Liebe geht DOCH durch den Magen: Kinder, Kinder – oder: Wichtig ist, was am Ende dabei herauskommt
Archivmeldung vom 04.10.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas lange währt, muss nicht gut werden, aber in den meisten Fällen wird es wenigstens fertig. Allerdings mag es bis dahin gar nicht mehr wirklich gebraucht werden.
Du wartest auf Ronald. Vor einer Woche war er noch 'Herr Martin' gewesen. Um genau zu sein: vor einer Woche und gefühlten 50 Kürbislaternen.
Dass er Dir dabei helfen wollte, den Wunsch Deines Patenkindes nach einem verfrühten Halloween-Kürbis mit Gesicht zu erfüllen, war reizend gewesen … und es hatte Dir den schon lange ersehnten Anlass geboten, diesen bisher eher aus der Ferne und doch mit größtem Interesse betrachteten Mann näher kennenzulernen.
Wie sich relativ schnell erwiesen hatte, war es auch in Ronalds ureigenstem Interesse gewesen, die erstbeste Gelegenheit zu einer Annäherung zu nutzen und er hatte dafür sogar eine Lüge in Kauf genommen. Das allerdings hattest Du erst später bemerkt, nämlich in dem Augenblick, als er der Behauptung, er hätte Erfahrung im kreativen Umgang mit Kürbissen, den praktischen Beweis hatte folgen lassen müssen – und auf das Erbärmlichste daran gescheitert war.
Das war am Feiertag gewesen, am 3. Oktober. Denn während seines ersten Aufenthalts in Deiner Wohnung am Samstag letzter Woche hattet Ihr einander erzählt von Euren Leben … oder zumindest damit angefangen.
Dieser Mann ist wirklich interessant und Du bist nun auch nicht gerade langweilig. Der Gedanke an die kleine Sophia und ihre heiß ersehnte Kürbislaterne wurden schnell verdrängt, verschwanden im Hintergrund, wo sie als Alibi für die sich intensivierende Beziehungsanbahnung ein ebenso unschuldiges wie vernachlässigtes Dasein fristeten, dieweil Deine Treffen mit Ronald Martin durchaus in beachtlichem Tempo an Unschuld verloren.
Dann, am Abend vor dem Feiertag, nach einem gewollt verführerischen Essen in einer gewollt verführerischen Atmosphäre, hatte die gegenseitige Faszination ihren physischen Ausdruck gefunden und nach einem langen gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen war der Augenblick der Wahrheit gekommen.
Dabei hatte Ronald zunächst die beiden von Dir angeschafften Kürbisse und auch sich selbst massakriert und er konnte von Glück sagen, dass die Hormone in Deinem Körper Dir gestatteten, das alles mit Humor zu tragen und ihm jede Lüge oder Ungeschicklichkeit zu verzeihen.
Deine Küche hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Niemand außer vielleicht Deiner Tante Babette, die selbst aus Ziegelsteinen ein phantastisches Essen zaubern könnte, wäre in der Lage gewesen, mit den traurigen Überreste der beiden Kürbisse noch irgendetwas Nutzbringendes anzustellen. Also wanderte erst einmal alles in den Müll und bereits diese Verschwendung hätte Dich in anderer Stimmung aufgeregt.
Nun ist Dein Patenkind Sophia, trotz ihres geringen Alters, als moderner Mensch unserer Zeit leider in der Lage, eigenständig ein Telefon zu benutzen und schreckt nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde davor zurück, dies auch zu tun.
Ihre quengelnden Anrufe hattest Du all die Tage ertragen, nun war es an der Zeit, sie ein für allemal loszuwerden, denn Deine Aufmerksamkeit sollte sich nur noch auf Ronald richten. Es gab also nur eine Möglichkeit: es musste eine Kürbislaterne her und zu dem Kind verbracht werden, damit dessen liebe Seele erst einmal ihre Ruhe hätte.
Es war Ronald, der schließlich sagte: “Es tut mir leid, dass ich mich offensichtlich überschätzt habe. Lass' uns noch einen Versuch wagen – wir beide zusammen. Gemeinsam sind wir unschlagbar, darauf wette ich.”
Du fandest das wundervoll und warst überhaupt der Meinung, er sage IMMER genau das Richtige.
In diesem konkreten Fall hätte er zwar die Wette nicht unbedingt verloren; wenn auch Eure Leistung vom ästetischen Standpunkt aus betrachtet ein wenig zu wünschen übrig ließ, es war eindeutig eine Art Kürbislaterne. Vielleicht etwas abstrakter als die, die man zu sehen gewohnt ist, aber immerhin.
