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Übergewichtige haben zu wenig Zellen mit Sättigungshormonen

Archivmeldung vom 30.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Gewebeschnitte des Zwölffingerdarms: Zellen, die Sättigungsbotenstoffe freisetzen können, sind grün markiert.
Gewebeschnitte des Zwölffingerdarms: Zellen, die Sättigungsbotenstoffe freisetzen können, sind grün markiert.

Universität Basel

Menschen mit starkem Übergewicht besitzen ein vermindertes Sättigungsgefühl – bei ihnen werden viel weniger Sättigungshormone freigesetzt als bei Normalgewichtigen. Grund: Die dafür verantwortlichen Zellen im Magen-Darm-Trakt von Übergewichtigen sind massiv reduziert, wie Basler Mediziner in «Scientific Reports» berichten. Diese Störung kann durch eine gewichtsreduzierende Operation behoben werden.

In der Schleimhaut des oberen Magen-Darm-Trakts gibt es hochspezialisierte Zellen – die sogenannten enteroendokrinen Zellen –, die den Darminhalt laufend analysieren. Während eines Essens setzen sie Sättigungshormone ins Blut frei. Damit signalisiert der Körper, dass genügend Nahrung zugeführt wurde und die Mahlzeit beendet werden kann. Das Gefühl, satt zu sein, entsteht im zentralen Nervensystem.

Gewebeproben entnommen

Bei stark übergewichtigen Menschen ist im Vergleich zu normalgewichtigen die Freisetzung der Sättigungsbotenstoffe vermindert. Nach gewichtsreduzierenden Eingriffen wie beispielsweise einer Magenbypass-Operation oder einer Schlauchmagen-Operation nimmt die Freisetzung dieser Botenstoffe jeweils wieder zu.

Forschende vom Departement Biomedizin von Universität und Universitätsspital Basel sowie dem Claraspital Basel sind mit Kollegen der University of Liverpool den Ursachen der verminderten Ausschüttung von Sättigungshormonen nachgegangen. Dafür haben sie mittels Magenspiegelung Gewebeproben aus dem Magen-Darm-Trakt von 24 Normalgewichtigen und 30 stark übergewichtigen Patienten vor und nach einem gewichtsreduzierendem Eingriff entnommen.

«Leider oft stigmatisiert»

Das Team um Dr. Bettina Wölnerhanssen zeigte, dass die Zahl an enteroendokrinen Zellen bei den Übergewichtigen signifikant niedriger war als bei Normalgewichtigen. Deshalb kommt es zu einer verminderten Ausschüttung von Sättigungshormonen und damit zu einem veränderten Appetitverhalten. Bei Übergewichtigen war auch die Zusammensetzung der sogenannten Transkriptionsfaktoren verändert, die für die Bildung der enteroendokrinen Zellen aus Stammzellen verantwortlich sind. Nach einer Operation erholten sich die Anzahl enteroendokriner Zellen und die Zusammensetzung der Transkriptionsfaktoren beinahe vollständig.

«Leider werden übergewichtige Patienten oft stigmatisiert, indem man ihnen fehlende Selbstkontrolle und mangelnde Essdisziplin nachsagt», kommentiert Wölnerhanssen die Ergebnisse der Studie. Bei Übergewicht spielen Veränderungen im Stoffwechsel zweifellos ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Studie zeige, dass es strukturelle Unterschiede zwischen Normalgewichtigen und Übergewichtigen gibt, die das fehlende Sättigungsgefühl von Übergewichtigen erklären könnten.

Quelle:  Universität Basel

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