfemaßnahmen an die Seite zu stellen. Das ist unsere einzige Chance, damit sich die Sorgen und Belastungen der Kinder und Jugendlichen nicht zu einer dauerhaften psychischen Erkrankung manifestieren. Das Thema psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nicht als oberste Priorität zu behandeln, ist zu kurz gedacht und trifft gerade die Kinder aus benachteiligten Verhältnissen."

Mehr Zeit für Unternehmungen

Positive Ergebnisse hat die forsa-Umfrage auch gebracht: Jeweils rund ein Viertel der Befragten stellt fest, dass die Familie die neu gewonnene Zeit miteinander genießt (28 %), mehr miteinander unternimmt (23 %) bzw. zusammen Neues entdeckt, wie z. B. gemeinsames Kochen oder Backen (23 %). Theeg: "Das entspricht auch meiner Praxiserfahrung. Bei vielen Familien wird die neu gewonnene Zeit als positiv erlebt. Viele Eltern berichten, dass sie ihre Kinder viel intensiver erleben und es genießen, z. B. im Homeoffice nicht mehr so lange Fahrtwege zu haben und diese Zeit für gemeinsame Unternehmungen nutzen."

Quelle: Mobil Krankenkasse (ots)

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