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Liebe geht DOCH durch den Magen: Die Katze auf dem Schrank

Archivmeldung vom 15.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Katzen wissen vielleicht nicht immer, was gut schmeckt. Aber sie wissen ziemlich genau, was sie wollen … und was nicht. So wie manche Menschen.

Die Katze schaut auf Dich herab, es wirkt ein wenig geringschätzig. Oder ist sie nur müde? - Jedenfalls gähnt sie jetzt herzhaft, beginnt dann, ihre Pfote zu lecken, die über den Rand des Schranks ragt. Dann hält sie inne. Es scheint, als sei sie plötzlich eingeschlafen.

„Ja, die Susi“, sagt Deine Nachbarin, Frau Zeisig, jetzt, „die ist schon ein wenig eigen. Und deshalb wär‘ ich Ihnen ja so dankbar, wenn sie mir helfen könnten. Weil die Dorle ja nicht kommt. Weil das Auto doch kaputt ist.“
Dorle ist Frau Zeisigs Tochter, die eigentlich heute hätte erscheinen sollen. Aber dann gab es eben diesen Ärger mit dem Wagen …
„Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes“, sagst Du, „Nicht, dass es noch teuer wird, oder so.“
„Ach“, Frau Zeisig winkt ab, „ich geb‘ ihr dann schon was dazu, dem Dorle. Wo sie mir ja auch immer meine Sachen holt vom Laden. Müsste sie ja nicht.“ Frau Zeisig schüttelt den Kopf. „Es gibt Kinder, die würden das gar nicht machen.“
Du nickst.

„Es ist ja so nett von Ihnen, dass Sie mir helfen wollen.“ Damit dreht sie sich um und holt ihre Geldbörse aus der Schublade. „Hier haben Sie ein Geld. Eine Dose kostet so fast einen Euro. Ich geb‘ Ihnen mal zwölf. Der Rest ist für den Weg.“ So reicht sie Dir einen Schein und eine Münz.
„Das müssen Sie doch nicht, Frau Zeisig“, protestierst Du, „ich mach‘ das doch gern für sie … und die Susi.“ Du siehst zu der Katze hinauf. Eines ihrer Augen ist einen winzigen Spalt breit geöffnet. Du bist sicher, dass sie ihren Namen verstanden hat und Dich jetzt beobachtet.
„Nein, das ist schon in Ordnung“, insistiert Deine Nachbarin. Sie reicht Dir noch nicht einmal bis ans Kinn. Und nun drückt sie Dir das Geld in die Hand auf eine Art, die keinen Widerspruch duldet. „Zehn Dosen“, wiederholt sie für Dich, „zehn Dosen. Mit Käse und mit Geflügel.“

Du nickst wieder, während Frau Zeisig Dich Richtung Tür schiebt. Dabei fällt Dein Blick in die offene Speisekammer.
„Ist da nicht noch Katzenfutter?“ fragst Du naiv.
„Ja, aber nicht Käse und Geflügel“, lautet die leicht indignierte Antwort. „Das ist doch nur für den Schwarzen und den Tiger. Die kommen nur zu Besuch. Die Susi, die frisst nur Käse mit Geflügel. Das hat sie sich jetzt so angewöhnt. Genauso, wie dass sie da oben auf dem Schrank wohnt.“
„Kriegt sie ihr Futter auch da oben?“ willst Du wissen.
Deine Nachbarin schüttelt den Kopf. „Nein. Da könnte ich doch gar nicht rauf. Die Dorle hab‘ ich gebeten, dass sie da nach dem Rechten sieht mit der Leiter und sie sagt, da ist alles sauber, da auf dem Schrank. Dabei … ich seh‘ die Susi nie runterkommen oder raufgehen. Immer, wenn ich komme, da liegt sie da. Ich weiß nicht, wann sie frisst oder ihr Geschäft erledigt. Sie ist immer nur auf dem Schrank. Aber irgendwie macht sie das alles. Irgendwann. Wenn ich nicht hinseh‘, versteh’n Sie?“
Nein, eigentlich verstehst Du nicht. Aber das spielt keine Rolle. Also sagst Du einfach „ja“.
„Die Susi“, jetzt muss die alte Dame wirklich lachen, „die Susi, das ist schon eine. Die hat immer solche Ideen und dann macht sie das. Einfach so. Genau wie mit dem Futter.“
„Käse mit Geflügel“, wiederholst Du artig, bevor sie es tun kann.
„Genau.“
Nun seid Ihr an der Tür angekommen und sie öffnet sie. „Bis gleich“, ruft Dir Frau Zeisig nach. „Tschüss, …tschüss …!“

Es ist nicht weit bis in den Supermarkt und … na ja, eigentlich hättest Du schon etwas Anderes zu tun. Aber Frau Zeisig hat Dich gehört, als Du zum Briefkasten gehen wolltest, um nach der Post zu sehen und nun freust Du Dich, dass Du ihr einen Gefallen tun kannst. Sie ist eine wirklich liebe Frau, die sich ja auch immer rührend um Deine Post und um Deine Pflanzen kümmert, wenn Du längere Zeit nicht zu Hause bist.
Genau betrachtet, ist es nur ihr zu verdanken, dass Dein Zimmerdschungel noch nicht eingegangen ist. Sie hat den grünen Daumen, Du nicht. Außerdem hat sie dieses Faible für extravagante Katzen … gibt es überhaupt andere? … und da Du Katzen magst, ist Dir das zusätzlich sympathisch.

