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Liebe geht DOCH durch den Magen: Mit Schirm, Charme und Melone

Archivmeldung vom 22.06.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.06.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

So ist das mit vielen leckeren Dingen: Sie wecken in uns Erinnerungen. Leider ist das aber mit der Vergangenheit so eine Sache … Manchmal ist es besser, ihr nicht wieder zu begegnen, nicht einmal in den eigenen Gedanken. Erst recht nicht, wenn wir nicht mit ihr allein sind.

Auf der Anrichte in der Küche liegt ein Schirm. Der hat da wirklich nichts zu suchen. Also fragst Du Robert, Deinen Ehemann, wie das Ding dorthin kommt. Denn er ist der Einzige, der es wissen kann …
„Nach den Fluten, die während der letzten Tage runtergeprasselt sind, sollten wir in jedem Fall einen dabei haben“, erklärt er und schließt zur Sicherheit ein „Oder nicht?“ an.

Doch, Du gibst ihm recht. Das ist vernünftig und das ist praktisch gedacht. Er lächelt. Und wenn Du ihn so aus den Augenwinkeln beobachtest, fühlst Du einmal mehr, welches Glück Ihr habt, einander gefunden zu haben.
Diese Momente der Erkenntnis, stellst Du fest, sind seltener geworden. Es ist nicht seine Schuld. Es ist Deine. Du hast Dich zu sehr gewöhnt an ihn und Dir wird zu selten klar, wie außergewöhnlich er ist, Eure Beziehung ist. Aber Du hast es nicht vergessen. Du wirst es nie vergessen …

„Willst Du die Melonen und den Schinken so mitnehmen oder irgendwas schon vorbereiten?“ fragt er jetzt und hat diesen desorientierten Verrückter-Wissenschaftler-Blick im Gesicht, den Du so niedlich findest – und ziemlich beeindruckend für jemanden, der weder ein Wissenschaftler ist, noch verrückt.
Naja, zumindest ist er sicher kein Wissenschaftler. Über den Rest könnte man manchmal streiten.

„Ich mach das alles, wenn wir da sind, sonst gibt’s noch irgendein Unglück. Oder wenigstens ist dann nichts mehr frisch“, antwortest Du ihm und er nickt.

Ihr bereitet Euch vor auf den Aufbruch zu einem Spieleabend bei und mit Freunden. Jeder bringt dazu etwas Essbares mit. Ihr habt Euch beim letzten Mal bereit erklärt, für die Vorspeise zu sorgen. Und nach einiger Überlegung ist die Wahl dann auf Melone mit Schinken gefallen; das ist schnell, frisch, einfach, unkompliziert, einigermaßen leicht zu transportieren – kurz: wirklich eine gute Idee. Außerdem hattet Ihr das schon lange nicht mehr. Genau genommen, seit …

„Weißt du noch, wann wir zuletzt Melone hatten?“ Du kannst Dich nicht wirklich erinnern.
„Gute Frage. - Wart' mal … Gott, das ist ewig her. - Amerika?“ mutmaßt er und zieht die Brauen in die Höhe.
„Kann nicht sein. Nicht so lange. Das wären ja … das wären ja um die fünf Jahre“, stellst Du nach kurzem Überschlag fest.

Damals wart Ihr Gäste eines Bekannten gewesen, eines Musikprofessors an der Universität von Salt Lake City. Und wie es sich gehört, hatten Euch seine Freunde zu sich eingeladen und eine Party für Euch ausgerichtet – wofür Ihr Euch wiederum bei den Gastgebern mit einem selbst gekochten italienischen Essen bedankt hattet: Melone und Schinken zur Vorspeise, Pasta mit Pilzen in einer Nuss-Sauce als Hauptgericht, Gelatti zum Dessert.
Eure neuen Freunde, die – sobald Ihr den Rücken gekehrt hattet und nach Hause geflogen wart – jegliches Interesse an der Beziehung zu Euch verloren hatten, waren schließlich des Lobes ebenso voll gewesen wie des Essens und hatten das alles auf eine sehr europäische Art exotisch gefunden … was immer das auch bedeuten mag.
Allerdings hattet Ihr auch auf eine sehr amerikanische Weise exotisch gefunden, was sie Euch zuvor serviert hatten: Huhn mit grünem Spargel, dazu süße Brötchen mit Marmelade.

