Essen als Luxus? Grundnahrungsmittel immer teurer & allmählich knapp
Archivmeldung vom 08.10.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa führen Inflation, Preisexplosionen, Energiekrise und gestörte Lieferketten zu immer neuen Preiserhöhungen: Konzerne erhöhen kontinuierlich die Preise, Produzenten stellen den Nachschub ein, die Regale lichten sich zunehmend. Noch steht die Entwicklung am Anfang, doch es wird prekär. Dies berichtet das Magazin "Wochenblick.at".
Weiter berichtet das Magazin: "Ständige Teuerungs-Spirale
So kündigte diese Woche erst der Lebensmittel-Gigant Nestlé eine erneute Preiserhöhung für seine Produkte an. Der Vorstandsvorsitzende Mark Schneider begründete dies mit den Auswirkungen der Lohninflation, die ab 2023 berücksichtigt werden müssten. Hinzu kämen gestiegene Transport- und Rohstoffkosten, die, so Schneider, noch nicht völlig kompensiert seien. Die Preise sollen jedoch „verantwortungsvoll” an die Kunden weitergegeben werden.
Bereits im Frühjahr hatte Nestlé die Preise um 5,2 Prozent erhöht und schon damals weitere Anhebungen angekündigt. Im ersten Halbjahr 2022, hat Nestlé seinen Gewinn um 9,2 Prozent gesteigert. Das Wachstum betrug 8,1 Prozent, wovon 6,5 Prozent auf die Preiserhöhungen entfallen. Trotz der Verteuerungen ist die Nachfrage nach Nestlé-Produkten also ungebrochen. Allerdings hatte etwa Edeka-Chef Markus Mosa bereits im April gewarnt, Lebensmittel dürften nicht zum „Luxusgut“ verkommen.
Essen bald ein Luxusgut?
Laut Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland stiegen die Lebensmittelpreise im August 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,6 Prozent. Die Verbraucherzentrale wies dennoch darauf hin, dass der extreme Anstieg nicht völlig auf erhöhten Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen sei, sondern die Lebensmittelkonzerne die Situation schlicht ausnutzen würden, um ihre Gewinne nach oben zu treiben. Diese Auswüchse müssten vom Kartellamt eingedämmt werden.
Zusätzlich zu weiteren Preissteigerungen kündigten bereits die ersten Supermarktketten in Deutschland an, ihre Filialen an zunächst “nur” einem Wochentag nur noch bis 13 Uhr zu öffnen. Thomas Gutberlet, Geschäftsführer der Tegut-Gruppe, forderte die Bundesregierung auf, deutschlandweit nur noch Öffnungszeiten bis 20 Uhr zu erlauben. „Kurzfristig würde eine Reduzierung helfen, Energie zu sparen“, sagte er der Lebensmittel-Zeitung.
Produzenten am Limit
Die Produzenten kommen derweil mit der Energiekrise und der Kostenexplosion immer weniger zurecht. Inzwischen sieht sich das niederländische Gemüse- und Hülsenfrüchteunternehmen HAK gezwungen, seine Produktion ab Januar 2023 für sechs Wochen einzustellen. Bei den aktuellen Energiepreisen sei eine Weiterproduktion im Winter nicht machbar, teilte der Konzern mit, der Marktführer für Apfelmus-, Erbsen- und Kidneybohnen-Gläser ist.
Dessen Chef Timo Hoogeboom erklärte, es seien nicht nur die hohen Rohstoff-, Strom- und Gaspreise, sondern auch die „Unsicherheit“, die zu diesem Schritt geführt hätten. „Heute sind es zwei Euro für einen Kubikmeter Gas, früher waren es drei Euro. Wir wissen nicht, was es im Januar oder Februar sein wird. Deshalb bleiben wir sicherheitshalber geschlossen”, sagte er.
Preise steigen weiter
Nicht nur HAK geht davon aus, dass die Preise noch weiter ansteigen werden. Wenn die Energiepreise so hoch blieben, müsse man mit einem flächendeckenden Anstieg um 30 Prozent rechnen, so Hoogeboom. Auch der Lebensmittelökonom Rob Morren erklärte, die Krise sei verhängnisvoll. Es gäbe bei den Produkten jedoch erhebliche Unterschiede, inwieweit die erhöhten Kosten an die Kunden weitergegeben werden könnten.
Gelinge dies nicht, könne auch die Verfügbarkeit von Produkten beeinträchtigt werden. Wenn Unternehmen monatelang unter Selbstkostenpreis verkaufen müssten, laufe einiges schief. Wenn sie die Kosten nicht mehr selbst tragen könnten, müssten sie sich verkleinern, sagte er weiter, wobei er davon ausgehe, dass dies „in größerem Umfang” geschehen werde."
Quelle: Wochenblick