Liebe geht DOCH durch den Magen: Endspiel (2)
Archivmeldung vom 19.07.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.07.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIst man ein Tor, wenn man Parallelen zwischen Fußball und Beziehungen sieht? - Jedenfalls kann man hier wie dort ins Abseits geraten.
„Das ist doch wie ein Termin beim Zahnarzt“, hatte Svenja gesagt und Dir den Arm getätschelt, „du denkst es muss wehtun. Und dann ist es plötzlich vorbei und du kannst dir den Mund ausspülen und du stellst fest: hey, war ja doch nicht schlimm.“ Dazu hatte sie die Arme ausgebreitet und dieses Lächeln aufgesetzt, das man sonst nur in Werbespots findet.
Du wusstest, dass sie es nur gut meinte und hattest keine Lust zu widersprechen, erst recht nicht, da Du im Moment auf ihr Sofa angewiesen bist. Seit Du Georg verlassen hast, ist Svenjas Wohnung zu Deiner Zuflucht geworden. Das ist nun fast eine Woche her. Es war am Abend des Endspiels. Georg schien sich mit Euren freunden ganz dem Fußball hinzugeben.
Es war ein wenig feige von Dir, diesen Zeitpunkt zu wählen, um ihn zu verlassen. Mag sein, dass er es, als er es schließlich merkte, heimtückisch fand. Tatsächlich hattest Du es getan, weil Du Angst gehabt hattest, dass er Dich nicht aufgehalten hätte, wenn er es mitbekommen hätte.
Nicht, dass es Dir nicht ernst gewesen wäre. Aber wenn er eine Chance gehabt hätte, Dich zurückzuhalten und hätte sie eindeutig nicht nutzen wollen, das hätte Dir wehgetan.
Hätte er Dich denn aufhalten können? - Nein, eigentlich nicht. Aber er hätte es wenigstens versuchen müssen und da Du Dir nicht sicher warst, ob er es tun würde, war dieser Abgang der beste für Dich.
„Da hast du's ihm aber ziemlich gegeben“, hatte Svenja gemeint, als Du ihr die Geschichte erzählt hattest.
„Wieso?“
„Na, hör mal! - Der wird doch jetzt jedes Mal, wenn er an dieses Endspiel denkt, auch daran denken, dass du ihn da verlassen hast“, erklärte sie und fügte hinzu, um zu zeigen, dass es sich bei ihr um eine Männerversteherin handelt: „Und natürlich denkt er oft dran. Männer machen das. Wenn sie nicht gerade an Sex denken.“
Du warst Dir nicht sicher, ob Deine Freundin wirklich eine ernstzunehmende Quelle für Weisheiten über das andere Geschlecht war. Aber das war auch egal. So oder so hattest Du nicht vor, Dich auf eine Diskussion einzulassen. Also erwidertest Du nur kurz: „Ist doch egal. Dafür ist er jetzt Weltmeister … jedenfalls nehme ich an, dass er das glaubt … oder sich so fühlt.“
Das war in der Nacht von Sonntag auf Montag und zu dieser Zeit war es tatsächlich Deine Überzeugung, dass er sich genauso fühlte ohne Dich. Vielleicht gerade deswegen – weil Du nicht mehr da warst.
Nun aber bist Du Dir da nicht mehr so sicher. Du hälst das Kuvert in Deiner Hand, auf dem in seiner Schrift Dein Name steht. Er hat es wohl persönlich eingeworfen. Wie hat er überhaupt herausbekommen, wo Du bist? Offenbar hat er sich Mühe gegeben, es zu erfahren und war schließlich irgendwie, bei irgendwem erfolgreich.
Du weißt nicht, ob Du das gut oder schlecht finden sollst. Du weißt auch nicht, ob Du den Brief öffnen sollst, entscheidest Dich dann aber doch dafür. Nachdem Du ihn ohne ein weiteres Wort verlassen hast … aber was heißt „ohne ein weiteres Wort“? Hattet Ihr nicht bis dahin schon genug gesagt?
Egal.
Du machst den Brief auf.
In dem Umschlag steckt dieses Blatt Papier, das ganz offensichtlich zweimal unterschiedlich gefaltet wurde. Er hatte wohl beim ersten Mal nicht das genaue Maß für das Lang-DIN-Format getroffen.
