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Liebe geht DOCH durch den Magen: Es wird ein Wein sein ...

Archivmeldung vom 21.09.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.09.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Es geht doch nichts über ein Gläschen Federweißen. Oder noch eines. Erst recht nicht in guter Gesellschaft. In manchem rührt sich dann sogar der Philosoph … oder Schlimmeres.

Das ist genau das Richtige für Dich, hier und jetzt: ein ordentliches Gläschen Federweißer. Gut, das Wetter könnte netter und inspirierender sein. Aber was soll's? - Dafür ist es eben das Wetter und wenn's anders wäre, hätten die Menschen ja gar nichts mehr, worüber sie reden sollen.

Was für eine prima Idee! Du bist Pia dankbar, dass sie sich mit Dir bei diesem Winzer verabredet hat. Es ist ein richtiges kleines Fest in seinem Hof, nette Leute …, jedenfalls so weit Du das feststellen kannst. Besonders diese überaus hübsche Frau in diesem komischen Ding, das möglicherweise so etwas wie ein Dirndl ist. - Du hoffst, es ist keins, denn jemanden toll zu finden, der so etwas trägt, passt eigentlich nicht zu Dir und Deiner progressiven Gesinnung.

Aber dann … Ist doch wurscht. Sie lächelt Dich an und Du winkst sie zu Dir.
„Darf's denn noch ein Glas sein?“ fragt sie und zwinkert Dich an. Zumindest glaubst Du, dass sie das tut. Ja, Du bist ganz sicher – erstens, dass sie geblinzelt hat, zweitens, dass Du noch ein Glas willst. Her damit!

Wo Pia bleibt … Du solltest nicht mit der Frau im Vielleicht-Dirndl flirten. Du wartest auf Pia.

Die Menschen um Dich herum amüsieren sich prächtig. Da ist Gelächter, da ist Stimmung … und Federweißer, der in Strömen fließt. Schmeckt ja aber auch zu gut.
Wein, Weib und Gesang.
Okay, Federweißer ist noch kein Wein, der Gesang stammt aus der Konserve und klingt durch den Lautsprecher, der unter der Dachrinne hängt wie ein surrealistischer Starenkasten, ein wenig quakend.
Und das Weib? - Das Weib, das fehlt. Das Weib Pia. Hingegen ist das Weib, das möglicherweise in einem Dirndl steckt, auch zugegen und serviert mehr von dem süffigen Getränk. - Prosit!

So ein Federweißer, stellst Du fest, ist zwar ein wenig trüb, aber spritzig und hat es durchaus in sich. Man kann dabei, sinnierst Du, leicht den Kopf verlieren. - Berauschend! Das ist das Wort, das Du gesucht hast: berauschend! Wie die Liebe.
Du nickst Deinem Gedanken zu und fühlst Dich plötzlich wieder wie in der Schule, im Deutschunterricht, bei einer Klassenarbeit. Und das Thema ist „Ein Besinnungsaufsatz über den 'Federweißen'“.

Es sollte eigentlich rattern in Deinem Kopf, doch es blubbert eher. Irgendwie, irgendwo stellst Du hinter einer Wand aus Watte fest, dass Deine Gedanken langsamer sind als sonst. Alles fühlt sich ein wenig verschoben an. „Verschoben“ oder „Verschroben“? Oder beides?
Aus irgendeinem seltsamen Grund findest Du das fürchterlich geistreich und genauso komisch und Du musst herzhaft lachen.
Dann ist da dieses Geräusch. Es dauert einen Augenblick, bis Du erkannt hast, dass es der Rufton Deines Mobiltelefons ist. Dann dauert es noch einmal genauso lange, bis Du Dich erinnert hast, wo sich dieses Telefon in Deiner Kleidung befindet. Endlich kannst Du Dich melden. Du presst das Gerät dicht an Dein rechtes Ohr und hälst gleichzeitig das linke zu.
„Hallo!“ rufst Du wie der Schiffbrüchige auf dieser kleinen Sandbank mit einer einzigen Palme, der ein fernes Schiff auf sich aufmerksam machen will.

Jemand spricht zu Dir. Du verstehst, dass es Pia ist, aber Du verstehst nicht wirklich, was sie sagt.
„Nochmal!“ brüllst Du. Doch der Empfang ist nicht gut genug genug, um feststellen zu können, ob sie wiederholt, was sie zuvor gesagt hat. Du verstehst nur „ … nicht kommen“ und antwortest mit der Frage: „Warum?“
Doch die Erwiderung ist zu leise und dann ist da plötzlich keine Stimme mehr. Das Gespräch, das eigentlich gar keines war, ist beendet. Es lässt Dich zurück: ratlos, frustriert – und auch noch mit einem leeren Glas, wie Du feststellen musst.
Du hebst es an und winkst damit der Frau in diesem irgendwie folkloristischen Kleid, von dem Du immer noch nicht weißt, ob es ein Dirndl ist oder nicht.

Das mit der Pia …. Du weißt nicht, ob es Dich ärgert oder frustriert. Du könntest sie zurückrufen, um die Sache zu klären.
Du könntest …
Du könntest gehen …

Da sind eine Menge Bilder in Deinem Kopf. Nicht wirklich klare Gedanken. Nur Bilder. Ein Pia-Film aus lauter kleinen, meist sehr kurzen Szenen. Dazu gibt es eine Art Kommentar, bei dem es sich um die Fortsetzung Deines Besinnungsaufsatzes handelt. Liebe … Liebe und Federweißer … Federweißer … oder nicht Federweißer. Das ist hier die Frage. Wieso ist Dein Glas schon wieder leer?
Du solltest aufstehen und …. etwas tun. Etwas, das Du leider gerade vergessen hast. Also bleibst Du sitzen.