„Stimmt. Das ist ewig her. Aber ich bin ziemlich sicher, dass ich seitdem keine Melone mehr angefasst habe“, unterbricht er Dich in Deinen Gedanken.
Fast hättest Du geantwortet „Ich schon.“; es ist gut, dass Du es Dir gerade noch verkniffen hast. Denn er weiß nichts davon. Und es ist besser, wenn er es nie erfährt.
Nicht, dass wirklich etwas gewesen wäre zwischen Dir und diesem anderen Mann. Nicht wirklich. Nicht physisch. - Okay, von einigen Berührungen abgesehen und zwei Küssen.

Du hattest ihn in einer Buchhandlung kennen gelernt und warst mit ihm ins Gespräch gekommen. Dann hattet Ihr zusammen einen Kaffee getrunken. Seit Robert hattest Du keinen Menschen mehr getroffen, der so interessant war, mit dem es so viel Spaß machte, zusammen zu sein. Und Dein Ehemann war nicht da; er hielt ein Seminar in Norddeutschland ab.
Also warst Du allein und gelangweilt und fühltest Dich ein wenig verlassen … und so verwundbar, wie einen Menschen nur die Erkenntnis des eigenen Alters machen kann, wenn man erst einmal die Fünfzig hinter sich gelassen hat. Andere sehen es Dir nicht an. Du Dir schon. Weil Du nicht nur im Spiegel wahrnimmst, was auch alle anderen bemerken, sondern das, was Du fühlst. Es ist in Deinem Kopf und wenn Du in Deine eigenen Augen siehst, dann starrt es Dich an … Die Spiegel sind nicht immer sehr nett zu Dir.
Robert schüttelt den Kopf, wenn Du dazu eine Bemerkung machst. Das ist sicherlich süß von ihm. Und er meint es ernst. Aber es ist auch traurig. Es macht Dich manchmal einsam …

Das Gefühl der Einsamkeit kann einen zu allen möglichen Dingen treiben. Noch bevor Du richtig bemerkt hattest, dass es bereits eine Beziehung gab zwischen Dir und diesem Fremden, da nahm selbige ein Tempo auf, dass Dich fast aus den Schuhen katapultierte.
Wenige Stunden nur, die Ihr zusammen wart, erschienen unendlich lang, wie ein Leben – ein anderes Leben, eines auf das Du gewartet hattest, dass Du vielleicht schon gelebt hattest, ohne es zu wissen. Und seine Anwesenheit machte es plötzlich bewusst, machte es real.

Am dritten Tag die Einladung zum Essen. Es war Spätsommer gewesen und heiß und Du hattest ohnehin keinen Appetit gehabt. Ein Umstand, den Du hattest nutzen wollen, um ein paar Tage lange „schlank“ zu leben.
Daher Melone und Schinken. Und Weißwein. Ein guter Wein … der trotzdem in den Kopf ging. So ein wenig Frucht und geräuchertes Fleisch ist keine sehr massive Grundlage für Alkohol.

Dann war sein Gesicht ganz nahe an Deinem gewesen. Du wusstest, was kommen würde. Er seinerseits wusste, dass Du verheiratet warst. Trotzdem … trotzdem warst Du sicher, dass er Dich fragen würde. Und vermutlich hättest Du es ihm sogar übel genommen, wenn er es nicht versucht hätte.
„Sag' mal ...“. seine Stimme war ein Flüstern an Deinem Ohr gewesen, „glaubst du, dass wir ...“
„Nein“, hattest Du geantwortet und warst erstaunt gewesen, dass das Wort so fern geklungen hatte, so verloren, so bedeutungslos.
„Bist du sicher? Ich meine … wir könnten doch ...“, hatte er es noch einmal versucht.
„Nein.“ Dieses Mal war es schon fester gewesen.
„Bestimmt nicht?“
„Nein.“ Du hattest Dich plötzlich wie in einem Märchen gefühlt: Du hattest dreimal „Nein“ gesagt und damit den Bann gebrochen. Gleichzeitig warst Du damit in die Realität zurückgekehrt … In dieser Wirklichkeit hatte er ausgesehen wie ein kleiner verlorener Junge. Deshalb hattest Du ihn geküsst. Dann warst Du aufgestanden und gegangen. Dein letztes Wort war „Danke“ gewesen. Und Du hattest es ehrlich gemeint.