Nun müsst Ihr also Euer Werk nur noch zu Sophia schaffen. Du hast natürlich Deiner Cousine Gilla, Sophias Mutter, längst von Ronald berichtet und selbstverständlich brennt sie darauf, ihn kennenzulernen. Da er zum Glück gesellig ist und offenbar weder Panik vor Familie noch etwas gegen Kinder hat, ist das die perfekte Gelegenheit.
Und Ronald kommt, pünktlich. Er ist offenbar immer pünktlich, das ist gut, denn es sagt etwas über seinen Charakter aus.
Ihr Drei, er, Du und die Kürbislaterne, macht Euch auf den Weg und jede Sekunde davon ist für Dich ein Genuss.
Er strahlt, Du strahlst … das Mienenspiel des Kürbis ist schwer zu deuten.
Schließlich seid Ihr am Ziel und klingelt. Von drinnen hört Ihr bereits Sophia krähen: 'Das is Tante Uschi!', dann wird die Tür aufgemacht und sie steht vor Euch. Bevor Ihr noch etwas sagen könnt, dreht sie sich um und tobt zu ihrer Mutter, der sie entgegenruft: 'Es is Tante Uschi und da is noch einer dabei!'
Gilla kommt und mit ihr Torben, ihr Mann. Große Begrüßung, Lachen …. und Gilla nickt Dir heimlich bestätigend zu.
Während Ihr Euch aus Euren Jacken schält, wird der Karton mit dem Kürbis hin und her gereicht, landet schließlich in Deiner Hand. Gerade willst Du nach Sophia rufen, da kommt sie anmarschiert, mit einem breiten Lachen im Gesicht und ihre kleinen Hände strecken Euch etwas entgegen.
'Guck mal, Tante Uschi', fordert sie Dich stolz auf und es ist nicht zu übersehen: Sie hält die perfekte Kürbislaterne, in Originalgröße, aber wohl aus Ton gefertigt, täuschend naturalistisch und ganz sicher gegen jede Form biologischen Verfalls gefeit.
'Hat mir der Papa gekauft', erklärt das Kind voller Begeisterung.
Du siehst Ronald an, Ronald betrachtet die Pflaster an seiner Hand.
'Der ist wirklich schön', meint er zu Sophia und dann zu Dir: 'Macht nichts. Es war nicht umsonst. Und schließlich ist nur wichtig, was am Ende dabei herauskommt.'
Du nickst bestätigend und denkst: Er sagt IMMER die richtigen Sachen.
(Fortsetzung folgt ….)
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Pastinaken - Kürbis - Suppe
Rezept für 4 Portionen
Zutaten:
1 EL Olivenöl
15 g Butter
1 Zwiebel(n), gehackt
250 g Möhre(n), klein geschnitten
250 g Pastinake(n), gehackt
250 g Kürbis(se), geschält, entkernt, gehackt
900 ml Gemüsebrühe
1 EL Zitronensaft
Meersalz und schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Öl mit der Butter in einem großen Topf erwärmen, Zwiebel darin leicht anbraten. Vorbereitete Möhren und Pastinaken hinzugeben, unterrühren. Zudecken und bei schwacher - mittlerer Hitze 5 Minuten mit anbraten. Jetzt die Brühe zugießen und mit Salz und Pfeffer würzen. Aufkochen lassen und zugedeckt ca. 30 Minuten köcheln lassen. Das Gemüse sollte dann weich sein!
Danach das Ganze abkühlen lassen, alles fein pürieren. Sollte die Suppe noch etwas zu dick sein, Wasser hinzugeben. Zum Servieren wieder erhitzen und mit dem Zitronensaft abschmecken.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.
Gebackener Kürbis
Rezept für 4 Portionen
Zutaten:
1 großer Kürbis(se) (Hokkaido)
etwas Kreuzkümmel
etwas Currypulver
100 ml Olivenöl
Meersalz und schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Den Hokkaido waschen, halbieren und die Kerne herausnehmen. Anschließend in schmale Spalten schneiden, auf ein Backblech geben und mit einer ausreichenden Menge Olivenöl begießen (etwa 100 ml). Anschließend mit Kreuzkümmel, Curry, Salz und Pfeffer würzen und mit den Händen gut durchmischen. Bei 180 Grad etwa 30-45 Minuten im Ofen backen, bis die Kürbisspalten weich sind.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.