Warum Ingwer, Safran und Kreuzkümmel gesund machen
Archivmeldung vom 21.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGewürze waren bis ins 19. Jahrhundert die einzig wirksame Arznei, die den Menschen zur Verfügung stand. Und sie sind bis heute so gut für unsere Gesundheit wie vor 5.000 Jahren. Doch das Wissen um deren Heilkräfte verschwand allmählich, weil sich die Medizin immer mehr auf die industrielle Herstellung von Medikamenten und den gezielten Einsatz einzelner Substanzen konzentrierte. Den verschütteten Wissensschatz der Hochkulturen, der Antike und des Mittelalters rund um die Heilwirkung der Gewürze hebt jetzt Spitzenkoch und "Gewürzpapst" Alfons Schuhbeck mit seinem neuen Buch "Meine Reise in die Welt der Gewürze".
Die Menschen in Mesopotamien wussten schon vor 5.000 Jahren, dass Lungenentzündungen am besten mit heißen Fenchelumschlägen zu behandeln sind - eine Therapie, die in Europa bis zur Entdeckung der Antibiotika üblich war. Auch kannten sie bereits die segensreichen Wirkungen des Knoblauchs, der vor Bakterien und Pilzen schützt und Alterserscheinungen wie Arterienverkalkung und Bluthochdruck bekämpft.
Im Ägypten der Pharaonen wurden ein paar Jahrhunderte später die Früchte des Johannisbrotbaums sehr geschätzt, weil sie die Blutfettwerte senken und die Fettverdauung beschleunigen. Wacholder war eines der beliebtesten Heilmittel überhaupt. Man setzte die Beeren unter anderem als harntreibendes Medikament und zur Senkung des Blutzuckerspiegels ein. Kreuzkümmel wiederum wurde verabreicht, um den Speichelfluss, die Gallensaftausscheidung und die Aktivität der Bauchspeicheldrüse zu fördern - lauter Erkenntnisse, die bis heute aktuell sind. So wird gegenwärtig diskutiert, ob man Kreuzkümmel wegen seiner positiven Wirkung auf die Bauchspeicheldrüse und Wacholder wegen seines erstaunlichen Effekts auf den Blutzucker als Präventionsmittel gegen die Volkskrankheit Diabetes einsetzen kann.
Dass auch Bockshornklee bei Diabetes hilft, wussten schon die Menschen in der griechischen Antike vor 2.500 Jahren. Und dem Basilikum schrieben sie eine reinigende sowie harntreibende Kraft zu. Pfeffer wurde als probates Mittel gegen Husten und andere Brustleiden gelobt. Tatsächlich ist heute wissenschaftlich belegt, dass er vor Erkrankungen der Atemwege schützt. Schwarzer Pfeffer beeinflusst dank seiner ätherischen Öle außerdem die Entgiftungskapazität der Leber positiv. Genauso wichtig wie der Pfeffer war für die antiken Ärzte die aus Indien importierte Ingwerwurzel. Sie habe eine erwärmende Wirkung, fördere die Verdauung und sei insgesamt gut für den Magen, hieß es damals. Das alles ist inzwischen ebenfalls bewiesen.
Die Römer übernahmen vieles von den Griechen, berichteten darüber hinaus aber auch vom verdauungsfördernden, krampflösenden Koriander und vom Magenmittel Kümmel. Bei Kopfschmerzen rieben sich die Menschen die Schläfen mit Minzöl ein - nichts anderes machen wir heute auch. Linderung bei Kopfweh versprach zudem Schwarzkümmel - in ein Tuch gefüllt, zerrieben und unter die Nase gehalten. Durch das Einatmen der ätherischen Öle schwellen die Nasenschleimhäute ab, der Kopf wird binnen kürzester Zeit klar. In arabischen Ländern kennt jeder Mensch diese so einfache wie effektvolle Sofortmaßnahme. Nur wir Europäer wollen davon nichts mehr wissen.
Die islamische Medizin war im Mittelalter der Gipfel der Heilkunst, weil sie das Wissen der Antike bewahrte und fortschrieb. Und so machte ein arabisches Sprichwort vom lebensrettenden Salbei auch in unserem Sprachraum die Runde: "Wer Salbey baut, den Tod kaum schaut." Außerdem war bekannt, dass Kampfer dem Herz guttut, Tamarinden, Kassia und Aloe die Verdauung fördern, und kein Mittel wirkungsvoller bei der Schmerzbehandlung ist als Mohn. Auch die Anwendung von Safran war vielfältig. Man wusste: Er kann die Sehkraft verbessern, die Atemwege stärken und harntreibend wirken. Ein Segen für Magen und Milz ist er auch noch. Und zu guter Letzt steigert er die Lust bei Mann und Frau.
Im europäischen Mittelalter ist vor allem das Wirken der Äbtissin und Visionärin Hildegard von Bingen (1098-1179) hervorzuheben. Dass eine gute und kluge Ernährung zwangsläufig zu einer guten Gesundheit führt, war eine der Maximen ihres Denkens. Die Königin der Klostermedizin empfahl etwa bei Niedergeschlagenheit eine Mischung aus Muskatnuss, Ceylonzimt und Gewürznelken.
Im 11. Jahrhundert wurden dann zunehmend die Universitäten die Zentren der europäischen Medizin. Parallel dazu entstanden die ersten Apotheken, die selbst Kräuter kultivierten und Gewürze mischten - bis schließlich im 19. Jahrhundert die Pharmazie mit industriell hergestellten Medikamenten ihren Siegeszug antrat und das Wissen um die Heilkraft der Kräuter und Gewürze immer mehr in den Hintergrund rückte.
Quelle: Verlag Zabert Sandmann GmbH (ots)