Kühler Wetterverlauf sorgte für schlechteste Honigernte seit fünf Jahren
Archivmeldung vom 12.10.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo Babić"In vielerlei Hinsicht ist 2021 ein besonderes Jahr", bilanziert der Präsident des Deutschen Imkerbundes e.V. (D.I.B.), Torsten Ellmann. "Nicht nur, dass die Corona-Pandemie unseren Mitgliedern die Vereinsarbeit erheblich erschwerte." Auch im Hinblick auf die Honigernte sei das Jahr eine Herausforderung für die Imkerei gewesen, so der höchste Verbandsvertreter, der in Pasewalk selbst 15 Bienenvölker betreut.
Bereits im Frühjahr hatte es mit durchschnittlich 7,4 kg Honig pro Volk das schlechteste Ergebnis der letzten fünf Jahre gegeben. Die Bienen mussten entweder wegen des kalten und oft nassen Wetters im Stock bleiben oder fanden wenig Nektar in den Blüten. Das, was von den Sammlerinnen eingetragen werden konnte, benötigten die Völker zur Selbstversorgung und Brutpflege. Teilweise mussten die Imker sogar zufüttern, um ihre Bienen gesund und vital zu erhalten.
Die Hoffnung aller lag deshalb auf den Sommermonaten und eine bessere zweite Ernte. In der vergangenen Woche legte das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen nun seine Zahlen zur Sommertrachternte vor, die durch eine Online-Umfrage ermittelt wurden.
Demnach gaben die rund 9.100 Imkereien an, die sich aus Deutschland an der Befragung beteiligten, durchschnittlich 10,6 Kilogramm Honig pro Volk geerntet zu haben. Wobei die Ergebnisse - wie bereits im Frühjahr - wieder sehr deutliche Unterschiede in den einzelnen Regionen zeigten. Während im Norden und Osten gute Ergebnisse erzielt werden konnten, blieben den Imkern im Westen und Süden nur unterdurchschnittliche Erntemengen.
So wurden zum Beispiel - rechnet man beide Ernten zusammen - in Mecklenburg-Vorpommern 42,7 kg Honig/Volk, in Sachsen-Anhalt sogar 46,8 kg und in Schleswig-Holstein immerhin noch 38,4 kg geerntet. Im Vergleich dazu lag Bayern mit 14,5 kg, Baden-Württemberg mit 6,3 kg oder Rheinland-Pfalz mit 16 kg deutlich darunter. Der D.I.B. hat die detaillierten Ergebnisse der Umfrage auf seiner Homepage unter www.deutscherimkerbund.de (Rubrik Pressedienst) veröffentlicht.
Die durchschnittliche Gesamternte 2021 lag bei 18 kg/Volk. Ausschlaggebend für dieses Ergebnis war auch, dass viele Imker gar keinen Honig ernten konnten. Im Frühjahr waren das mit 51,5 % aller Umfrageteilnehmer über die Hälfte aller deutschen Imkereibetriebe, im Sommer immerhin noch 17,6 %.
"Regionaler Honig vom Imker dürfte demnach in diesem Jahr nicht überall ausreichend vorhanden sein", befürchtet Torsten Ellmann. Denn außer der mageren Ernte machte der gleichzeitig hohe Wassergehalt der Honige den Imkern zu schaffen. Eine Vermarktung im D.I.B.-Imker-Honigglas mit seinen über den gesetzlichen Standards liegenden Qualitätsvorgaben, die u. a. einen maximalen Wassergehalt von 18 % festlegen, war dadurch für viele in diesem Jahr teilweise schwierig.
Kunden sollten trotzdem bevorzugt auf regionale Ware achten, um die Bestäubungsleistung der heimischen Bienen, den Naturerhalt, aber auch die Berufsimkerei zu fördern. Zwar leben in Deutschland nur rund 100 Betriebe ausschließlich von der Bienenhaltung, die traditionell größtenteils im Freizeit- oder im Nebenerwerbsbereich stattfindet "Aber für diese wenigen Imkereibetriebe stellen durchschnittliche bis magere Ernten, wie wir sie in diesem Jahr hatten, eine ganz besondere Herausforderung dar. Das sollte jedem Verbraucher klar und einen angemessenen Preis für das wertvolle Naturprodukt wert sein", mahnt Ellmann. Er rechnet fest damit, dass Wetterextreme als Folge des Klimawandels zukünftig weiter zunehmen werden. "Wir haben diese Gefahr im Blick und müssen uns für die Zukunft rüsten. Dabei wird ein umfangreiches Pollen- und Nektarangebot, z. B. durch trockenresistente Pflanzen, immer mehr an Bedeutung gewinnen, nicht nur wegen der Honigernte, sondern vor allem im Sinne der Bienengesundheit" so der engagierte Imkervertreter.
Gefreut hat sich Torsten Ellmann, dass der D.I.B. trotz der schlechten Ernteergebnisse am 31. Juli ein Herzensprojekt umsetzen konnte. Seit mehr als 40 Jahren gab es in einem Pilotversuch die erste bundesweite, zentrale Honigprämierung für die 19 Mitgliedsverbände beim D.I.B. Die Projektkosten wurden aus D.I.B.-Mitteln finanziert.
Ellmann betont: "Mir ist es sehr wichtig, die Qualität unserer heimischen Honige und insbesondere von Echtem Deutschen Honig, auch im Hinblick auf das internationale Qualitätsniveau, zu stärken. Eine bundesweite Honigprämierung sehe ich als ersten Schritt in diese Richtung." In Kooperation mit dem Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker e.V., der mit seinen eigenen Honigprämierungen über einen langjährigen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet verfügt, wurden ausschließlich Frühtrachthonige in der verbandseigenen Honiguntersuchungsstelle einem umfangreichen Qualitätstest unterzogen. Da nun die aufwendigen Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Preisträger der fünf besten Honige in den nächsten Tagen über das Ergebnis informiert. Der Siegerhonig wird im kommenden Jahr auf eine weite Reise gehen und am internationalen Honigwettbewerb des 47. Apimondia-Kongresses in Ufa teilnehmen. Der Imkerverband zog ein positives Resümee zum Pilotprojekt, an dem sich trotz der schlechten Frühjahrsernte insgesamt 16 der 19 Mitgliedsverbände mit insgesamt 37 Losen beteiligt hatten, die alle verkehrsfähig waren und eine gute Qualität aufwiesen.
Quelle: Deutscher Imkerbund e. V. (ots)