Liebe geht DOCH durch den Magen: Dichtung und Wahrheit eines Urlaubsflirts
Archivmeldung vom 30.08.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.08.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer eine Reise tut, der kann nun eben immer viel erzählen. Niemand sagt allerdings, dass er sich dabei wirklich an die Wahrheit halten müsste.
Mona ist zurück. Irgendjemand hatte Dich bereits anlässlich einer zufälligen Begegnung auf der Straße darüber unterrichtet. Du kannst also nicht mehr behaupten, Du hättest es nicht gewusst. Mit anderen Worten: Es gibt keine Entschuldigung für Deine Dummheit, den Telefonhörer abzunehmen, ohne auf das Display zu sehen. Alles, was nun kommt, hast Du Dir selbst zuzuschreiben … Und natürlich kommt viel – viel Gerede, schnell, übermütig. Mona war, ist und bleibt ein sprudelnder Quell für alle in ihren Augen wirklich wichtigen Geschichten, was natürlich die sind, in denen sie die Hauptrolle spielt.
Sie war in Portugal. Aha. An der Algarve. In einem Ort, dessen Namen völlig unverständlich ist, da Mona versucht, ihn portugiesisch auszusprechen. Das muss natürlich schief gehen bei einem Menschen, der schon Frankfurt zu „Frangckfuert“ macht.
Wie auch immer. Es war phantastisch. Natürlich war es das. Wenn Mona Urlaub macht, dann MUSS es zwangsläufig einfach toll werden. Das ist ein Naturgesetz. Genauso wie der Umstand, dass sich immer alle Männer unsterblich in sie verlieben, weshalb sie stets eine ganze Armee gebrochener Herzen zurücklässt und man den Tag ihrer Abreise anhand eines sprunghaften Anstiegs der Selbstmordraten unter den einheimischen Männern, bevorzugt im heiratsfähigen Alter, datieren kann. Zumindest, wenn man ihren Erzählungen glaubt.
Aber dann ist da auch immer der eine, den sie fast geheiratet hätte (sie ihn, er sie sowieso!). Doch irgendein schreckliches Schicksal tritt dann regelmäßig dieser neuerlichen idealen Verbindung in den Weg und so kehrt Mona stets als das zurück, als was sie abgereist ist: als Single.
Diesmal, so dröhnt es in Dein Ohr, war es ein Arzt. Natürlich nicht irgendeiner, sondern ein glutäugiger (das sind sie immer; sie hat das aus ihren Heftromanen), schrecklich gutaussehender, enorm reicher und bis zum Wahnsinn in sie verliebter Arzt, den sie kennengelernt hatte, als ihre Freundin Hella, die sie wieder einmal begleitet hatte, sich an dieser Monsterolive verschluckt hatte und es Mona selbstredend gelungen war, sie durch überaus professionelle Anwendung des Heimlich-Manövers dem Tode zu entreißen, sie aber doch einen Arzt benötigte, da ihr die Sinne nur so dahingeschwunden waren und sie ohnmächtigst zu Boden gegangen war.
Glücklicherweise war der Retter nicht fern und sein Name war natürlich Jorge gewesen (gibt es einen anderen Vornamen für portugiesische Männer?). Wie es ihm gelungen war, Hella noch zu versorgen, wo er doch fast kopfüber zuerst in Monas unglaublich schlammbraune Augen abgetaucht und dann beinahe in ihr ausverkaufsmäßig präsentiertes Dekolleté geplumpst war, gehört eindeutig in die Abteilung „Wunder der Medizin“. Jedenfalls hatte sie Hella und ihn ins Krankenhaus begleitet. Und während die unglücklich ohne Bewusstsein vor sich hindämmernde Freundin eben unglücklich und ohne Bewusstsein vor sich hindämmerte, war es Jorge gelungen, neben dem Retten einiger weiterer Leben sein eigenes voll und ganz der Liebe zu Mona hinzugeben und mit ihr Dinge zu tun, die wohl ein inniger, um nicht zu sagen: intimer Ausdruck dieses ebenso heftigen wie unverzeihlichen Anfalls schlechten Geschmacks waren.
Aber ACH …! Es konnte doch auch diesmal nichts daraus werden, weil …
Du legst den Hörer beiseite und wirfst erst einmal Deine Espressomaschine an, während es in der Ferne aus Mona heraus lindströmt, sie eifrig weiter vor sich hin pilchert und Dein ihr böswillig entrissenes Ohr mit herzzerreißenden Geschichten zu erschüttern versucht. Es ist Dir wirklich egal. Du hast diese Geschichte schon so oft gehört; es wechseln Namen, Berufe und Orte, manchmal ist es am allerstrahlendsten und sonnigsten Tag und manchmal in wahlweise schwül-tropischen oder empfindlich kalten Nächten, wenn die große Liebe wieder einmal zu- und selbstverständlich konsequent daneben haut. Das macht keinen Sinn und das macht keinen Spaß, denkst Du, während Du Zucker in den mittlerweile fertigen Espresso gibst und dabei den Telefonhörer betrachtest, aus dessen Unterseite noch immer monaeske Laute dringen.
Du willst diesen Quatsch nicht mehr hören. Du würdest nicht einmal die Wahrheit hören wollen … oder?
Doch, eigentlich schon. In diesem Augenblick greifst Du Dir den Hörer und flötest in die Sprechmuschel: „Oh, Mona, wie schade. Wie schade für dich. Wie schade für ihn. Wie schade für euch beide. Und wie schade für mich, dass ich jetzt leider keine Zeit mehr habe, mir all diese unglaublich beeindruckenden und faszinierenden Erlebnisse anzuhören. Aber bedauerlicherweise muss ich jetzt noch aus dem Haus. Ich danke dir SO für deinen Anruf, Liebes. Danke. Bis bald, ja? - Bussi. Bussibussibussi. Tschüss.“
Du legst auf, nur um nach einigen Minuten, in denen Du Hellas Nummer gesucht und gefunden hast, selbige zu wählen. Es klingelt in der Leitung – und Du hast Glück. Sie ist zuhause.
