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Liebe geht DOCH durch den Magen: Alle Jahre wieder

Archivmeldung vom 01.12.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Adventszeit ist Plätzchenzeit … und damit auch der perfekte Moment, mit den kleinen Süßigkeiten einander näher zu kommen … und sei es auch nur, um Rezepte auszutauschen oder Erinnerungen.

Da ist sie wieder: die Adventszeit. Du wusstest, dass sie kommen würde und spätestens seit September, als die ersten Lebkuchen die Regale der Supermärkte überfluteten, hatte es praktisch keine Möglichkeit mehr gegeben, sich dieser Tatsache zu entziehen. Und nun ist es soweit.

Was im September nervend und absurd erschienen war, ist inzwischen passend geworden, auch wenn Du keine Ahnung hast, wo die letzten elf Monate abgeblieben sind. Nun gibt es das erste Schneechaos auf den Straßen (glücklicherweise nicht in Deiner Stadt), die Tage sind deutlich kürzer geworden, die Bäume kahl. Ja, jetzt ist es nahe, das Jahresende. Und Du bist nicht nur bereit, es zu akzeptieren, sondern auch es zu genießen.

Adventszeit bedeutet „Plätzchenzeit“. Das war schon immer so. Als Du noch ein Kind warst, wurde rechtzeitig zum Ersten Advent oder aller spätestens zum Nikolaustag die Süßwarenproduktion angekurbelt … und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn neben der Plätzchenvariante, die Dein Bruder und Du mit entsprechenden Förmchen aus dem leckeren Teig (der teilweise roh in Euren Mägen landete) ausgestochenen und dann in gebackener Form mit Schokoladenguss verziert hattet, hatte es auch und vor allem Spritzgebackenes in zwei Geschmacksrichtungen gegeben: mit geriebenen Haselnüssen und mit Kokosraspeln.

Zur Herstellung war der Teig in diese entsetzlich schwere, gusseiserne Küchenmaschine mit der Kurbel gestopft worden; eine Arbeit, die als nicht kindersicher eingestuft worden und daher Deinem Vater übertragen worden war. So hatte er nicht nur wenigstens einmal im Jahr die Erlaubnis durchzudrehen, sondern auch wenigstens einmal im Jahr die Möglichkeit, durchzudrehen, dabei trotzdem produktiv zu sein und dafür von allen gelobt zu werden.

Die Produktion der Plätzchen beschäftigte also die ganze Familie: Mutter war für die Herstellung des Teigs zuständig, Vater für dessen Verarbeitung im Mahlwerk, Dein Bruder und Du dafür, die durch die Sterntülle gepressten Teigstreifen aufzufangen und irgendetwas Kreatives mit ihnen auf dem Backblech anzufangen: Sterne, Herzen, Brezel … je größer und kunstvoller die Gebilde waren, desto sicherer konntet Ihr sein, dass sie unweigerlich bei der Ablösung vom Blech oder spätestens in der Keksdose zerbrechen würden.

Doch das war nicht der einzige soziale Aspekt der Backerei. Falls der 6. Dezember auf einen Wochentag fiel, wurden Plätzchen mit in die Schule genommen, wo sie gegen die Beispiele der Backkunst anderer Familien getauscht wurden. Und Jahrzehnte später, nachdem Du die erste Dose Spritzgebackenes Deiner Mutter mit ins Büro gebracht hattest, war dadurch eine so extreme Nachfrage entstanden, dass die Produktion während des folgenden Jahres konsequent fortgesetzt werden musste.
Einer der beiden Golden Retriever Deiner Buchhalterin, die mitunter zu Gast waren, wenn der Hindesitter keine Zeit hatte, pflegte stets neben Deinem Besprechungstisch zu liegen. Wobei jedem klar war, dass er nicht Dich, sondern die auf dem Tisch stehende Keksdose mit dem Selbstgebackenen Deiner Mutter bewachte. Schließlich sind Retriever kluge Tiere und sie wissen, was gut schmeckt.

