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Liebe geht DOCH durch den Magen: ... und durchgeschmort

Archivmeldung vom 12.04.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Wenn manche Menschen keinen Appetit zeigen, so muss die Ursache nicht eine Krankheit sein. Es ist auch denkbar, dass sie einfach satt sind, da sie sich unbemerkt anderweitig bedienen konnten - was übrigens für jede Art von Appetit zutrifft.

Es lag eindeutig nicht am Wetter. Zumindest nicht im eigentlichen Sinn des Wortes, denn metaphorisch gesehen konnte man durchaus den Vergleich mit Donner, Blitz und Hagelschlag bemühen – aber eben auch nur auf dieser Ebene. Das ist schade, denn es ist immer gut, wenn man schnell einen Schuldigen findet und klimatische Kapriolen eignen sich dazu meist ganz hervorragend. Doch obwohl sich die Wetterlage des Tages nicht gerade phantastisch anließ, war sie trotzdem nicht wirklich schlecht und für das geplante Grillvergnügen durchaus in Ordnung.

Der Abend fing ja auch ganz gut an. Die Gäste schienen bester Laune, es standen ausreichende Mengen flüssiger und fester Nahrung zur Verfügung, die jeweils mit Eifer genutzt wurden. Frederik grillte entsprechend fleißig vor sich hin, während Melanie gemeinsam mit ihrer Freundin Katja versuchte, ihren Bruder Jonas mit einer der speziell zu diesem Zweck eingeladenen ungebundenen Frauen zu verkuppeln, um das geheime Ziel der Aktion, der der Codenamen “Animalischer Magnetismus” verliehen worden war, zu erreichen.

Irgendwie hatte es den größten Teil des Abends aber doch eher den Anschein, als wären die Würstchen und Steaks auf dem Grill das einzige Tierische … und auch von natürlicher Anziehungskraft war nicht besonders viel zu erkennen, wenigstens nicht hinsichtlich des ebenso nichtsahnenden wie unfreiwilligen Freiers und der Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts.

Da Dein Anteil am Gelingen des Abends mit der Anlieferung und Präsentation der Getränke getan war, nahmst Du Dir Zeit, das Mysterium um Jonas' Problem als amourös schwer Vermittelbarem näher zu untersuchen.
Aus einer sicheren Beobachterposition heraus konntest Du miterleben, wie über kurz oder lang die von Melanie oder Katja angebahnten Gespräche mit den potenziellen zukünftigen Frauen in seinem Leben abebbten, versandeten – kurz: meist früher als später ein mehr oder minder rühmliches Ende fanden.
Und so lag schließlich Eure ganze Hoffnung auf einer gewissen Jenny, die Jonas Schwester aus ihrem Pilates-Kurs kannte und nach eingehender Prüfung auf die Liste der Kandidatinnen gesetzt hatte. Sie war die Letzte von allen und irgendwie schien sie nicht nur dadurch zur Hoffnungsträgerin prädestiniert. Jenny war eine kleine, sportliche Frau mit wildem kastanienbraunem Haar und von größter Offenheit und Kommunikationsfreunde. Ihre bevorzugten Freizeitaktivitäten wiesen eine hinreichend große Schnittmenge mit Jonas' Interessen auf, um beiden reichlich Gesprächsstoff zu geben.

Melanie brachte die beiden zusammen, verwickelte sie in eine Konversation und zog sich dann in dem Moment zurück, als sie sicher war, dass der Dialog sich fortsetzen würde. Sie ging zunächst hinüber zu Frederik und kam wenig später zu Dir, in Händen zwei Teller mit frisch gegrillten Steaks, ein wenig Salat und jeweils einer Scheibe Baguette für jeden von Euch.
“Wie lässt es sich an ?” fragtest Du, während Du ihr mit einem Nicken als Dank einen der beiden Teller abnahmst.
“Gut”, sagte sie, “gut. Sie reden jetzt über Kegeln. Jonas Kegelt. Jenny kegelt ...”
“Und ihre Namen fangen mit dem gleichen Buchstaben an. Das MUSS ein Zeichen sein”, konntest Du Dir nicht verkneifen anzumerken, obwohl Du Dir in dem Moment, als Du es sagtest, zu recht dumm vokamst. “Was war denn mit der Letzten? Die sieht doch wirklich nett aus und schnuckelig ...”
“Lisa? - Ich weiß, ich weiß. Sie IST auch total süß. Ehrlich gesagt, ich glaube, ich verstehe meinen Bruder nicht mehr.”

