Liebe geht DOCH durch den Magen: Das Süße im Manne
Archivmeldung vom 26.01.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Wahrnehmung von Männern variiert in gewisser Weise zwischen den Geschlechtern. Während sich Männer gern selbst als hart und knackig sehen, haben Frauen da mitunter ganz andere Gedanken … die genauso wenig realistisch sind.
Sie sind rund und ein wenig aufgepufft und ihre Schonzeit endet während der Faschingswochen. Was insofern auch in Ordnung ist, da dies der Teil des Jahres ist, in dem sie sich auf das Erstaunlichste vermehren – schlimmer als die Karnickel. Dann belagern sie zu Dutzenden Bäckereitheken und -auslagen.
Sie sind bekannt als „Kreppel“ oder „Krapfen“, „Pfannkuchen“ oder auch „Berliner“. Davon wusste John F. Kennedy aber vermutlich nichts, als er sich öffentlich outete, ein solcher zu sein.
Mitunter tauchen auch exotischere Verwandte von ihnen auf, die wie Brezeln aussehen … oder ein wenig verdreht und „Kameruner“ genannt werden.
So weit, so gut. Oder besser: So weit hast Du es auch schon gewusst. Also ziehst Du die Augenbrauen nach oben, zuckst die Schultern, drehst die Handflächen nach oben und unterstützt damit die kurze aber berechtigte Frage: „Und?“
Dein Gegenüber lässt sich nicht beirren. Ihr Name ist Martina und sie ist eine von jenen Freundinnen, die stets und in zunehmendem Maße „langjährig“ aber nie „alt“ sind oder sein werden.
Nun rührt sie elegant in ihrer Kaffeetasse, so als hätte sie dafür mindestens ein halbes Jahr lang Unterricht bei einer Dame ältesten Adels genommen, führt das kleine, feine Porzellangefäß dann zum Mund, um in durchgeistigter Anmut so gut wie nichts daraus zu trinken, bevor sie fortfährt: „Und wie du ja sicher weißt, sind die meisten von diesen Dingern gefüllt. So wie der da“, wobei sie mit spitzem, frisch manikürtem, in einem dschungelroten Nagel endenden Finger auf den bereits leicht massakrierten Kreppel auf dem Teller deutet, der vor ihr auf dem Tisch steht.
„Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Und?“, entgegnest Du und versuchst nicht mehr wirklich, die Mischung aus Langeweile und Aggression in Deiner Stimme zu unterdrücken.
Martina sieht Dir kerzengerade ins Gesicht und stellt fest: „Deshalb sind sie die ideale Metapher für Männer.“
„Die Kreppel?“ fragst Du, nur um sicher zu gehen.
„Die Kreppel“, bestätigt sie und ihre Kuchengabel schlägt auf das unschuldige Gebäck ein, als gelte es, ihm den Teufel persönlich auszutreiben. Der in Fett Gebackene beginnt daraufhin, Kirschmarmelade zu verströmen.
„Ja. Siehst du?“ Martina blickt auf ihr persönliches kleines Schlachtfest, während Du ernsthaft überlegst, ob das alles schon ausreicht, einen Psychiater zu bemühen.
„Es ist nämlich so“, klärt Deine Freundin Dich nun auf, „dass alle Männer eigentlich ziemlich weich sind, egal, wie hart sie tun. Und in fast jedem steckt ein noch viel weicherer und süßer Kern. - Oder findest du nicht, dass Männer an sich süß sind …. zumindest die meisten?“
„Einige“, räumst Du skeptisch ein, „vielleicht.“
„Tu nicht so“, ein Teil des Zerquetschten wandert in Martinas Mund. „Fast jeder ist irgendwie süß auf seine Art. Aus dem einen kommt, wenn er dann den Mund aufmacht, eher so etwas Klebriges raus, wie aus dem hier“, und sie nimmt noch ein Stück, „aus anderen pure, verführerische Schokolade … und aus manchen sogar so etwas Schnuckeliges wie Eierlikör.“ Und sie fügt ein kaum hörbares, surrend-schnurrendes Geräusch an, das irgendwo zwischen „niedlich“ und „obszön“ angesiedelt ist.
„Und welche Variante davon bevorzugst du … um bei der Kreppologie zu bleiben?“ Es ist der wohlmeinende Versuch, den sich vor Dir ausbreitenden Schwachsinn besser zu verstehen, der Dich zu dieser Frage veranlasst.
Martina spitzt die Lippen, kneift die Augen einen Moment zusammen, um dem Vorgang des Denkens eine visuelle Note zu geben. Dann antwortet sie mit fester Stimme: „Schokolade. Definitiv. Und zwar innen und außen – also einfach nur süß und raffiniert. So wie Thomas.“
Der Name sagt Dir nichts, also hakst Du nach: „Thomas? - Ist mir was entgangen?“
„Das will ich doch sehr hoffen, Fräulein. Thomas ist 28, groß, sportlich, irre gescheit, hat einen phantastischen Job, einen Super-Wagen … er ist sooooo süüüüüüüüüüüüüß. Und er gehört mir. Ganz allein. Seit genau vier Tagen“, wirst Du aufgeklärt.
