Liebe geht DOCH durch den Magen: Endspiel (1)
Archivmeldung vom 12.07.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeim Fußball ist das natürlich anders, da kommt nicht zwangsläufig jeder einmal ins Endspiel. Aber Fußball ist auch keine Beziehung, denn die sollte ja kein Spiel sein … und auch keine Fouls haben. Aber das sollte der Fußball ja eigentlich auch nicht.
Es war eigentlich gar nicht so viel, was auf Deiner Einkaufsliste stand. Aber jetzt, so in Einkaufskorb und in Tüten verpackt, sieht es irgendwie doch nach einer ganzen Menge aus. Du schüttelst den Kopf. Vermutlich liegt das an den frischen Sachen. Ja, frische Sachen nehmen einfach eine Menge Platz ein.
„Okay, ich bin fertig.“ Georg steht am Kühlschrank – genauer gesagt: er steht in der geöffneten oberen Tür der Kühl-Gefrier-Kombination, breitbeinig, den Blick nach innen gewandt, aber nicht in sein Inneres, sondern das des Geräts. Die linke Hand schwebt vor Dir in der Luft und wartet ganz offensichtlich darauf, dass sie etwas zu fassen bekommt.
Also beginnst Du, die Tüten zu sortieren und suchst nach der mit den Dingen vom Metzger. Das war nicht viel, da Ihr keine großen Fleisch- und Wurstesser seid. Es ist eigentlich eher gedacht für die Gäste, die zu Eurer Endspiel-Party kommen werden.
„Na?“ fragt Georg nun, dreht Dir halb das Gesicht zu und beginnt, mit den Fingern zu schnippen.
Das ist wieder seine Akrobaten-Tour. Und die kannst Du ja nun gar nicht leiden.
Er fühlt sich gern als Chef und daher benimmt er sich auch gern wie der Chef. Was er dann aber von sich gibt, wenn Du ihm sagst, dass Dich das nervt, sind Sätze wie: „Quatsch. Ich bin kein Chef und ich will keiner sein. Wir sind ein Team. Aber in einem Team muss man sich darauf verlassen können, dass alle zusammenspielen und jeder weiß, was er zu tun hat und es auch macht. So wie Akrobaten. Die können da oben auch nicht in der Zirkuskuppel rumstehen und der andere kommt mit dem Trapez oder nicht und fängt sie oder nicht ...“
Ja, genau. Daher sagst Du gar nichts mehr dazu. Du kennst das inzwischen schon zu gut und ihm fällt ja an dieser Stelle auch nichts Neues ein.
Du greifst Dir das Nächstbeste, was Du erwischst und schiebst es zwischen seine Finger, damit sie mit dem Schnippen aufhören. Es ist der Sommerporree für den Dip, den Du zubereiten willst. Schwupps – weg ist er!
Eins muss man Georg lassen: Er versteht etwas davon, den Kühlschrank einzuräumen. Es ist mitunter kaum zu glauben, was er alles darin unterbringen kann … und dann noch so phantastisch geordnet … Das ist die gute Seite eines ansonsten eher zwanghaften Benehmens.
Während Du nun Deinen Handlangerpflichten nachkommst, gehst Du mit Dir selbst ins Gericht. Es ist nicht nett, dass Du solche negativen Gedanken über ihn hast. Er IST gar nicht so schlimm. Nein, er ist gar nicht SO schlimm. Und vielleicht ist er nicht einmal SCHLIMM …
Gerade wandert das Obst für den Nachtisch durch Eure Hände, von Deinen in seine: Äpfel, Trauben, eine Melone … eine Melone … eine Melone … Nein, es ist bloß eine, aber Du betrachtest sie mit gerunzelter Stirn, während Du sie von einer Hand in die andere balancierst, bis das Akrobaten-Schnippen Dich ermahnt, sie weiterzureichen.
„Ich hoffe, die ist richtig reif“, sagst Du unvorsichtigerweise.
Georg hebt die Frucht vor sein Gesicht und der Knöchel seines linken Zeigefingers pocht auf ihre Schale, während sein Antlitz einen völlig durchgeistigten Ausdruck annimmt. So sieht ein Mensch aus, denkst Du Dir, der gerade einem Außerirdischen begegnet ist oder von einer höheren Macht beseelt und mit den garantiert richtigen Lottozahlen für die nächste Ziehung ausgestattet wurde.
Du wartest auf einen Kommentar, der seine Überlegenheit demonstriert, auf einen Satz, der seiner Maske tiefster Weisheit und Erkenntnis angemessen ist, und Du bereitest Dich darauf vor, nicht empfindlich darauf zu reagieren. Doch es kommt anders … wenn auch nicht besser. Denn alles, was er nun beizusteuern hat, ist „Keine Ahnung. Ich denke, das Ding ist in Ordnung. Maria hätte das gewusst“.
