Protein aus Insekten: Die Zukunft der Sportnahrung
Archivmeldung vom 30.08.2017
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtMehr als 7,5 Milliarden Menschen bevölkern aktuell die Erde, und mit jeder Sekunde werden es mehr. Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich auf weit über 9 Mrd. Menschen gestiegen sein. Die Folgen: Um alle Menschen mit hochwertigem Protein versorgen zu können, müsste die aktuelle Fleischproduktion verdoppelt werden. Und bereits jetzt macht Viehhaltung im weltweiten Durchschnitt etwa ein Drittel des menschlichen Proteinkonsums aus, in den entwickelten Ländern beträgt dieser Anteil sogar 50 Prozent.
Die damit einhergehende Umweltbelastung ist enorm: Viehhaltung verbraucht enorme Mengen an Futter, Wasser und Land (70 Prozent der weltweiten Agrarfläche) und produziert große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase.
Insekten sind hier eine innovative Lösung: Funktionale Nährstoffe bei nachhaltigem Ressourcenverbrauch. Im Gegensatz zu gleichwarmen Nutztieren wie Rindern, Schweinen oder Hühnern sind Insekten wechselwarm und müssen keine Futterenergie für die Aufrechterhaltung der Körperwärme verwenden, sondern können diese in Körpermasse investieren.
SWARM Protein, Gründungsprojekt der Deutschen Sporthochschule Köln, entwickelt Sportnahrung mit nachhaltigem Protein aus Insekten. Als wissenschaftlicher Mentor fungiert Univ.-Prof. Dr. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln, ein weiterer Kooperationspartner ist das Leibniz Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (Dr. Oliver Schlüter, Dr. Birgit Rumpold). Als Insektenspezies verwendet SWARM Protein die Grille (Acheta domesticus).
Grillen sind funktional: Sie bestehen zu einem Großteil aus Protein (bis zu 70% i.Tr.) und liefern alle neun essentiellen Aminosäuren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Vorgaben für die Menge essentieller Aminosäuren pro Gramm Protein verfasst; Grillen beinhalten wesentlich mehr essentielle Aminosäuren als die WHO-Vorgaben. Auch der Anteil an verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA) ist über 50 Prozent höher als das Vergleichsprofil der WHO. Das vollständige Aminosäureprofil macht Grillen zu einer idealen alternativen Proteinquelle gerade in der Sporternährung. Zudem enthalten sie wichtige Mikronährstoffe, wie Vitamin B12 und Eisen.
Grillen sind nachhaltig: Im Vergleich zu Rindern benötigen Grillen nur ca. 8 Prozent des Futters, 2 Prozent des Wassers und produzieren weniger als 1 Prozent der Treibhausgase. Das Gründungsprojekt bezieht die Insekten von lokalen Kleinbauern aus dem ländlichen Thailand. Dort finden die Insekten ideale Wachstumsbedingungen und die Zucht dieser Tiere ist kulturell verhaftet. Gerade Frauen sind in diesem Bereich traditionell Wissensträgerinnen.
Um die Konsumhürde möglichst gering zu halten, hat das Team als erstes Produkt einen Fitnessriegel entwickelt, der als Grundmasse getrocknete Datteln (Kohlenhydrate) und gemahlene Grillen (Proteine) kombiniert. Der Markttest läuft ab dem 30. August 2017 über eine Crowdfunding-Kampagne (http://www.swarmprotein.com). Hier können Interessierte die Riegel in drei Geschmacksrichtungen bestellen (Red Berries, Chia Hazelnut, Raw Cacao).
Quelle: Deutsche Sporthochschule Köln (idw)