So, Susi frisst also nur Käse mit Geflügel … oder umgedreht. Interessant, was Katzen heutzutage so alles geboten wird. Was für ein verrücktes und verzogenes Tier!

Nein, denkst Du in einem Anfall von Milde, Katzen sind schließlich auch nur Menschen. Du selbst hast jahrzehntelang Deine Umwelt mit Deinen eigenen Launen bezüglich des Essens terrorisiert. Mal mochtest Du kein Fleisch, dann kein Gemüse, schon gar nicht Sauerkraut. Oder Spinat … Rosenkohl – Igitt!
Hat sich alles verwachsen. Heute liebst Du Spinat ebenso wie Rosenkohl. Und Kartoffeln. Und Pasta. Ja, eigentlich könntest Du nur von Nudeln mit Spaghetti oder Bratkartoffeln mit Pommes Frites leben. Hauptsache Kartoffeln und/oder Teigwaren. Ist das so viel besser als „Geflügel und Käse“?

Vermutlich nicht. Ja, dann stimmt es wohl: Katzen sind auch nur Menschen – allerdings die besseren Menschen. Jedenfalls würden sie das behaupten, wenn sie sprechen könnten.
Immerhin, so beendest Du diesen Gedanken voller Milde, diesmal Dir selbst gegenüber, so schlimm bist Du ja auch wieder nicht, egal wie wählerisch Du mit dem Essen warst oder bist. Immerhin hast Du Dich wenigstens noch nicht entschlossen, auf einem Schrank zu leben. Noch nicht …

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Pommes überbacken mit Käse

Rezept für 4 Portionen
Zutaten:

6 Kartoffeln
n. B. Fett zum Frittieren
1 mittelgroße Zwiebel, fein geschnitten
1 Zehe Knoblauch
1 Scheibe Räucherbauch, hell geräuchert
4 mittelgroße reife Strauchtomaten
250 g Käse (z. B. Emmentaler, Gouda), gerieben
etwas Meersalz und Pfeffer, schwarzer aus der Mühle

Zubereitung:

Zuerst die Kartoffeln waschen, danach schälen und noch mal waschen. Die Kartoffeln mit einem scharfen Messer in Streifen schneiden, wie gekaufte Pommes. Die Fritteuse auf 100°C einstellen und die Pommes für knapp 12 min. garen, sodass sie schön weich sind.

Die in kleine Würfel geschnittene Räucherbauchscheibe in einer beschichteten Pfanne anbraten (ohne Beigabe von Öl oder Fett). Nun die fein geschnittene Zwiebel und den Knoblauch dazu - jedoch nur leicht bräunen.

Die Tomaten ebenfalls in kleine Würfel schneiden, in der Pfanne leicht mitbraten und das Ganze pfeffern. Mit dem Meersalz vorsichtig sein, da ja die Räucherbauchscheibe bereits salzig ist. Sollte sich von der Räucherbauchscheibe zu viel Fett rausbraten, davon einen Teil abgießen, bevor die Tomaten dazukommen. Die gesamte Masse durchziehen lassen, sie darf ruhig erkalten.

Nun die Pommes auf einem Backblech geben und auf den Pommes die bereits vorbereitete Tomatenmischung verteilen, mit Käse bestreuen und für ca. 10 - 15 Min. bei 180 – 200°C überbacken.

Arbeitszeit: ca. 30 Min.

Steckrüben-"Pommes"

Rezept für 4 Portionen
Zutaten:

1 Steckrübe (ca. 1 kg)
2 EL Kürbiskernöl oder Walnussöl
n. B. Kräuter nach Wahl (z. B. Bärlauch, Petersilie)
Meersalz und Pfeffer, schwarzer aus der Mühle

Zubereitung:

Die Steckrübe schälen und in Stifte schneiden. Das Öl in eine Gefriertüte geben, die Kräuter hinzugeben. So viele Steckrübenstifte in die Tüte geben, dass man sie oben noch gut zudrehen kann. Nun die Tüte "durchmassieren", bis alle Stifte gleichmäßig mit Öl und Kräutern bedeckt sind. Ggf. den Vorgang mit den verbliebenen Stiften wiederholen.

Alles auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen, mit Salz und Pfeffer bestreuen (besonders das Salz reichlich verwenden - die Steckrübe "verschluckt" sehr viel) und bei 180°C Umluft ca. 30 Minuten garen, bis die Stifte schön angebräunt sind.

Arbeitszeit: ca. 10 Min.

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Kolumne „Liebe geht DOCH durch den Magen“,
alles verändert sich, so ist das Leben. Menschen kommen und gehen, Dinge entwickeln sich – und nichts ist im digitalen Zeitalter so schnell in seiner Entwicklung wie die Kommunikationsmedien.
Unsere Kolumne wird in der bisherigen Form zum Ende des Jahres 2014 eingestellt. Aber die Liebe wird auch weiterhin durch den Magen gehen, wenn auch in anderer Gestalt: Wir planen eine interaktive live Spiel-Talk-Kochshow und bitten Sie dabei um Unterstützung auf der Suche nach geeignete Lokalitäten. Wenn Sie ein Lieblingslokal haben mit toller Küche (oder vielleicht selbst Gastronomin oder Gastronom sind), zu dem ein neues und ganz anderes Format gut passen würde, dann melden Sie sich bitte bei uns. Wir freuen uns auf Ihre Ideen!

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