Liebe geht DOCH durch den Magen: Lampenfieber
Archivmeldung vom 20.09.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.09.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs gibt für alles ein erstes Mal, gelegentlich ist selbiges mit einer gehörigen Portion Nervosität verbunden. Das kann durchaus den Appetit drosseln … aber nur zeitweise.
Du tastest noch einmal über Deine Jacke, um zu fühlen, ob er noch dort ist. Das ist ziemlich umständlich, denn der Sicherheitsgurt ist im Weg.
„Ist was?“ fragt Simon neben Dir.
„Nein, nein“, dann endlich spürst Du den USB-Stick. Er ist, wo er sein sollte. Genau dort, wo er vor fünf Minuten auch schon war: in Deiner Tasche.
„Du musst dir wirklich keine Gedanken machen“, sagt Dein Mann und lässt den Wagen nach links abbiegen. „Denk' doch, was wir für einen Spaß hatten in Amerika … New Orleans …. und ist dir dabei vielleicht einmal das Vokabular ausgegangen?“
Du weißt, dass er es gut meint. Und Du weißt auch, dass er eigentlich recht hat. Du hast nicht nur während Eures letzten Urlaubs bewiesen, wie gut Deine englischen Sprachkenntnisse sind. Wenn sie dort nicht versagt haben, warum sollten sie es hier und heute tun? Nur weil es hier ums Geschäft geht?
„Es ist einfach Lampenfieber, okay?“, meinst Du gereizt. „Ich weiß, Du hast recht, aber es ist halt das erste Mal, dass ich eine so umfangreiche Präsentation auf Englisch halten muss.“
„Was dir hervorragend gelingen wird“, versucht Simon, Dich zu beruhigen. Du verstehst die Absicht. Du bist ihm dankbar dafür. Helfen aber tut es nicht wirklich.
Manche Menschen tendieren eben zu starker Nervosität und Du gehörst zu dieser Gruppe. Das ist das ganze Geheimnis. Wenn es so einfach wäre, wenn Du Dich da schlicht herausreden könntest, hättest Du es längst getan. Aber so geht das nicht. Zwar hast Du im Laufe der Jahre einige Dinge gelernt, um Dir Momente wie diesen zu erleichtern und Du musst Dich inzwischen nicht mehr übergeben, aber … Dein Magen knurrt laut und vernehmlich.
„Auch das noch“, denkst Du und die Panik steigt, sofern das noch möglich ist. Was wird, wenn Dir das bei der Präsentation passiert?
„Du hättest doch was essen sollen“, meint Dein Mann und schließt dann sofort an: „Ja, klar. Ich weiß. Geht nicht. Tut mir leid. - Wenn du das hinter dir hast, dann hau'n wir richtig rein.“
„Ganz bestimmt nicht!“, knurrst Du. Du willst nicht an Essen denken. Nicht jetzt, nie mehr. Du willst an gar nichts denken. Du zitterst. Zumindest glaubst Du das.
Alles wird besser, das weißt Du, in dem Augenblick, in dem Du wirst funktionieren müssen, in dem Moment, in dem Dir keine Chance zur Flucht mehr bleiben wird. Dann wird Dein Unterbewusstes einfach die Führung übernehmen, Du wirst für eine Weile das Gefühl haben, neben Dir zu stehen, wirst Dir selbst zuhören und Dich darüber wundern, was da alles aus Deinem Mund sprudelt – und vor allem, wie: gut durchdacht, wohl pointiert. Dann wirst Du mehr und mehr bewusst wieder die Regie übernehmen und am Ende wird alles einfach nur hervorragend gelaufen sein. Das war immer so. Zumindest, wenn Du deutsch sprichst.
Aber das wirst Du nicht tun – dieser Gedanke verscheucht das kleine bisschen Ruhe, das Du gerade fast gefunden hattest. Das ist eine Situation, die noch keine Erfahrungswerte kennt.
