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Liebe geht DOCH durch den Magen: Wenn man(n) keinen Drachen findet

Archivmeldung vom 25.08.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Wahre Helden und echte Ritter haben es schwer in unserer modernen Welt. Wie soll man sich eigentlich noch seiner Angebeteten beweisen? Glücklicherweise hält die Botanik für dieses Problem einige überaus wohlschmeckende Früchte an überaus stacheligen Büschen bereit.

Das ist so eine Geschichte mit der modernen Welt: Türen öffnen sich von allein und selbst wenn sie es nicht tun, gibt es Frauen, die viel zu emanzipiert sind, um so etwas wie männliche Höflichkeit überhaupt noch zur Kenntnis zu nehmen. Ja, einmal musstest Du Dich sogar dafür anraunzen lassen, dass Du einer Dame (die Du hinterher nicht mehr für eine solche hieltest) die Tür aufgehalten hast. Das ist ziemlich traurig. Und ärgerlich.

Es gibt auch keine Kutschen mehr, oder doch nur noch selten. Diese herrliche Geste von Richard Todd als Sir Walter Raleigh, der seinen kostbaren Mantel in eine Pfütze schleudert, um der Königin (Elizabeth I., hier dargestellt von Bette Davis) zu ermöglichen, trockenen Fußes ihres Wegs zu gehen, hat aus diesem Grund und dank der Beschaffenheit moderner Textilien an Charme verloren und ist daher außerhalb von Kostümfilmen kaum mehr anzutreffen. Was wirklich traurig ist, denn als Kind hast Du das mit großer Begeisterung im Fernsehen gesehen und obwohl der damals noch schwarz-weiß war, hat Dir dieses Erlebnis ein sehr farbenfrohes Bild davon vermittelt, wie sich ein wahrer Held und Gentleman benimmt und Du hattest beschlossen, genau so einer zu werden. Wer konnte damals ahnen, dass das so schwierig umzusetzen sein könnte ...

Ganz zu schweigen von Drachen. Die – so es sie überhaupt jemals gab – sind längst ausgerottet von Deinen glücklichen Vorfahren, die sich so noch als echte Helden beweisen konnten. Und damit ist auch die Möglichkeit dahin, sich im mannhaftem Kampf gegen sie der Gunst einer Dame als würdig zu erweisen. Schlechte Zeiten für Weiße Ritter!
Gut, ja – es gibt noch das Kino und andere Gelegenheiten, wo man Plätze freihalten und ihr das Popcorn spendieren kann. Aber irgendwie wirkt das doch eher vergleichsweise jämmerlich.

Das ist alles schon schlimm genug. Noch ein wenig schlimmer allerdings ist dieses fraulich-verständnisvoll-mitleidige „Aber ja, mein Schatz. Natürlich würdest Du das für mich tun ...“, das Du jedes Mal zu hören bekommst, wenn Du versuchst, ihr klarzumachen, dass unter Deinem ganz und gar nicht gepanzerten Karohemd trotzdem das Herz eines echten Ritters schlägt … und zwar einzig und allein für sie, weshalb Dir keine Herausforderung zu groß wäre, wenn es darum geht, sie glücklich zu machen oder … um einmal die Eidesformel unserer oberen Politiker zu zitieren: „... ihren Nutzen zu mehren und Schaden von ihr zu wenden“ (was zumindest vom Rang nach den „Rittern der Tafelrunde“ recht nahe kommt, auch wenn es hier eher um die „Ritter der Schwafelrunde“ geht).

So wartest Du eigentlich nur auf eine Gelegenheit, Dich Deiner ganz persönlichen Königin als Held zu präsentieren. Und nun – plötzlich und aus heiterem Himmel – scheint der Moment gekommen. Denn Dein Schatz hat einen Wunsch bekundet, den nur ein echter Held, ein wahrer Weißer Ritter zu erfüllen gewillt und imstande ist: Sie wünscht sich Brombeeren.
Wofür, hat sie noch nicht verraten und es spielt auch keine Rolle, eben sowenig, woher diese Eingebung gekommen sein mag. Deine Dame wünscht … und der Wunsch ist Dir Befehl.

Du weißt, wo Du Brombeersträucher finden kannst. Denn selbstverständlich wirst Du persönlich ihr die Beeren pflücken und sie nicht etwa irgendwo kaufen. Denn das könnte ja jeder. Nein, ein echter Ritter scheut keine Gefahr und ihm ist nichts zu schwierig. Siegesgewiss verlangst Du nach einem Fünf-Liter-Eimer. Sie gibt ihn Dir. Kommentarlos. Zumindest sagt sie nicht. Und Du übersiehst diesen völlig unangebrachten Zweifel in ihrem Gesicht.

Die Sonne scheint. Also schwingst Du Dich auf Dein Fahrrad, um zu der inzwischen verlassenen und leicht verwilderten Schrebergartenanlage zu fahren, an deren Rand diverse Brombeerbüsche wild vor sich hin wuchern.
Obwohl der Sommer nun schon langsam seinen Zenit überschritten hat, hattest Du noch nicht viel Gelegenheit, zu radeln, erst recht nicht so viel, wie Du es Dir gewünscht hattest. Und so fehlt Dir ein wenig die Übung, wie Du bald feststellst, als sich erste leichte Ermüdungserscheinungen zeigen. Doch das kann Dich nicht beeindrucken, schließlich hast Du eine Mission zu erfüllen.

Dort, wo die Brombeeren wachsen, wachsen auch Bäume. Und die spenden Schatten, wie Du beglückt feststellst. Also lässt Du Dich erst einmal dort nieder und nimmst einen Schluck aus einer der Bierdosen, die Du mitgenommen hast – denn warum solltest Du mit einem leeren Eimer durch die Stadt fahren? Und so ein Bier ist ein perfekter Energy-Drink. Denkst Du. Besser als ein Bier, sind eigentlich nur zwei Biere. Gut, dass Du noch eine Dose zur Verfügung hast.