Natürlich hätte Maria es gewusst. Maria war schließlich nicht nur die Frau vor Dir in Georgs Leben, sie war DIE Frau schlechthin.
Sie war ganz offensichtlich allwissend, sie sprühte vor Witz und Talent, sie konnte alles. - Ist das so?
Georg klappt die Kühlschranktür zu, klatscht in die Hände und sagt aufgeräumt: „Ich könnt' jetzt auf'n Espresso.“
„Ja“, pflichtest Du bei und nickst bestätigend, „ich auch. Gute Idee. - Bitte sehr.“ Deine Hand weist dorthin, wo die Maschine steht, obwohl Du ganz genau weißt, was Georg eigentlich sagen wollte: Mach doch mal einen Espresso für mich.
Du hast nicht die mindeste Lust dazu. Du hast auch überhaupt keine Lust mehr, ihn zu verstehen … oder Dir einzureden, es sei nicht schlimm, ER sei nicht schlimm.
Sein Gesicht wirkt ein wenig belämmert, doch er äußert sich nicht, sondern wendet sich tatsächlich der Espresso-Maschine zu. Das ist gut. Du hast gewonnen. … Doch es reicht Dir nicht mehr, kleine Schlachten zu gewinnen.
„Ich weiß“, sagst Du und es klingt leider nicht beiläufig, wie Du es gern hättest, sondern scharf und bitter, „Maria hätte dir deinen Espresso gekocht. Und du hättest nicht mal was sagen müssen, denn Maria hätte deine Gedanken gelesen, denn Maria und du, ihr wart schließlich das perfekte Team und Maria konnte alles – außer mit dir leben. Und ich denke, ich kann sie verstehen.“
Du weißt, dass Du gemein bist, nur vielleicht lassen sich manche Dinge in manchen Situationen nicht ohne Gemeinheiten sagen. Da ist plötzlich so viel Frustration in Dir, so viel Wut. Du nimmst die erste der leeren Tragetaschen und beginnst sie mit übertrieben schwungvollen Gesten zu falten, um sie im Einkaufskorb zu versenken.
Bis der Löffel dort drüben auf der anderen Seite der Küche mit lautem metallischem Klimpern auf die Arbeitsplatte fällt – gefühlte einhundert Jahre nach Deinem letzten Satz. Tatsächlich sind es vermutlich keine drei Sekunden.
Er dreht sich nicht um, sondern sagt zu dem Hängeschrank vor seiner Nase: „Was soll das denn jetzt heißen?“
Wenn er sich nicht umdreht, musst Du auch nicht innehalten in dem was Du tust. Also nimmst Du Dir die nächste Tasche und beantwortest seine Frage: „Das heißt die deutsche National-Elf ist im Endspiel. Und da sind sie nicht die Einzigen ...“
(Fortsetzung folgt ...)
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Espresso Macchiato
Rezept für 1 Portion
Zutaten
7 g Kaffeebohnen (Espresso)
30 ml Milch
30 ml Wasser
evtl. Rohrohrzucker
Zubereitung:
Sie benötigen gut ausgesuchte Espressobohnen, eine Kaffeemühle und eine Espressomaschine oder ein Espressokännchen und einen Milchaufschäumer.
Die Espressobohnen frisch mahlen und in den Siebträger des mit Wasser gefüllten Kännchens oder in den Siebträger der Maschine geben. Zum Kochen bringen, bzw. die Maschine anschalten.
Den fertigen Espresso mit aufgeschäumter Milch auffüllen, ggf. mit Zucker süßen und genießen!
Arbeitszeit: ca. 5 Min.
Holunder - Espresso - Likör
Rezept für 1 Portion
Zutaten
1 1/2 Liter Saft (Holundersaft), selbst gemacht oder gekauft
1 kg Rohrohrzucker
2 Pck. Bourbon-Vanille-Aroma
3 TL, gestr. Lebkuchengewürz
200 ml Espresso, frisch gebrüht
1 Flasche Rum (54 %)
Zubereitung:
Der selbst entsaftete Holundersaft kann durch Gekauften (Bio) ersetzt werden. Die Zuckermenge muss angepasst werden, da der selbst Entsaftete meist etwas saurer ist.
Einen Teil des Saftes mit allen Gewürzen, Aromen und Zucker aufkochen, den Espresso hinzufügen. Nach dem Abkühlen mit dem Rum vermengen und in Flaschen abfüllen. Der Likör ist sofort genießbar.
Wer mag, kann den Likör abfiltern. Ich persönlich mag die Aromen, die sich im Laufe der Zeit noch mehr entfalten. Vor Gebrauch schütteln!
Arbeitszeit: ca. 35 Min.