Liebe geht DOCH durch den Magen: Der Mann auf dem Bärenfell – Teil 2
Archivmeldung vom 01.02.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMänner sind bekanntermaßen kurz entschlossen. Erst recht, wenn sie etwas wirklich Heroisches planen, wie zum Beispiel ihr Körpergewicht zu reduzieren. Das wiederum ruft Frauen auf den Plan … mit guten Ratschlägen … und manchmal mit noch Schlimmerem.
„Wie heißt dieser Doktor?“ fragst Du Deine Kollegin, bevor sie Dir in der Cafeteria wieder entwischen kann.
„Atkins“, lautet die Antwort und das Gesicht, das Hella Raimund-Fiebich dabei aufsetzt, ist nicht unbedingt das einer ganz und gar begeisterten Frau, eher im Gegenteil. „Ich sage Ihnen aber: Wir haben das eigentlich schon bereut. Zwar ist Thomas wirklich dünner geworden … aber noch schneller als sein Körper hat seine gute Laune abgenommen. Ehrlich gesagt, er war am Ende ziemlich unausstehlich und da haben wir es dann aufgegeben – er die Diät und ich meine Bemerkungen darüber, dass er unsportlich aussieht.“ Ihr ist noch immer die Anspannung anzusehen und in ihrer Stimme schwingt eindeutig Resignation mit. „Na, aber Sie ...“ fährt sie fort und betrachtet Dich abschätzend von oben bis unten, „SIE müssen doch wohl nicht abnehmen. Meine Mutter würde Sie als 'Spargel' bezeichnen.“
Du verstehst wohl das Kompliment hinter dieser Aussage, weshalb Du Dich artig dafür bedankst. Doch es beruhigt Dich nicht. Mütter sind sogar noch dann der Meinung, dass ihre Kinder zu wenig essen, wenn alle Stühle unter ihrem Gewicht zusammenbrechen. Das ist nicht wirklich ernst zu nehmen.
Du versicherst, dass Du ganz bestimmt auch die mahnende Seite der Auskunft bedenken und Dich nicht willkürlich der Gefahr verstärkter Übellaunigkeit aussetzen wirst … und Hella eilt von hinnen.
Irgendwie ist das alles verhext! Du hast Dich bereits in einem Fitness-Studio eingeschrieben und eine Trainingsrunde absolviert, die Dir a) Muskelkater und dadurch b) die Erkenntnis beschert hat, dass Dein Körper wohl ganz offensichtlich etwas rostiger ist, als er sein sollte.
Man hat Dir dort auch eine lange Liste mit den Namen zum Verzehr geeigneter Dinge gegeben, die angeblich gesund für Deinen Körper sind. Eigenartigerweise fanden sich darauf nicht Deine Grundnahrungsmittel: Kartoffelchips und Schokolade. Das ist frustrierend.
Ebenso frustrierend ist es, dass der Erwerb von zwei Diätkochbüchern nicht unmittelbar zur Gewichtsreduktion führt. Offenbar sollst Du wirklich das alles kochen und essen, was da drin steht. Dabei gibt es nicht einmal zehn Prozent davon fix und fertig vorbereitet in Tüten oder Dosen. Schon das Einkaufen fandest Du überaus kompliziert. Woher sollst Du wissen, wann eine Melone reif für den Verzehr ist? Und all diese komischen Kräuter, die am besten auch noch frisch sein sollen … Das ist doch etwas für Menschen, die entweder Ernährungswissenschaft studiert oder schlichtweg zu viel Zeit haben. Vielleicht, sagst Du Dir, kommt das Abnehmen gar nicht von den Rezepten, wenn man den Anweisungen dieser Lektüre folgt, sondern davon, dass man stundenlang herumrennt, um alles einzukaufen, was man fürs Kochen benötigt.
Kochen … Mit Kochen hattest Du nie viel am Hut. Braten … ja, das war etwas anderes. Genauer gesagt: Grillen. Da ist der Mann noch Mann und das Zeug, das Du fachmännisch auf dem Grill hin und her gedreht hattest, hatte Deine Frau vom Metzger besorgt und zwar in einer praktischen, vorgewürzten Form.
Ja, es fällt Dir schwer, Dir das einzugestehen: Als Ihr noch zusammen lebtet, Sandra und Du, war alles anders gewesen und einiges davon auch besser … oder zumindest doch deutlich einfacher. Für Dich zumindest.
Aber das war Schnee von gestern. Und während Du in Dein Büro zurückgehst, nimmst Du Dir vor, jeglichen positiven Gedanken an Sandra aus Deinen Erinnerungen zu streichen. Schließlich geht es nicht mehr um sie. Das ist die Vergangenheit, der Du lange genug nachgehangen hast. Du hast wieder ein Ziel. Du hast wieder eine Zukunft. Das ist es, was nun zählt.
Als Du mit gestärktem Selbstbewusstsein in das Vorzimmer Deines Büros trittst, teilt Dir Deine Sekretärin mit, dass Du unbedingt (oder wie sie sagt: „UN-BE-DINGT!“) Deine Schwester zurückrufen sollst.