Und dann irgendwann hattest Du selbst versucht, die schöne Tradition Deiner Familie fortzuführen. Dummerweise war Deine Mutter nicht in der Lage gewesen, Dir ein vernünftiges Rezept zu geben. Mütter – zumindest dieser Generation – pflegten mit dieser erstaunlichen instinktiven Sicherheit zu backen, nach diesem Prinzip „Ein bisschen von dem und von dem und eine Prise Mehl und dann noch ein wenig von dem da ….“, dessen Details sich jedem Versuch entzogen, sie konkrete Maßeinheiten zu fassen.
So warst Du auf ein Kochbuch angewiesen und hattest alles mit Eifer und Geduld und mit noch mehr Liebe zusammengemischt, geknetet, geformt, gebacken – nur um festzustellen, dass weniger Liebe und etwas mehr Aroma eine gute Idee gewesen wären.

Trotzdem – wenn es eine Zeit des Jahres gibt, in der Du der Behauptung „Liebe geht DOCH durch den Magen“ ohne die Spur eines Zweifels zustimmen kannst, dann ist es die Adventszeit, die Zeit der Plätzchen, der kleinen süßen Dinge, die zusammen herzustellen oder wenigstens zusammen zu essen, vielleicht eben auch sie unter einander zu tauschen, Menschen einander näher und miteinander ins Gespräch bringt.

Und nun ist es wieder so weit …. also: Viel Spaß, viele nette Begegnungen und guten Appetit!

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgt hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Pfefferkuchen - Plätzchen

Zutaten für 1 Portion
500 g Mehl
2 Ei(er)
125 g Honig
125 g Rübensirup
½ TL Zimt
½ Pck. Backpulver
375 g Rohrohrzucker
½ Muskat, gerieben
½ Zitrone(n), gepreßt
1 Pck. Puddingpulver, Schokolade
125 g Margarine
1 Beutel Lebkuchengewürz

Zubereitung
Rübenkraut, Honig und Margarine warm werden lassen, schmelzen und beiseite stellen.
Mehl, Backpulver, Zimt, Zucker, Schokopuddingpulver, Muskatnuss und Lebkuchengewürz vermischen und in eine große Schüssel füllen. In der Mitte eine Mulde drücken. Den Zitronensaft und die Eier an den Rand geben. Die Rübenkrautmischung in die Mulde und alles vom Rand aus gut durchkneten.
Den Teig mit Mehl bestäuben und mit einem Tuch abgedeckt mindestens 1 Woche stehen lassen. Nach der Hälfte der Zeit einmal gut durchkneten und wieder dünn mit Mehl bestäuben.
Zum Backen den Teig ca. 1cm dick ausrollen und mit Förmchen ausstechen.
Bei 190 Grad ca. 10-12 Minuten auf der mittleren Schiene backen. Bei Umluft entsprechend niedrigere Temperatur wählen.
Die Plätzchen können gut verziert werden mit Zucker- oder Schokoguss. Oder vor dem Backen Mandeln in den Teig drücken.
Nach dem Backen alle Kekse in eine Dose und an einen kühlen Ort (am besten Schlafzimmer) leicht geöffnet mindestens 2-3 Wochen stehen lassen.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.
Ruhezeit: ca. 6 Tage 10 Std.

Vegane Lebkuchen

Zutaten für 1 Portion
1000 g Mandel(n)
300 g Haselnüsse, gehackte
200 g Banane(n), getrocknete
200 g Äpfel, getrocknete
6 EL Zimt
1 TL Vanille
1 TL Nelke(n)
½ TL Muskat
1 TL Kardamom
3 EL Kakaopulver
200 ml Wasser
1 Limette(n)

Zubereitung
Die Mandeln, gehackte Haselnüsse, Äpfel und Bananen in eine Schüssel geben und vermengen. Danach die Gewürze hinzu und wieder gut vermengen. Jetzt noch eine Limette entsaften und dazu geben. Nach und nach etwas Wasser beimengen, etwa soviel, bis die Masse knetbar wird.
In der Luft die Lebkuchen formen und auf die Bleche drücken. Die Lebkuchen werden über Nacht bei 40° langsam getrocknet.
Arbeitszeit: ca. 30 Min.

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