Sicher, sollte alles gut werden, wirst Du Dich beim nächsten Mal vielleicht mehr zusammenreißen können. Aber wenn nicht …
„Wir sind da“, stellt Simon fest und parkt den Wagen in der Auffahrt des Bürogebäudes. „Du rufst mich an, wenn Du fertig bist …?“
Du nickst. Er blinzelt Dir zu, hebt den Daumen … Du versuchst ein Lächeln und verlässt den Wagen, blickst kaum zurück. Mit Schritten, die für jeden Betrachter sehr viel sicherer wirken, als sie sich für Dich anfühlen, begibst Du Dich zum Eingang. Du kannst nicht mehr zurück … Dein Magen knurrt noch einmal.
Da bist Du wieder, ganz Du selbst und ruhig. Das Zittern liegt über eine Stunde hinter Dir. Du wartest auf Simon. Es ist gut gegangen. Du warst vielleicht nicht ganz so eloquent und genial wie Du es normalerweise bist, wenn Du Deine Muttersprache benutzen kannst, aber es war in Ordnung. Es ist vorbei. Das ist jetzt erst einmal die Hauptsache.
Da kommt der Wagen, Du steigst ein und gibst Deinem Mann einen dicken Kuss.
„Danke“, sagt er und schaut über die Schulter, um auf die Straße zurückzukehren. „Womit hab' ich das verdient? Oder küsst du heute Abend alle Männer?“
„Nur dich“, versicherst Du, „weil du der Einzige bist.“
„Oh, das hör' ich gern“, er lacht.
„Der Einzige, der es mit mir aushält und mir nicht den Hals umdreht, wenn ich meinen Rappel kriege.“
„Dito“, meint er schlicht und lächelt zu Dir herüber.
Dein Magen knurrt laut und vernehmlich.
„Hunger?“ will Simon wissen.
„Wie verrückt.“
„Hm, du hattest aber gesagt, du wirst ganz bestimmt nichts essen wollen ...“
„Aber du kennst mich doch ...“, protestierst Du.
„Erzähl' erstmal“, bittet er Dich, „vielleicht hab' ich in der Zwischenzeit eine Idee.“
Also erzählst Du: von Deinen Zuhörerinnen und Zuhörern, von dem fürchterlich lauten Beamer, der Dich genervt hat. Von dummen Zwischenfragen und von klugen, vom Applaus am Ende. Und als Du an dieser Stelle angelangt bist, stellst Du fest, dass Ihr auch gleich zu Hause seid. Dein Magen weiß das scheinbar auch. Dein Hunger wird immer schlimmer.
„Was ist denn noch im Kühlschrank? Können wir nicht noch irgendwie in die Pizzeria oder so …?“, Du versuchst es mit einem Schmachtblick, während ihr ins Haus geht, hast damit aber keinen Erfolg.
„Schatz“, sagt Simon und drückt Dich kurz auf dem Treppenabsatz, „ich bin wirklich müde. Lass' uns einfach essen, was da ist, okay?“
Du grummelst ein wenig in Dich hinein, gibst Dich aber geschlagen.
Simon schließt die Wohnungstür auf, Ihr geht hinein und er hilft Dir aus der Jacke. Es dauert einen Moment, dann wird es Dir richtig bewusst: es riecht nach Essen in Eurer Wohnung. Aber nicht nach etwas, was man normalerweise dort riechen kann … nein, es ist anders … etwas ganz Anderes. Dann hörst Du auch jemanden vor sich hin singen hinter der Küchentür.
„Was ist denn hier los?“ fragst Du leise. „Wer ist da in der Küche?“
„Ach“, erklärt Dir Dein Mann, „das ist Betty. Sie kommt aus Monroe in Louisiana. Du wirst sie mögen. Aber noch mehr wirst du mögen, was sie für uns gekocht hat. Sie ist nämlich eine phantastische Köchin und wird uns mit Fisch und Jambalaya und allem verwöhnen, was die Cajun-Küche so zu bieten hat. In Erinnerung an unseren Urlaub. Und zur Feier des Tages.“
„Woher … ich meine ...“, Du bist sprachlos.
