Liebe geht DOCH durch den Magen: Der Mai ist gekommen … und er war nicht allein
Archivmeldung vom 03.05.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer liebt, der ist verletzlich. Wer sehr liebt, der ist sehr verletzlich … und auch nicht unbedingt in der Lage, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.
Nur eine Woche ist vergangen und schon ist alles anders. Aber erst seit dem Feiertag, dem 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“.
Ausgerechnet an einem Feiertag! Wie sollst Du das jemals vergessen können? In jedem Jahr wird Dir nun zukünftig dieses Bild vor Augen stehen: Patrick und diese … gibt es eigentlich ein Wort für diese Art von Frauen? - Wenn ja, dann ist es nicht in Deinem höchst anspruchsvollen und damenhaften Thesaurus vorhanden.
„Ist doch nicht schlimm“, hat Sina gesagt, als Du sie ganz und gar verheult angerufen hast. Vermutlich sagte sie das, um Dich zu trösten. Trösten? - Was für ein Unsinn! Wen würde das schon trösten?
Nein, es ist nicht schlimm, es ist schlimmer als schlimm … und das Allerschlimmste überhaupt ist der Umstand, dass Victoria mit ihrem blöden Geschwätz über Männer, die zu viel Milch in den Kaffee gießen, am Ende wohl doch recht hatte! - Wie hatte er Dir das antun können?
Ist es denn so ungewöhnlich, dass man den geliebten Menschen, den schmerzlich vermissten geliebten Menschen, um genau zu sein, an einem Feiertag und noch bei bestem Wetter spontan besucht? Damit hat er doch rechnen müssen, auch wenn er Dir vorher erklärt hatte, er werde arbeiten müssen. - Arbeiten? - HA!
Du weißt im Augenblick nicht, was Dich mehr ärgert: Dass Du ihn in flagranti überraschen konntest, was a) für seine Dummheit spricht und b) dafür, dass er Dich offensichtlich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, nicht einmal ansatzweise – oder dass ein Teil von Dir sich wünscht, es wäre nicht geschehen, was ja nur bedeutet: Du hättest nicht gesehen, was Du gesehen hast. Es heißt nicht: Er wäre nicht mit dieser anderen Frau zusammen gewesen.
Wärst Du tatsächlich bereit, Dich so weit zu erniedrigen? Hast Du das nötig? - Nein, diese Frage ist in der Tat rein rhetorisch und es besteht ÜBERHAUPT KEINE Veranlassung, sie wirklich zu beantworten.
Es war ein Bild des Grauens gewesen, jedenfalls für Dich: Er hatte diese Frau im Arm gehabt, diese falsche Blondine (das konnte nun JEDER sehen), in einem Ich-lass-dich-nie-mehr-los-Würgegriff und, das war noch das Übelste, sie hatten beide gelacht. GELACHT! Laut und in dieser besonderen Weise er und schrill und zickig sie, na – wie denn auch sonst?!
Mehr hattest Du gar nicht sehen müssen. Sie hatten auf dem Balkon gestanden. AUF DEM BALKON! In aller Öffentlichkeit also. Auf SEINEM Balkon. Genau diesem, auf dem er Dir vor gar nicht so langer Zeit abends flüsternd Sternbilder erklärt hatte, wo er Dich in den Arm genommen hatte, damit Du nicht friertest …
Du frierst nicht, Du heulst. So laut und so schrill wie die beiden gelacht haben, schniefst Du nun vor Dich hin. Es ist wirklich SCHLIMM!
Das findet auch Victoria. Du hast sie ganz gewiss nicht um ihr Kommen ersucht, aber nun ist sie da. Ja, Du bist eben nicht die Einzige, die zu spontanem Handeln fähig ist. Sina hat gepetzt. Irgendwie ist Dir das aber auch jetzt egal. Du bist froh, nicht allein zu sein. Unter Tränen und Schnäuzen erzählst Du ihr die Geschichte, während sie Deinen Arm tätschelt. Victoria ist viel zu klug und auch zu mitfühlend, um das „Hab' ich doch gleich gesagt!“ auszusprechen, das ihr natürlich auf der Zunge liegt.
„Und“, fragt sie, „hat er dich gesehen?“
Du schüttelst den Kopf und prustest in ein weiteres Papiertaschentuch.
„Dann weiß er es nicht“, konstatiert Deine Freundin und irgend etwas an der Art, wie sie das sagt, macht Dich hellhörig.
„Nein“, murmelst Du in das unangenehm nasse Ding in Deiner Hand.
„Gut!“ Victoria klatscht aufgeräumt in die Hände.
Was soll daran gut sein, fragst Du Dich und dann sie.
„Na, dann kannst du hingehen und eine Erklärung fordern.“
„BITTE?“ Du glaubst, Dich verhört zu haben. Die Tränen versiegen vor Schreck und Empörung.