Das klingt zunächst einmal verdächtig nach Familienkrise und die ist nun so ziemlich das Letzte, wonach Dir der Sinn steht.
Doch alles löst sich auf – nicht eben in Wohlgefallen, sondern mehr in eine abwartende und leicht angespannte Haltung, denn Deine Schwester bestellt Dich zu sich, für den gleichen Abend und duldet keinen Widerspruch. Solltest Du Dir Sorgen machen … ?
Die Zeit hat sich entschlossen, dahinzukriechen. Der Rest des Arbeitstages plätschert langsam und gemächlich dahin. Dann fährst Du nach Hause, wo Du lustlos an mehreren Möhren kaust (ein Diät-Tipp von Frau Finkelmann aus dem Einkauf) und schließlich dankbar alles stehen und liegen lässt, um dem Ruf Deiner einzigen und daher auch Lieblingsschwester zu folgen.
Wie Du feststellen kannst, ist sie bestens gelaunt und auch noch allein. „Ich habe Mark und Patrick ins Kino geschickt“, erklärt sie, „wir haben also knapp zwei Stunden Zeit.“
„Wofür?“ fragst Du leicht alarmiert.
„Um dein Problem zu lösen. Oder zumindest mit der Lösung zu beginnen. - Hast du dir inzwischen im Internet das berühmte Bild von Burt Reynolds angesehen?“, will sie wissen.
Du nickst. „Hab' ich. Und es ist entmutigend. Ich werde NIE so aussehen. Der ist sowieso ein ganz anderer Typ, mehr sowas Cowboymäßiges oder so. Das hab' ich nicht drauf. Stell' dir mal vor: ich auf 'nem Pferd! - Oder denkst Du … ?“
Nein, Du musst gar nicht weiter reden. Ihr Gesicht sagt alles. „Eben“, bekräftigst Du und der ganze Schwung des Nachmittags ist zu gleichen Teilen aus Deinem Körper und Deinem Geist entschwunden.
„Und Du willst mir immer noch nicht mehr über diese ganze fixe Idee erzählen?“, fragt sie jetzt. Dazu kannst Du nur energisch den Kopf schütteln.
„Na gut. Warte hier“, damit verlässt sie das Wohnzimmer und kommt kurz darauf mit einem mittelgroßen Karton zurück.
„So, dann sei bereit“, fordert sie Dich auf, was Deinen Blutdruck steigen lässt. Die Angelegenheit beginnt, nach etwas zu riechen, das Du lieber nicht genau erfahren willst. Dein hungriger Magen knurrt dazu wie ein Wolf.
„Ta-dah!“ Damit öffnet sie das Behältnis und bringt zuerst einen Fotoapparat ans Tageslicht. „Gut, was?“
Du antwortest lieber nicht.
„Das ist erst der Anfang. Du wirst staunen ...“, prophezeit sie … und sie behält recht. Du staunst nicht schlecht über das, was sie nun mit beiden Händen und einiger Mühe aus dem Karton befördert: „Voilà!“
„Was ist das, um Himmels Willen?“, kommt es über Deine Lippen. Nicht, dass Du es nicht genau erkennen würdest. Aber es ist eine dieser Situationen, in der Menschen auf eine Sinnestäuschung hoffen.
„Das, lieber Jochen“, bestätigt Deine Schwester mit breitestem Grinsen im Gesicht Deine Befürchtungen, „ist ein Bärenfell. Was dachtest Du denn? Mach' Dich nackig für die 'Vorher/Nachher'-Aufnahmen.“
(Fortsetzung folgt)
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Karottenpuffer
Rezept für 2 Portionen
Zutaten
1 große Karotte(n)
1 Zwiebel(n)
2 Ei(er)
1 TL, gehäuft Frischkäse, weicher, fettreduziert (z. B. 0,2 % Fett)
evtl. Meersalz und schwarzer Pfeffer
evtl. Kräuter
etwas Kräuterquark
Zubereitung
Die Karotte klein reiben, die Zwiebel fein hacken und mit den Eiern sowie dem Frischkäse gut vermischen. Salz und Pfeffer dazu und evtl. Kräuter.
Eine Pfanne erhitzen. Darin aus der Masse kleine Puffer braten und mit einem Klecks Kräuterquark servieren.
Arbeitszeit: ca. 15 Min.
Sannes Karotten - Chips
Rezept für 1 Portion
Zutaten
2 Karotte(n)
etwas Meersalz und schwarzer Pfeffer
Currypulver
Zubereitung
Die Karotten schälen und in sehr dünne Scheiben schneiden. Auf einem Backblech verteilen, sodass nichts übereinander liegt. Im Backofen bei 50 Grad ca. 2 Stunden trocknen. Anschließend mit etwas Meersalz und schwarzer Pfeffer, Currypulver oder Curry würzen.
Arbeitszeit: ca. 5 Min.