Du weißt nicht, wie spät es ist. Du warst zu sehr versunken, irgendwo in irgendetwas. Es war etwas, das man nur bei Zufuhr von Alkohol findet an einem Ort, den man ohne die Zufuhr von Alkohol nicht betreten kann.
Tatsächlich ist es fast vierzig Minuten und sechs Gläser Federweißer später. Die Schulaufsatz-Allegorie echot noch blechern in Deinem Kopf.
Da ist dieser Drang aufzustehen. Du musst aufstehen und einen Toast ausbringen. Auf die Liebe und den Federweißen und auf die Frau, die Dich versetzt und Dir damit ein Abenteuer beschert hat. Ganz zu schweigen von wirklich profunden Erkenntnissen.
Nein. Ein wirkliches Abenteuer ist es eigentlich nicht. Zumindest noch nicht.

Der Gartenstuhl, auf dem Du gesessen hast, fällt um, als es Dich auf die Füße reißt und Dein Schwung lässt Dich vornüber kippen. Du würdest stürzen, wenn Da nicht jemand wäre, der Dich auffängt. Es ist die hübsche Frau mit diesem seltsamen Kleid. Die Frau, die Dir fleißig immer wieder das Glas gefüllt hat.
Es spielt keine Rolle in diesem Moment, ob sie wirklich ein Dirndl trägt oder nicht. Jedenfalls hat das Kleidungsstück einen beeindruckend tiefen Ausschnitt. Und genau dort, an ihrer Brust, ruht nun Deine Wange. Nun, wird Dir in Deinem umnebelten Kopf bewusst, ist es wirklich ein Abenteuer. Wenn auch ein grottenpeinliches, was sich Dir aber nicht mehr erschließt.
Allerdings währt es nur einen kurzen, glückseligen Augenblick lang, dann wirst Du zurückgestoßen. Irgendwer in Deinem Rücken fängt Dich auf und drückt Dich auf den Stuhl, den er inzwischen wieder aufgerichtet hat.

Schade, dass Du viel zu betrunken bist, um an dieser Stelle zur letzten Deiner profunden Erkenntnisse über die Liebe und den Federweißen zu gelangen: beide können einen zum kompletten Idioten machen, wenn man zu viel davon abbekommt.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegetarisch.

Flammkuchen

Rezept für 1 Portion
Zutaten

100 g Zwiebel(n)
100 g Schinken, roher
1 EL Öl
100 g saure Sahne
schwarzer Pfeffer
Für den Boden:
1 Beutel Fertigmischung für Pizzateig
3 EL Leinsamen

Zubereitung: 

Die Zwiebeln schälen und in Ringe schneiden. Den Schinken würfeln und mit den Zwiebeln in heißem Öl anschwitzen. Die Fertigmischung für Pizzateig, 140 ml lauwarmes Wasser und Leinsamen zu einem glatten Teig verarbeiten.

Den Teig ausrollen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Die saure Sahne auf den Teig streichen, Zwiebeln und Schinken gleichmäßig darüber verteilen. Mit Pfeffer würzen.

Den Flammkuchen im vorgeheizten Backofen bei 200°C (Gas: Stufe 3) ca. 30 Minuten goldgelb backen.

Arbeitszeit: ca. 25 Min.

Gebratene Bananen mit Orangen - Kokos - Sauce

Rezept für 4 Portionen
Zutaten

4 Banane(n), wenn erwerblich Dschungelbananen, ( ersatzweise sehr feste Bananen )
2 große Orange(n)
3 EL Zitronensaft, frisch gepresst
2 EL Butter
2 EL Rohrohrzucker
70 g Kokosraspel
70 ml Federweißer oder trüber Traubensaft )

Zubereitung: 

Bananen schälen, der Länge nach halbieren und mit dem Zitronensaft beträufeln.

Orangen: eine Orange schälen und in Würfel schneiden, eine Orange auspressen.

Bananen in einer Pfanne mit der Butter bei mittlerer Hitze und mehrfachem wenden ca. 3 Minuten goldbraun braten und warm halten!

Im verbleibenden Bratenfett den Zucker schmelzen lassen, die Kokosflocken dazu und etwas anrösten. Mit Orangensaft und dem Wein ablöschen und dann etwas reduzieren ( einkochen ).

Die Orangenstücke in die Soße geben, kurz darin belassen und gleichmäßig über die Bananen geben.

Arbeitszeit: ca. 20 Min.

Achtung! - Ein wichtiger Hinweis für alle Fans der Kolumne „Liebe geht DOCH durch den Magen“: Am Mittwoch, dem 2. Oktober 2013, wird Herbert Jost-Hof live mit seinen Texten um Essen, Trinken und Beziehungen im unterfränkischen Oberschwappach zu erleben sein, im bunten Programm der Filmpremiere „Rindergulasch und der rosarote Cadillac“. Es gibt dort außer Film und Literatur auch jede Menge erstklassige Musik, phantastische Stimmung und eine gigantische Tombola. - Und das alles für einen guten Zweck, denn die Erlöse des Abends kommen der Betreuung krebskranker Kinder zugute.

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