„Ja, natürlich. Ich bin jetzt ...“, sie wirft einen Blick auf die Uhr, „seit knapp zwanzig Minuten hier und genauso lange heulst Du schon vor dich hin – wobei ich nicht wissen möchte, wie lange du das vorher getan hast, aber ich kann's mir in etwa denken. Wenn das so schrecklich für dich ist und du bereit bist, so viel Energie in deine Enttäuschung zu investieren, dann nimm wenigstens einen Teil davon und stell' ihn zur Rede, verdammt nochmal. Was denkst du eigentlich, wie … und vor allem: wann … du sonst mit der Sache fertig wirst?“
Eine der vernünftigeren Synapsen in Deinem von Enttäuschung und Liebeskummer zerrütteten Hirn stimmt ihr zu … für einen Moment, dann kommt wieder die Erinnerung und mit ihr ein neuer Schwall Tränen, so dass Dein „Das kann ich niiiiicht ...“ in die Länge gezogen wird und so verläuft, wie es Tags zuvor Dein Lidstrich getan hatte, also Du schluchzend wieder in der Wohnung angekommen warst und Dich für eine Sekunde der eigentümliche Gedanke überkommen hatte, ob nichtsahnende Zuschauer auf der Straße wohl hätten vermuten können, dass Du an einer starken Pollenallergie leidest.
„Wolltet Ihr Euch nicht ohnehin morgen treffen? Du hattest doch irgendwas von Maibowle erzählt ...“
Jetzt, da sie es sagt, fällt es Dir wieder ein. Du nickst schwach. Zu mehr bist Du ohnehin nicht fähig.
„Okay“, Vickys Stimme klingt entschlossen, „dann wirst du auch da hingehen. Das wäre doch gelacht. Ich werde dich schon wieder auf die Beine stellen und dich vorbereiten. Mit mir als Coach haust du jeden aus dem Ring, erst recht diesen Milchkaffee ...“
Victoria ist eine gute Freundin. Sie ist auch sehr überzeugend. Es war Dir letzten Endes nicht möglich zu widersprechen – oder besser: Deinen Widerspruch lange aufrecht zu erhalten. Wie Du feststellen konntest, ist sie auch ein guter Coach, da hatte sie nicht übertrieben.
Nun ist es Samstag, später Nachmittag und sie tigert nervös durch ihr Wohnzimmer. Ihre Gedanken sind bei Dir. Sie ist unruhig, versucht ein Mode-Magazin zu lesen, aber es geht nicht. Nein, ihre Beine müssen laufen. Ihre Arme sollten auch etwas zu tun haben. Aber nicht schon wieder eine Zigarette. Rauchen ist nur noch in Notfällen gestattet und auch dann begrenzt. Sie hatte bereits genug.
Sie fragt sich, ob Du wohl auch so konsequent sein wirst, so stark und der Versuchung widerstehen … die in diesem Falle darin liegen könnte, ihn umzubringen … oder zusammenzubrechen … oder beides in beliebiger Reihenfolge.
Als das Telefon klingelt, zuckt sie zusammen. Mit zwei großen Schritten ist sie am Apparat und meldet sich einfach nur mit einem atemlosen, kurzen „Ja“.
„Es ist alles gut“, flüsterst Du, denn Du hast Dich mit Deinem Mobiltelefon in seine Toilette zurückgezogen, um Bericht erstatten zu können. Nun musst Du lachen und Du versuchst, es so gut wie möglich zu unterdrücken. Draußen hörst Du die Stimmen von Patrick und Patricia und Du reißt Dich wieder zusammen.
„Sie ist seine Schwester“, klärst Du Deine Freundin auf, „Patricia ...“
„Das ist ja wie 'Hanni und Nanni' – und du glaubst ihm?“
„Sie ist hier. Sie sind Zwillinge. Das konnte ich ich natürlich vorgestern nicht sehen. Sie hat ihm den Waldmeister gebracht, für die Bowle … die is' übrigens saugut.“
„Dann genieße sie“, hörst Du Vicky sagen, Du fühlst die Erleichterung in ihrer Stimme, die nur ein Schatten des Gefühls ist, das Dich befallen hat, als er es Dir erzählte und Du seine Schwester vor Dir sahst.
„Du hast dich geirrt“, kannst Du Dir nicht verkneifen zu sagen.
„Du dich auch, dummes Huhn“, lautet die Antwort, dann ist da ein seltsames Geräusch, das vermutlich ein Luftkuss ist … und die Verbindung ist beendet.
Während Du die Spülung betätigst und Dich dann vor dem Spiegel noch einmal versicherst, dass Deine Frisur so sitzt, wie sie es Deiner Meinung nach tun sollte, gießt sich einige Straßen entfernt Deine Freundin Viktoria ein Glas Wein ein, prostet in die Luft und trinkt … auf den Segen mancher Irrtümer.
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegetarisch.
Maple Coffee
Rezept für 4 Portionen
Zutaten
300 ml Kaffee, sehr stark
200 ml Milch
200 ml Sahne
100 ml Ahornsirup
n. B. Schlagsahne
n. B. Kaffeepulver
Zubereitung:
Sahne und Milch in einem Topf unter Rühren erhitzen, aber nicht kochen lassen. Kaffee und Ahornsirup dazugeben, durchrühren. Nach Geschmack mit Schlagsahne und etwas Kaffeepulver bestreut servieren.
Arbeitszeit: ca. 5 Min.
Milchkaffee
Rezept für 4 Portionen
Zutaten
100 ml Milch
1 Prise Kakaopulver
0,4 Liter Kaffee, aufgebrüht
Zubereitung:
Kaffee in ein hohes Glas geben. Mit einem Milchaufschäumer die Milch zu Milchschaum quirlen.
Den Schaum auf dem Kaffee verteilen und Kakao darauf streuen.
Arbeitszeit: ca. 5 Min.