„Oh, Hella“, beginnst Du scheinheilig, „ich bin ja so froh, dass ich dich erreiche. Ich habe mir SOLCHE Gedanken um dich gemacht.“
„Um mich?“ Die Angesprochene ist sichtlich verwirrt.
„Ja, Mona hat mich angerufen und mir erzählt, dass du in Portugal fast gestorben bist. Aber glücklicherweise war da ja dieser tolle junge Arzt, Jorge ...“
„Wer? Was? - Wovon, bitte, redest du?“
„Na, Jorge, der tolle junge Arzt, der dich gerettet und sich unsterblich in Mona verliebt hat ...“, hilfst Du ihr auf die Sprünge.
„Ah … okay.“ Das ist alles, was sie dazu sagt. Was Dich selbstverständlich fürchterlich ärgert. Also versuchst Du es noch einmal.
„Und es geht dir wirklich wieder richtig gut, du Arme?“ heuchelst Du in den Hörer.
„Ja, danke. Es geht mir gut. Es ging mir auch immer gut. Das war alles ein bisschen anders, weißt du?“
Nein, Du weißt nicht. Aber Du MÖCHTEST es wissen. Daher sagst Du: „Ich bin ja SO beruhigt, das zu hören. Ich hatte, ehrlich gesagt, schon ein wenig den Verdacht, als Mona mir sagte, dass sie sich nicht um diesen wunderbaren Arzt kümmern konnte, weil sie sich ja die ganze Zeit um dich kümmern musste ...“
Und Hella beißt an: „Ach, sagt sie das?“
„Ja. So ungefähr. Ich kann es nicht wörtlich wiederholen ...“, gibst Du zu. Selbstverständlich kannst Du das nicht, denn Du hattest ihr schließlich nicht zugehört.
„Gut, also … Weißt du, ich bin ...“, Hella räuspert sich, „Ich bin schon ein bisschen verärgert über Mona, wenn ich das höre. Es war ganz anders, weißt du? - Du sagst es aber keinem, oder? Ich weiß nicht, warum Mona erzählt, was sie erzählt, aber ich will nicht den Eindruck erwecken, dass sie lügt oder so ...“
„Nein, nein“, versicherst Du schnell, „das würd' ich NIE denken. Sie wird ja ihre Gründe haben ...“
„Ja, die hat sie wohl“, Hella seufzt.
„Also“, fährt sie dann fort, „wir hatten nur einmal mit einem Arzt zu tun. Und der war nicht jung. Ob er sich in Mona verliebt hat, weiß ich nicht. Ich halte es nicht für unmöglich … aber auch nicht wirklich für wahrscheinlich. Denn sie hat sechs Stunden lang gekotzt wie ein Reiher. Was sicher nicht ihre Vorzüge betont hat.“
„Die Arme!“ Als Du das sagst, gibt Dir eine innere Stimme einen Tritt in den Hintern für Deine heuchlerische Haltung. „Was ist denn bloß passiert?“
„Naja“, Hella macht eine Pause und Du stellst Dir vor, wie sie die schmalen Schultern zuckt, „was eben mit Menschen passiert, die in Portugal Urlaub machen, aber nicht portugiesisch verstehen und trotzdem im Restaurant die Speise- und Getränkekarte rauf und runter bestellen und alles, was kommt, wirklich in sich versenken, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie keine Ahnung haben. - Das Essen war sicher in Ordnung und die Getränke auch. Es war ein Problem der Mischung … und der Menge. Sie haben sie wirklich ins Krankenhaus schaffen müssen und ich habe ihr dann in den nächsten sechs Stunden wahlweise die Hand oder den Kopf gehalten … je nachdem.“
Dazu fällt Dir nichts ein. Nicht einmal etwas Hämisches, wie Du erstaunt feststellst. Deshalb sagst Du nur „Oh!“.
„Ja, so war das. Und vermutlich mag sie das nicht gerne erzählen. Kann man ja auch verstehen“, resümiert Hella schließlich.
Ja, irgendwie kann man das verstehen. Und sogar Du kannst es …
Du beendest Dein Gespräch. Während Du Dir noch einen Espresso gönnst, stellst Du fest, dass Dein Unwillen Mona gegenüber verflogen ist. Nicht, dass Du wirklich Mitleid mit ihr hättest. Nein, das wäre zu viel verlangt. Aber Mitgefühl. Ein ganz klein wenig.
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Espresso mit Orangensaft und Vanille
Rezept für 2 Portion
Zutaten:
1 dl Bio Orangensaft
3 cl Sirup (Vanille-)
45 ml Espresso
4 Würfel Eis
Zubereitung:
Orangensaft, Vanillesirup und Eiswürfel in einen Mixbecher geben. Einen frisch zubereiteten Espresso dazu geben, mit einem Blender oder Mixer ca. 10-20 sec. schaumig mixen. In kleinen Degustations- oder Shotgläsern servieren.
Arbeitszeit: 5 Min.
Sanbitter mit Espresso
Rezept für 1 Portion
Zutaten:
1 dl Limonade, (Sanbitter)
25 ml Espresso, sehr starker (Ristretto)
4 Eiswürfel
Eis in ein Longdrinkglas geben, Sanbitter reingeben, einen frisch zubereiteten Ristretto langsam über die Eiswürfel fließen lassen damit es eine Schichtung gibt. So servieren und zum Trinken alles umrühren, damit sich die zwei Bestandteile vermischen.
Arbeitszeit: 1 Min.