Die Nachricht ist kurz und besteht aus vier Teilen: Einer Zeichnung mit Text, einem Satz und einer Unterschrift.
Der Satz lautet „Wir müssen reden“ und es ist zu erkennen, dass das Wort „Bitte“ dahinter nachträglich eingefügt wurde.
Die Zeichnung sieht eigenartig aus, aber Du erkennst ihren Sinn. Georg hat sich wirklich angestrengt, aber er ist kein großer Künstler. Trotzdem verstehst Du, dass diese grünen Dinger, die er dort angeordnet hat, Zucchinis sein sollen. Vielleicht aber auch nur, weil über einem bestimmten von ihnen das Wort „ich“ steht.
Es ist wohl zwei Jahre her, dass er versucht hatte, Dir auf dem Küchentisch mit Hilfe von Zucchinis die Abseitsregel beim Fußball zu erklären. Zwar hattest Du es nicht wirklich begriffen. Doch interessanterweise ist es so sehr in Deinem Gedächtnis hängengeblieben, dass Du auf den ersten Blick die Botschaft seines kleinen Kunstwerks verstanden hast: Er steht im Abseits.
Was nun?
Er hat Dich mies behandelt, Du hast ihn verlassen. Bedeutet das ein Unentschieden? - Und wenn ja, rechtfertigt es eine mögliche Verlängerung, ein Nachspiel … ein Elfmeterschießen (vielleicht mit vergifteten Bällen)?
Was Dich wirklich frappiert, ist der Umstand, dass es ihm gelungen ist, sich einer Metapher zu bedienen, die von Dir sofort verstanden wird. Bedeutet das nicht, dass Ihr einander doch nahe seid … auch im Denken, vielleicht sogar im Fühlen?
Besitzt er möglicherweise genug Sensibilität, um letztlich zu verstehen, worum es Dir geht und kann und will er sich vielleicht ändern?
Aber wenn dem so wäre, also wenn er wirklich sensibel wäre, warum hat er dann nicht lange vorher davon Gebrauch gemacht und sich anders benommen?
Nein, Du wirst nicht Svenja nach ihrer Meinung fragen. Doch selbst wenn, wirst Du Dich ganz gewiss nicht nach dem richten, was sie Dir sagt.
Gut, denkst Du schließlich und atmest tief durch, ob die Idee mit dieser Zeichnung ein bloßer Glücksgriff eines ansonsten wenig verständigen Mannes war, kannst Du nur erfahren, wenn Du es auf eine Begegnung ankommen lässt. Ohne Erwartungen. Das Spiel ist noch nicht vorbei.
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Zucchini-Schiffchen
Rezept für 4 Portionen
Zutaten
2 m.-große Zucchini
Meersalz und schwarzer Pfeffer
1 kleine Zwiebel(n), klein
100 g Schinken, gekocht
1 Tomate(n)
125 g Doppelrahmfrischkäse
2 EL Milch
1 Pkt. Kräuter, gemischt u. gehackt
Zubereitung:
Zucchini längs halbieren, etwas Fruchtfleisch mit einem Löffel herausnehmen. Zucchinihälften ca. 5 Minuten kochen, abtropfen lassen, würzen und 15 Minuten ziehen lassen. Zwiebel in feine Würfel schneiden, Kochschinken in Streifen schneiden. Tomate häuten, entkernen und kleinschneiden. Alles mit dem Frischkäse und der Milch verrühren nochmals würzen und die Kräuter (TK) unterrühren. Die Zucchinihälften damit füllen, in eine gebutterte Auflaufform geben und im Backofen bei 200° Grad ca. 20 Minuten backen.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.
Gegrillte Zucchini
Rezept für 4 Portionen
Zutaten
1 Zucchini
1 Zehe/n Knoblauch
Maggi
Oregano
Öl
Meersalz und schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Die Zucchini längs in Scheiben schneiden. Mit Öl beträufeln und anschließend den Knoblauch darüber pressen und mit (nicht zu wenig) Maggi und Oregano würzen.
Die Zucchini so einige Stunden in der Marinade ziehen lassen. Auf den Grill legen (oder im Backofen grillen) bis die Zucchini die gewünschte Konsistenz haben.
Arbeitszeit: ca. 10 Min.