Robert rangiert mit den zwei Melonen und holt den Schinken aus dem Kühlschrank, packt alles auf die Anrichte, um es in Eurem mittelgroßen Korb zu verstauen.
Etwas an der Art, wie er sich bewegt, hat Dich schon immer fasziniert. Du siehst ihm gern zu. Nun nimmt er den Korb in die eine und den Schirm in die andere Hand, schaut Dich an, lacht plötzlich und sagt: „Na, wenn das nicht zu Dir passt: 'Mit Schirm, Charme und Melone'!“
„Das macht mich dann wohl zu Emma Peel“, stellst Du fest.
„Sei vorsichtig“, mahnt Dein Mann, „allein die Tatsache, dass Du das weißt, verrät etwas über Dein Alter.“
„Pfui, Du hast das A-Wort gesagt“, beschwerst Du Dich.
„Als könnte Dir das nicht völlig egal sein“, meint er aufgeräumt. „Nimmst Du mal den Schirm?“
Du versuchst ein Lächeln, doch es verrutscht Dir offenbar, denn er fragt Dich: „Ist alles in Ordnung?“
Du nickst. Aber als er Dir den Schirm reicht, seht Ihr beide, dass Deine Hände zittern.

Robert sieht Dich besorgt an. „Was ist denn?“
Du schüttelst den Kopf. Dein zweiter Versuch zu lächeln gelingt Dir wenigstens. „Das ist das Alter“, sagst Du, „sonst nichts.“
Sein Blick ist noch immer voller Sorge und Zweifel. Du lachst. Wie Dir das gelingt, weißt Du selbst nicht zu sagen. Aber Du bist froh darüber. Nun lacht er auch.
Er lacht ...

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Sommerliches Carpaccio mit Rohschinken und Melone

Rezept für 2 Portion
Zutaten

1 kleine Melone(n), z.B. Cantaloupe oder Honigmelone
200 g Parmaschinken oder anderer feiner Rohschinken
50 g Parmesan am Stück
2 EL Zitronensaft
4 EL Olivenöl
n. B. Meersalz und schwarzer Pfeffer

Zubereitung:
Die Melone putzen und in Scheiben schneiden. Den Parmesan mit dem Sparschäler hobeln.

Den Zitronensaft mit dem Olivenöl aufschlagen und mit wenig Salz und Pfeffer abschmecken.

Portionsteller mit Rohschinken auslegen, Melone und Parmesan darauf verteilen und das Ganze mit der Sauce beträufeln. Noch einmal mit Pfeffer bestreuen und sofort servieren.

Dazu Baguette oder Ciabatta servieren.

Arbeitszeit: ca.10 Min.

Feurige Melonen - Tomaten - Kaltschale

Rezept für 4 Portion
Zutaten

1/2 Melone(n), (Wassermelone)
4 Tomate(n)
8 Zweig/e Thymian
1 EL Olivenöl
1 Schuss Weißweinessig
1/2 TL Cayennepfeffer
Meersalz und schwarzer Pfeffer

Zubereitung:
Die Melone vierteln und entkernen. Das Fruchtfleisch von der Schale lösen und in kleine Stücke schneiden. Die Tomaten waschen, den Stielansatz entfernen und die Tomaten in Stücke schneiden. Die Thymianzweige waschen und trocken schütteln, die Blättchen abzupfen.

Alles in ein hohes Gefäß geben und feinst pürieren. Mit Cayennepfeffer, Pfeffer und Salz abschmecken. Gut gekühlt servieren.

Tipp: Reste kann man mit einem weiteren Schuss Essig prima als Dressing für einen Rucola-Mozzarella-Salat verwenden.

Arbeitszeit: ca.15 Min.

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