Ihr wart ein Stück zur Seite gegangen, wo – ein wenig verloren – ein metallener Gartentisch und drei passende Stühle standen und ihr hattet Euch dort so postiert, dass ihr Jonas und Jenny noch im Auge hattet.
“Sie lachen”, bemerkte Melanie erleichtert, während sie ihr Steak zerlegte. Ja, es sah alles ganz gut aus mit den beiden. Dir wurde mit einem Mal klar, wie hungrig Du warst und Du langtest kräftig zu.
Frederik kam zu Euch, ebenfalls mit Essen und mit drei Flaschen Bier.
“Wachablösung am Grill. Muss mal Pause machen. Erstens schwitze ich jetzt wie die Sau, zweitens will ich auch mal selbst was essen und nicht immer nur austeilen. Christian hat den Grill übernommen.”
Christian war einer seiner engsten Freunde. Sie kannten einander seit beider Schultagen und Frederik war nicht nur der Trauzeuge bei der Hochzeit seines Freundes mit Estelle, einer eher nordischen als südlichen Schönheit, gewesen, sondern auch zwei Jahre später Pate ihres ersten Kindes geworden.

“Geht da was?”, fragte Frederik mit vollen Backen und streckte wenig kultiviert seine Gabel in Richtung seines Schwagers Jonas.
“Wir hoffen es zumindest. Jenny ist gewissermaßen unsere letzte Hoffnung”, erklärtest Du ihm.
“Jenny … Is' das die Kleine von deinem Pilates-Ding?”
Melanie zog angesichts der Frage ihres Mannes die Augenbrauen hoch.
“Sie ist keine 'Kleine' und es ist kein 'Ding'”, bemerkte sie säuerlich.
Die Atmosphäre wies mit einem Mal leichte Störungen auf, die in Dir die Frage aufkommen ließen, wie viele Biere Melanie und Frederik wohl bereits getrunken haben mochten. Am liebsten wärest Du aufgestanden und fort gegangen, aber das wäre wohl kein gutes Signal gewesen. So blieb Dir nur, Dich ab- und Deine Aufmerksamkeit wieder Jonas und Jenny zuzuwenden … Doch das blieb zunächst bei einem Versuch, da Estelle zwischen Eurem Tisch und den beiden durch den Garten ging und somit kurzfristig den Blick versperrte.
Also folgten Deine Augen ihr für einen Moment – einesteils, das sie eine sehr attraktive Frau war, anderteils, weil Du eben ohnehin nach einer visuellen Ablenkung suchtest.

Sie verschwand hinter einem hohen Rhododenron. Dabei wurde Dir zum ersten Mal bewusst, wie groß dieser Garten tatsächlich war.
Als Du dann Deine Aufmerksamkeit wieder auf Jonas richten konntest, drehte sich Jenny gerade lächelnd von ihm fort und ließ ihn stehen.
“Mist”, entfuhr es Dir.
Frederik und Melanie, die eben noch irgendetwas zänkisch Klingendes miteinander geredet hatten, verstummten und wandten Dir ihre Aufmerksamkeit zu.
“Was ist?” wollte Frederik wissen und seine Frau beantwortete die Frage im gleichen Moment: “Sie geht.”
“Wer?” Es mussten bereits einige Biere in Frederiks Magen gelandet sein, denn gemeinhin war er nicht so begriffsstutzig.
“Jenny”.
“Oh ….”, mehr sagte er nicht, sondern machte sich wieder über sein Essen her.