„Ja, das war nicht so ganz einfach. Sie arbeitet hier als Au-Pair. Ich habe sie über eine Agentur gefunden und konnte sie ihren Gastgebern für einen Abend abschwatzen. Ich wollte etwas Angemessenes für deinen Triumph – denn ich wusste, es würde einer. Schließlich kenne ich dich.“
Ja, er kennt Dich. Deshalb wusste er nicht nur, dass Ihr Dein Lampenfieber einfach hinnehmen müsst und dass Du natürlich fürchterlich hungrig sein würdest. Er kennt Dich. Er weiß, was er an Dir hat. Und wie man Dir eine Freude macht.
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Jambalaya-Pizza
Rezept für 1 Portion
Zutaten:
Zutaten
Für den Teig:
1 Pkt. Hefe (Trockenhefe)
175 g Mehl
100 g Maismehl
1/4 TLMeersalz
2 EL Öl
Für den Belag:
1 EL Öl (Olivenöl)
2 Zehe/n Knoblauch, zerdrückt
2 m.-große Zwiebel(n), gehackt
100 g Cabanossi o. Sojawürstchen
1/2 Paprikaschote(n), grüne, gehackt
1/2 Paprikaschote(n), rote, gehackt
1/2 TL Oregano
1/2 TL Pfeffer, schwarz
1/2 TL Meersalz
1/2 TL Cayennepfeffer
1/2 TL Thymian
400 g Tomate(n) aus der Dose
100 ml Tomatensaft (vom Abtropfen)
50 g Käse (Cheddar), gerieben
1 EL Gewürzmischung (Cayun)
Zubereitung:
TEIG : 250 ml lauwarmes Wasser, Hefe, Mais- und das Mehl gut vermischen. Dann den Rest hinzugeben und den Teig glattrühren.
Den Teig danach 5 Min. auf einer mehligen Unterlage durchkneten und bei Bedarf noch etwas Mehl hinzufügen. An einem warmen Ort (30-40°C) 1 Std. gehen lassen. Danach zu einer Kugel kneten und vor dem Ausrollen nochmals 20 Min. ruhen lassen.
BELAG: Öl, Knoblauch und Zwiebeln in einem Topf glasig dünsten. Dann die Wurstscheiben hinzugeben. Wenn eine hohe Hitze erreicht ist, wird es Zeit für die Gewürze. Das Ganze lässt man dann 5 Min. in Ruhe und gibt die gehackten Tomaten incl. des aufgefangenen Saftes dazu. Unter Rühren lässt man nun fast alle Flüssigkeit verkochen und gibt den fertigen Belag auf den ausgerollten Teig. Jetzt nur noch den geriebenen Käse drüber. Der Backofen sollte nun auf 250°C aufgeheizt sein. Die Backzeit beträgt ca. 15-20 Min.
Arbeitszeit: ca. 60 Min.
Veganes Jambalaya mit Tofu
Rezept für 4 Portionen
Zutaten:
2 Zucchini
1 Aubergine(n)
1 Zwiebel(n)
1/2 Knolle/n Sellerie
1 Liter Gemüsebrühe
1 Pck. Tofu
1 Dose Tomate(n) (Pizza-)
250 g Reis
2 EL Tomatenmark
Sojasauce
Öl
1 Bund Petersilie
Meersalz und schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Das Gemüse waschen und klein schneiden. Etwas Öl in einer großen Pfanne erhitzen und darin den Reis glasig dünsten. Dann das Gemüse und die Zwiebel dazugeben und alles etwa 5 Minuten unter gelegentlichem Rühren anbraten. Die Gemüsebrühe aufgießen und alles zugedeckt 10 Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen.
In der Zwischenzeit den Tofu in kleine Würfel schneiden und in etwas Sojasoße einlegen.
Wenn der Reis die Gemüsebrühe aufgesaugt hat, die Pizzatomaten und das Tomatenmark dazugeben und gut umrühren. Zuletzt den Tofu mit der Sojasoße untermischen und gegebenenfalls mit Salz und Pfeffer abschmecken. Alles nochmals ca. 5 Minuten köcheln lassen, bis der Reis gar ist.
Auf den Tellern mit etwas klein geschnittener Petersilie anrichten.
Arbeitszeit: ca. 25 Min.