Nun bist Du gestärkt und der Kampf kann beginnen. Du wusstest zwar, dass Brombeersträucher Dornen haben, aber Du hattest vergessen, wie viel davon an diesen Pflanzen dranhängen. Irgendwer hat Dir erzählt, dass es jetzt auch Sorten gibt ohne diese lästigen Pieken. Aber davon wussten die längst ihren Biotopen entflohenen Gärtnerinnen und Gärtner wohl nichts. Ach – und überhaupt: Es wäre viel weniger heldenhaft, wenn es einfach wäre!

Irgendwer hat Dir auch gesagt (und vielleicht war es dieselbe Person gewesen, das weißt Du nicht mehr so genau), dass man generell beim Pflücken wilder Beeren die nahe am Boden meiden soll, denn hier könnten Füchse ihre Notdurft verrichtet und die Früchte so mit Parasiten kontaminiert haben.
Also pflückst Du lieber weiter oben, wiewohl Du nicht sicher bist, ob sich im „Trullerweg“ seit dem Ende der letzten Eiszeit auch nur ein Fuchs aufgehalten hat. Das heißt: Du musst näher an die Büsche heran … und am Ende mehr oder weniger in sie hinein gehen.
Das alles ist doch nicht so spaßig, wie es scheint und Du musst Dir recht schnell eingestehen, dass das Leben eines Ritters nicht wirklich einfach ist. Obwohl ein richtiger Ritter natürlich durch eine metallene Rüstung geschützt wäre … ganz im Gegensatz zu Dir mit Deinen alten verwaschenen Jeans.

Jedenfalls findest Du auch recht bald heraus, warum sich Ritter immer allein ihren Herausforderungen stellen: um andere außerhalb der Gefahrenzone zu wissen … und außer Hörweite, wenn sie fluchen und kleine, spitze „Auas!“ von sich geben.
Gegen dieses Gesträuch, das sich entschlossen hat, nicht nur Deine Hände zu zerkratzen, sondern auch mit aller Gewalt Deine Hosenbeine festzuhalten, wäre jeder kampfbereite Drache eine Wonne!
Und dieser Eimer scheint mit jeder Beere, die Du hineinwirfst, zu wachsen …

Nach zwei Stunden bist Du wieder zurück. Leider siehst Du nicht so fertig aus, wie Du Dich fühlst. Also versuchst Du, so zu tun, als sei das alles nichts gewesen.
Nun hat sie Dich schon immer durchschaut. Deshalb gibt sie Dir einen langen Kuss und kümmert sich rührend um die kleinen Kratzerchen an Deinen Händen. Und sie freut sich ehrlich über die zwei Hände voller Beeren, die so verloren auf dem Grund des Eimers liegen wie Dein Heldenego auf dem Sofa.
Sie verrät noch immer nicht, was sie eigentlich mit den Beeren anstellen will, aber es gibt Möglichkeiten und Rezepte für alles. Selbst für einen Fingerhut voll Brombeeren.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgt hier nun das Rezept (das Zweite ist vegan).

Brombeer - Cobbler

Zutaten für 1 Portion
145 g Rohrohrzucker
25 g Mehl
1 Prise Meersalz
600 g Brombeeren, frisch
1 ½ EL Zitronensaft
10 g Butter, kalt
55 g Butter, weich
1 ½ EL Rohrohrzucker
1 Prise Meersalz
150 g Mehl
2 TL Bio Backpulver
60 ml Milch
1 großes Ei(er)

Zubereitung
Den Ofen auf 180° Grad vorheizen und eine 18×26 cm Auflaufform mit Butter fetten.

Den Zucker, Mehl, Salz in einer Schüssel mischen und die Brombeeren dazugeben. Dies vorsichtig mischen, den Zitronensaft darüber verteilen und alles in die Auflaufform geben. Die Butter in kleinen Flöckchen oben darauf geben und im Ofen etwa 20 Min. backen.

Kurz vor Ende dieser 20 Min. die Biskuits zubereiten:
dafür die Butter mit dem Zucker, Salz cremig rühren. Das Mehl mit dem Backpulver mischen, das Ei mit der Milch verquirlen und beides nun abwechselnd unterrühren.

Den Auflauf aus dem Ofen nehmen und einmal kurz, vorsichtig, umrühren. Nun den Teig mit einem Esslöffel in vier Portionen auf die Beeren setzen. Dies können längliche oder runde Häufchen sein. Dann in den Ofen zurückgeben und weitere 20- 25 Min zu Ende backen. Die Biskuits sollten eine leicht braune Farbe haben. Herausnehmen und etwas abkühlen lassen.
Dann in vier Portionen mit jeweils einem Biskuit und Beeren auf einem Dessertteller servieren. Wer mag bestreut die Biskuits noch mit etwas Puderzucker.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.
Koch-/Backzeit: ca. 45 Min.

Brombeer - Ketchup (vegan)

Zutaten für 6 Portionen
1 kg Brombeeren
500 g Rohrohrzucker
¼ Liter Essig (Weinessig)
1 TL Zimt
1 TL Nelke(n), gemahlen
etwas Piment
etwas Konfigel (je nach Konsistenz)
2 cl Cognac

Zubereitung
Masse im Mixer mischen. Ca. 2 Stunden bei milder Hitze einkochen lassen, Cognac zuletzt reingeben, heiß abfüllen. Aufpassen, dass die Masse nicht anbrennt.
Arbeitszeit: ca. 15 Min.
Ruhezeit: ca. 2 Std.

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