Melanie erhob sich. “Ich werde mit Jenny reden. Mal sehen, vielleicht ist ja doch alles in Ordnung”, und so verschwand sie in Richtung ihrer Terrasse, wo sich ihre Freundin gerade auf den Stufen der Treppe zum Garten niedergelassen hatte.
Da Frederik noch immer mit Essen beschäftigt war und ohnedies nicht übermäßig interessiert wirkte, kam Dir der Gedanke des Versuchs eines unverfänglichen aber die Situation erhellenden Gesprächs mit Jonas. Ohne weiteren Kommentar zogst auch Du Dich von dem Tisch zurück.

Dummerweise setzte auch Jonas sich gerade in Bewegung und zwar in Richtung des Hauses. Vielleicht, so dachtest Du, wollte er zur Toilette. Du könntest ihm dort auflauern und so tun, als seist Du ganz zufällig gerade auf ihn gestoßen … ja, das war eine gute Idee.
Doch schon nach wenigen Schritten wurde Dir klar, dass es ihn in eine andere Richtung zog. Er bog nach rechts ab und blieb bei Katja stehen, um mit ihr zu reden.
Gut, dachtest Du, dann würdest Du also wieder zurück zu Deinem halb verzehrten Steak gehen und ihm den Rest geben, bis Du Jonas allein erwischen konntest. Schließlich wolltest Du es nicht mehr als nötig mit Sahara-Staub bedeckt wissen.

Als Du Dich umwandtest, wurdest Du fast von Frederik umgerannt, der offensichtlich beschlossen hatte, seine Pause zu beenden und zum Grill zurückzukehren, wo er seine Ruhe und noch ein Bierchen haben konnte. Er sagte kein Wort und stürmte einfach an Dir vorbei.
Wie Du feststellen musstest, hatte er aus unerfindlichen Gründen die Teller und Flaschen auf dem Tisch verschoben.
Und da auch Melanie ihr Steak nur halb gegessen hatte, stellte sich nun die Frage, welcher Teller wohl zu wem gehören mochte.
Während Du noch darüber nachdachtest, sahst Du aus den Augenwinkeln Jonas an Dir vorbeigehen und dachtest “Gut, dann werde ich ihn mir gleich vorknöpfen können”. Was immer ihn auch antrieb, er bewegte sich von den anderen fort und somit stand einem Gespräch unter vier Augen nichts mehr im Weg …. Du wolltest nur erst Dein Steak essen … wenn Du nur wüßtest …

Dein Blick wanderte zur Treppe, wo Melanie sich nun neben Jenny niedergelassen hatte und mit ihr sprach, dann zurück zu den Tellern auf dem Tisch … und dann in die Richtung, in die Jonas gerade gegangen war.

Es war einer dieser Momente der Erleuchtung, die in Filmen wahlweise durch dramatische Paukenschläge oder himmlisches Engelsgezirpe begleitet werden. Wenn Du Dich seiner erinnerst, glaubst Du ganz sicher zu sein, dass sich die Erkenntnis in dem Satz offenbarte: “Kein Wunder, dass er keinen Appetit hat. Wenn er doch längst vom Teller eines anderen isst”; doch dieser Anfall bildlichen Denkens mag ein nachträglich geschaffener Mythos sein.

In jedem Fall war Dir nun klar, dass Jonas sehr zielstrebig genau zu jenem Rhododendron gegangen war, hinter dem sich zuvor Estelles Spur verloren hatte. Was das bedeutete, war nicht schwer zu erraten.
Die Frage war: Was tun?

