Liebe geht DOCH durch den Magen: So ein Quark! - oder: Es lebe die Königin!

Grafik: Herbert Jost-Hof

Lebensmittel taugen zu sehr vielen Dingen und spielen nicht zuletzt auch in der Diplomatie eine Rolle, wo die Rituale gemeinsamer Nahrungsaufnahme stets wichtig sind … und manchmal werden sie sogar zu Bestandteilen märchenhafter Intrigen.

Es waren einmal zwei reizende ältere Damen, die lebten ein beschauliches Leben in der gleichen Stadt. Die eine von beiden, Liliane, hatte ihren geliebten Mann verloren, der sie in all der Zeit ihrer überaus glücklichen Ehe auf Händen getragen hatte. Das war schrecklich für sie gewesen, doch zum Glück hatte sie bald darauf einen etwas jüngeren Herren gefunden, der in ihrem Leben nun eine ähnliche Rolle übernommen hatte wie der Dahingegangene und es ihr so erlaubte, weiterhin eine kleine Prinzessin zu sein, von der die Ungemach des Alltags wie Mieten, Versicherungen oder sonstige Realitäten ferngehalten wurden.

Die andere, Theresia, war noch immer zusammen mit jenem Mann, den sie einst geheiratet hatte, um ebenfalls das schöne Dasein einer wohl behüteten Prinzessin zu führen. Doch leider hatte sie bald feststellen müssen, dass ihr Mann von ihr erwartete, ihr kleines gemeinsames Reich zu regieren, Entscheidungen zu treffen und praktisch zu sein. So wurde sie zur Regentin, was ihr auf der einen Seite große Freude bereitete, jedoch andererseits nicht das gab, was sie sich erhofft hatte.

Und wie das so ist – vielleicht nicht so sehr im Märchen, aber außerhalb, in jenem Zustand, den wir gern als „das wirkliche Leben“ bezeichnen – wurde Theresia aufgrund dieses Umstandes ein ganz klein wenig ziemlich sehr neidisch auf Liliane und ihren Zustand einer von den Unbilden und dem Kehricht der Wirklichkeit weit entfernten Existenz.

Als es sich nun eines Tages ergab, dass ein gemeinsamer Freund der beiden den Besuch seines im Ausland lebenden Partners ankündigte, beeilte sich Theresia, die beiden zu sich einzuladen, wobei sie auch gleichzeitig Prinzessin Liliane und deren Lebensgefährten mit einlud. Dabei trug sie ihr auf, für die gemeinsame Tafel eine erfrischende Quarkspeise mit frischen Kräutern aus dem Garten der Prinzessin zuzubereiten, was mit Vergnügen zugesagt wurde, da Liliane gerne in Garten und Küchen hantierte.

So kam es nun, dass sich alle gleichermaßen erfreut und glücklich und beseelt am Hofe der Königin einfanden, wo das gemeinsame Mahl begann, das Stunden über Stunden in Anspruch nahm und während dessen die Königin immer neue Kuchen und Torten und kalte Platten mit Käse und Fisch und Wurst auftischte, dass es nur so eine Freude war.

Prinzessin Liliane allerdings begann, erst sich ganz leise und dann auch die anderen immer lauter zu fragen, wann denn nun ihr Quark auf der Speisekarte stünde, denn mit jedem neuen Gang war doch abzusehen, dass alle bald so völlig satt gegessen sein würden, dass niemand, nicht einmal unter Androhung körperlicher Gewalt, in der Lage sein würde, davon zu essen …

Du hast es Dir angesehen mit einer Mischung aus Interesse und Amüsement, das jedoch immer mehr in Mitleid umgeschlagen ist – Mitleid mit Liliane, deren Quark die nötige Aufmerksamkeit verweigert wird, Mitleid mit Theresia, die es offenbar nötig hat, diese kleine Bosheit zu inszenieren.

Ihr beide, Dein Partner und Du, habt bereits den Genuss der angebotenen und unzweifelhaft köstlichen Speisen auf ein Mindestmaß reduziert, um irgendwo im Magen noch ein Eckchen Raum zu lassen für diesen nun schon mehrfach erwähnten, jedoch noch immer nicht auf dem Tisch angelangten Quark.
Nun forderst Du sein Erscheinen und da auch eine Königin einem Ehrengast schlecht etwas verweigern kann, wird er doch endlich gebracht und es gelingt Euch, die Wogen wieder etwas zu glätten.

Wer hätte gedacht, dass man Milchprodukte und frische Gartenkräuter auch als Zutaten von Psycho-Spielchen einsetzen kann?
Sollte es für nichts anderes taugen, so ist das die Lektion, die Du aus dieser Situation hast lernen können.

Und wenn sie alle nicht irgendwann geplatzt sind oder aus anderen Gründen das Zeitliche gesegnet haben, dann essen sie heute noch und machen noch immer Lebensmitteln zu Waffen in ihren kleinen Kriegen des Neids und der Missgunst.

So ein Quark …

Es lebe die Königin!

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Gurken gefüllt mit Quark

Rezept für 4 Portionen
Zutaten:

2 Gurke(n)
Meersalz und schwarzer Pfeffer
500 g Magerquark
4 EL Sahne
2 kleine Zwiebel(n)
1 Knoblauchzehe(n)
2 Paprikaschote(n), rot und grün
1 Möhre(n)
1 TL Senf
n. B. Kräuter (Gartenkräuter)

Zubereitung:

Die Gurken waschen, schälen, halbieren und die Kerne entfernen. Den Quark mit der Sahne cremig rühren. Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und Möhren sehr klein schneiden und unterheben. Mit Salz, Pfeffer und Senf gut abschmecken.

Die Masse in die ausgehöhlten Gurken füllen und in Stücke schneiden. Mit den Kräutern bestreuen. Die Füllung passt auch gut zu Tomaten.

Dies ist ein Grundrezept. Ich persönlich nehme mehr Knoblauch. Den Senf sollte man vorsichtig dosieren, sonst wird er zu dominant.

Arbeitszeit: ca. 20 Min.

Radieschen - Möhren - Rettich - Kohlrabi - Salat

Rezept für 4 Portionen
Zutaten:

1 Bund Radieschen
4 Möhre(n)
2 Stück Rettich, runde
1 Kohlrabi
Öl oder vegane Remoulade oder vegane Mayonnaise
1 Beutel Gartenkräuter

Zubereitung:

Radieschen vom Laub befreien und waschen. Möhren, Rettich und Kohlrabi schälen und waschen.
Alles klein hobeln und in eine Schüssel geben. Ein Beutel Salatkrönung (Gartenkräuter) in den Salat geben und etwas Öl oder je nach Geschmack und Vorlieben etwas Remoulade oder Mayo.

Arbeitszeit: ca. 15 Min.