Olivenöl-Panscher mixten auch für Rewe
Archivmeldung vom 17.06.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserEin Lebensmittelskandal um gepanschtes Olivenöl aus Italien zieht weitere Kreise. Neben Olivenöl-Marktführer DeOleo ("Bertolli", "Carapelli-Firenze") war offensichtlich auch die deutsche Supermarktkette Rewe Kunde eines unter Betrugsverdacht stehenden Öllieferanten. Das berichtet der stern in seiner am Mittwoch erscheinenden Ausgabe.
Seit 2012 ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft gegen eine Gruppe von Olivenöl-Großhändlern um das Unternehmen Azienda Olearia Valpesana (AOV). Die Firma mit Sitz nördlich von Siena steht im Verdacht, im großen Stil Olivenöl unterschiedlicher Herkunft als italienisches Öl fehletikettiert sowie minderwertige, teils ranzige Öle verschnitten und als Spitzenqualität "extra vergine" verkauft zu haben. Große Mengen Öls sollen dabei auch in den Export gegangen sein. In Kürze soll in Siena der Prozess gegen neun Angeklagte beginnen.
Die Namen von Endabnehmern nannten die Behörden bislang nicht. Nach Informationen des stern taucht in den Ermittlungsunterlagen aber der Name Rewe auf. So wurden bei einer Durchsuchung im Frühjahr 2012 in den Räumen der AOV etwa Mischanweisungen eines Zwischenhändlers für ein für Rewe bestimmtes Öl beschlagnahmt. Bei der Rewe-Rezeptur handelte sich um eine Mixtur aus acht verschiedenen Öl-Qualitäten, darunter Lampantöl aus Spanien, das für den Verzehr ungeeignet ist. Lampantöle sind nicht notwendig gesundheitsschädlich, doch immer ranzig.
Ob das Öl tatsächlich in die Flaschen und in den Verkauf kam, kann Rewe nicht beantworten. Die Supermarktkette bestätigt zwar den Vertrag mit dem Zwischenhändler, kann die gesamte Lieferkette aber nicht nachvollziehen. Ob und in welchem Umfang der Zwischenhändler "mit der Ölhandelsfirma AOV zusammengearbeitet hat, einzieht sich unserer Kenntnis", gibt Rewe an.
Bekannt wurde, dass die Olivenölfirma DeOleo ("Bertolli") bei der Panscherfirma AOV Ware bezog - im Jahr 2010 etwa vier Millionen Liter, 2011 und 2012 dann geringere Mengen. Das Öl sei "echt und unbedenklich" gewesen, gibt DeOleo auf stern-Anfrage an.
Der Öl-Großhändler Azienda Olearia Valpesana lehnte einen Kommentar mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen ab.
REWE widerspricht dem heute vom stern online veröffentlichten Artikel "Olivenöl-Panscher mixten auch für REWE"
Insbesondere die Behauptung bei der REWE-Rezeptur handele es sich um eine Mischung aus acht verschiedenen Öl-Qualitäten, darunter Lampantöl, ist sachlich falsch.
REWE definiert in seinen Verträgen mit Lieferanten, Zwischenhändlern oder Abfüllern klare Qualitätsanforderungen, die sowohl durch den Vertragspartner als auch durch die unternehmenseigene Qualitätssicherung in Zusammenarbeit mit renommierten Fachlaboren kontrolliert werden. Der Einsatz von minderwertigem Lampantöl ist dabei grundsätzlich untersagt.
Für den fraglichen Zeitraum liegen zudem eigene Untersuchungsergebnisse vor, die keinerlei Abweichungen oder gar Rechtsverstöße - die eine Sperrung der Ware zur Folge hätten - dokumentieren. Gleiches gilt für die dem Unternehmen zur Verfügung gestellten Untersuchungsergebnisse der Mother Lots. Somit gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Hinweise, die die stern-Behauptung "Olivenöl-Panscher mixten auch für REWE" stützen.
Ein weiterer Baustein der Qualitätssicherung sind unangekündigte Audits - bei allen Olivenöl-Vertragspartnern: Alle dabei überprüften Rückstellmuster waren unbedenklich und voll verkehrsfähig. Bei der parallelen Überprüfung der Warenströme ergaben sich zudem keinerlei Hinweise auf den Einsatz minderwertiger Öle oder auf Geschäftsbeziehungen zur Ölhandelsfirma Azienda Olearia Valpesana (AOV).
Schließlich betont die REWE, dass auch keine Verträge oder sonstige Geschäftsbeziehungen zu AOV bestanden oder bestehen.
Die genossenschaftliche REWE Group ist einer der führenden Handels- und Touristikkonzerne in Deutschland und Europa. Im Jahr 2012 erzielte das Unternehmen einen Gesamtaußenumsatz von rund 50 Milliarden Euro. Die 1927 gegründete REWE Group ist mit ihren 328.000 Beschäftigten und 15.500 Märkten in 13 europäischen Ländern präsent. In Deutschland erwirtschafteten im Jahr 2012 rund 226.000 Mitarbeiter in rund 11.000 Märkten einen Umsatz von 36 Milliarden Euro. Zu den Vertriebslinien zählen Super- und Verbrauchermärkte der Marken REWE, REWE CENTER, REWE CITY, toom und BILLA, der Discounter PENNY sowie die Baumärkte von toom Baumarkt und B1 Discount Baumarkt. Zur Touristik gehören unter dem Dach der DER Touristik die Veranstalter ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg sowie Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen sowie die Geschäftsreisesparte FCm Travel Solutions und über 2.100 Reisebüros (u.a. DER Reisebüro, DERPART), die Hotelketten lti hotels, Club Calimera und PrimaSol Hotels und der Direktveranstalter clevertours.com.
Quelle: Gruner+Jahr, stern / REWE (ots)