Die Antwort darauf wurde in dem Augenblick sehr einfach, als Du Estelles Mann mit großen Schritten über den Rasen stürmen sahst und ihm instinktiv folgtest, da bereits zu erahnen war, dass sich hier Unheil anbahnte.
Was im Einzelnen hinter diesem Gebüsch geschah, ist kaum mehr zu rekonstruieren. Belassen wir es also bei der bereits zitierten Metapher und stellen fest, dass es zu heftigen Entladungen kam, da – und diese sei noch hinzugefügt – dem sich mit Recht gehörnt fühlenden Christian sämtliche Sicherungen mit einem Mal durchschmorten.
Du kamst bei dem Versuch, die beiden Kontrahenten auseinanderzubringen, im wahrsten Wortsinn mit einem blauen Auge davon, einer Rippenprellung und einer verstauchten Hand. Zwischen Jonas und Christian wurde in bester Tradition alter Ritterepen Blut vergossen. Es hätte, alles in allem, ohne Frederiks gleichermaßen beherztes wie brutales Eingreifen noch schlimmer werden können.

Wie sich inzwischen herausstellte, bestand die Beziehung zwischen Jonas und Estelle schon seit fast einem Jahr in stetigem Wechsel aus Annäherung und Distanzierung … womit wir wieder beim “Animalischen Magnetismus” wären, der leider zwischen den falschen Menschen wirkte.

Was ihre Ehe mit Christian betrifft, so könnte man etwas altklug und sich wiederum der Metaphern aus der Küche bedienend anmerken, dass sie wohl an der Oberfläche zu heiß, dafür jedoch nicht richtig durchgebraten gewesen war und sich daher letzten Endes als nicht wirklich genießbar erwiesen hatte. Aber – unter uns: Wer mag schon Metaphern?

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Senfsteaks mit Apfel - Gurken - Salat

Rezept für 2 Portionen
Zutaten

1 Salatgurke(n)
Salz und Pfeffer
1 Zitrone(n)
2 EL Olivenöl
5 TL Honig (nicht zu intensiv schmeckende Sorte)
2 Äpfel (Elstar, Gala o.ä.)
4 TL Senf, körniger
4 Steak(s), sehr dünne vom Schweinerücken oder Rouladen (gesamt 400 g)

Zubereitung:

Gurke waschen, in dünne Scheiben hobeln. Salzen und zugedeckt 10 Minuten stehen lassen. Äpfel waschen, vierteln, entkernen, in dünne Scheiben hobeln.

Zitronen auspressen. Saft mit Öl und 4 TL Honig verquirlen.

Gurke in einem Sieb gut abtropfen lassen, ggf leicht ausdrücken. Zu dem Äpfeln in eine Schüssel geben, mit der Zitronenmarinade vermengen.

Senf, 1 TL Honig und Pfeffer verrühren. Steaks salzen, auf einer Seite mit der Senf-Mischung bestreichen, längs zusammenlegen und mit Schaschlikspießen verschließen.

Grill oder Pfanne anheizen, leicht einfetten. Steaks von jeder Seite 1-2 Minuten braten.

Mit dem Salat servieren, Baguette dazu reichen.

Arbeitszeit: ca. 15 Min.

Jaromakohl-Koteletts

Rezept für 4  Portionen
Zutaten

2 Kopf Weißkohl (Jaromakohl)
Meersalz und Pfeffer, schwarz
Chiliflocken
n. B. Olivenöl

Zubereitung:

3 – 4 cm dicke Scheiben vom Kohl abschneiden. Von außen mit stabilen Spießen Löcher vorbohren und dann Holzspieße nachstecken, um die Scheiben zu stabilisieren. Die einzelnen Blätter sollten gut verbunden sein.

Beide Seiten mit Öl bepinseln und mit Salz, Pfeffer und Chiliflocken würzen. Von jeder Seite ca. 3 - 5 Minuten grillen.

Danach das Kohlkotelett zwischen den Holzspießchen zerteilen und als Häppchen servieren. Die Koteletts lassen sich auch in Öl in der Pfanne zubereiten.

Arbeitszeit: ca. 10 Min.

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