„Gratuliere. Dann feiert ihr ja demnächst Goldene Hochzeit. Und wo, wenn ich fragen darf, hast du dieses außergewöhnliche Exemplar männlichen Backwerks kennengelernt?“
„Du wirst es nicht glauben: Bei einem Faschingsball.“ Nun klatscht Dein Gegenüber begeistert in die Hände. „Ein Kostümball, weißt du. Ich hatte mich natürlich verkleidet, in diesem unglaublich tollen Nichts von einem Top, Augenklappe rechts, Capri-Hosen, Mörder-Stilettos ...“
„Klar. Typischer Pirat“, bestätigst Du.
„Freibeuter, um präzise zu sein. Oder besser: FreibeuterIN. Freibeuterin der Liebe“, flötet Martina mit nach innen gekehrtem Blick und einem beseelten Lächeln auf den Lippen, das unverkennbar zeigt, wie sehr sie allein durch die Erinnerung in Begeisterung versetzt wird. „Und er“, fährt sie fort, „war auch ein Pirat ...“ Und sie lacht.
„Freibeuter“, korrigierst Du, doch Deine Freundin schüttelt den Kopf.
„Nein, ein Pirat. So richtig kernig. Wie Errol Flynn. Quergestreift in Weiß und Rot, Augenklappe links ...“, sie kiekst, „ist das nicht IRRE?“
„Wahnsinn ...“, bekräftigst Du, denn Verrückten soll man nicht widersprechen, „und lass' mich raten: Stilettos …?“
Der Blick, der Dich trifft, ist vernichtend gemeint. Doch es bleibt bei der bösen Absicht. „Du bist doof“, rügt Martina.
Ja, denkst Du, eher mitleidig als betroffen, ich bin vielleicht doof. Aber Du bist immer noch und immer wieder ziemlich naiv. Hat Dir denn noch niemand verraten, dass es Kreppel zu Fasching auch mit Senffüllung gibt – von außen zum Anbeißen, aber echt eklig, wenn man sich darauf einlässt? Und wenn Du schon Männer mit Gebäck vergleichst, Schätzchen, dann solltest Du diese Tatsache auch ins Kalkül ziehen.
Doch Du sagst nur: „Viel Glück … und guten Appetit!“
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Krebbeln
Zutaten für 1 Portion
1250 g Mehl
½ Liter Milch
2 Würfel Hefe
200 g Rohrohrzucker
2 Pck. Vanillezucker
250 g Margarine, (weich)
3 Ei(er)
1 Schuss Rum
1 TL Salz
Zubereitung
Etwas Zucker auf die Hefe geben, die Milch leicht erhitzen und mit etwas Mehl zu einem dünnen Teig rühren. ca. 45 Minuten gehen lassen. Danach alle anderen Zutaten dazugeben und einen Teig daraus kneten.
Wichtig: die Margarinen vorher leicht erhitzen, so dass sie weich ist. Den Teig mit dem Mangelholz ca. 1 - 2 cm dick ausrollen und mit einem kleinen Glas (ca. 5 cm Durchmesser) Kreise ausstechen. Die Teig-Kreise auf Handtücher legen und mindestens 2 Stunden (besser 3 Std.) an einem warmen, zugfreien Ort gehen lassen.
Dann in heißem Fett bei 190 C backen. Die o. g. Mengen ergeben ca. 60 - 70 Stück.
Traditionell werden die "Krebbeln" zur Faschingszeit gebacken.
Arbeitszeit: ca. 30 Min.
Ruhezeit: ca. 3 Std.
Krebbeln (vegan)
Zutaten für 1 Portion
500g Mehl
1 Würfel Hefe
30g Rohrohrzucker
1 P. Vanillerohrohrzucker
1/2 TL Salz
ca. 1/8 L lauwarmes Wasser (besser etwas mehr)
100g zerlassene abgekühlte Margarine
ca. 1 L Öl zum fritieren
Zubereitung:
Wasser+Salz+Rohrohrzucker+Vanillerohrohrzucker+Margarine verrühren, etwas Mehl hinzufügen, Hefe (vorher auflösen) dazu rühren, restliches Mehl hinzu. Der Teig soll hinterher nicht zu fest sein und auch nicht kleben, also je nach Bedarf etwas mehr Mehl oder Wasser nehmen. Den Teig anschließend etwa eine Stunde gehen lassen. Das Volumen soll sich danach mindestens verdoppelt haben. Berliner formen (nach Geschmack Marmelade, Mus, etc. einfügen). Öl erhitzen (so viel, dass die Berliner darin schwimmen können), es muss sehr heiß sein (also, leichter ist es mit einer Friteuse, aber es geht auch so...). Mit einem Holzstäbchen testen, ob die Berliner fertig sind. Berliner rausnehmen und auf einem Küchentuch etc. abtropfen lassen. Danach in Rohrohrzucker wälzen.