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Kinder in Afrika oder Schweine in Spanien: Wohin ging das ukrainische Getreide?

Archivmeldung vom 02.01.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.01.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
4 Schweine auf einem Bauernhof
4 Schweine auf einem Bauernhof

Bild: Markus Walti / pixelio.de

Der moralische Druck auf Moskau, die Ausfuhr ukrainischen Getreides trotz Kampfhandlungen zu ermöglichen, war groß: Die mediale und die politische Kampagne verwiesen auf von Hunger bedrohte Regionen in Afrika. Groß ist daher die Verwunderung darüber, dass sich das satte Europa den größten Teil der Lieferungen schnappte. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Es war der drohende Hunger in Afrika, mit dem im Frühjahr von allen Seiten massiver Druck auf die russische Führung ausgeübt wurde, Kampfhandlungen im Schwarzen Meer einzustellen und der Ukraine den Export von Getreide zu ermöglichen. Die medial heraufbeschworene Gefahr einer drohenden humanitären Katastrophe bewegte die russische Führung schließlich zum Abschluss des sogenannten Getreideabkommens am 22. Juli 2022 in Istanbul.

Das Abkommen bestand in getrennten Dokumenten, die die Ukraine und Russland jeweils mit den Vereinten Nationen und der Türkei unterzeichnet hatten. Und es beinhaltete die sogenannte "Initiative für den sicheren Transport von Getreide und Lebensmitteln aus ukrainischen Häfen" über das Schwarze Meer und durch den Bosporus. Seither wurden mindestens 16 Millionen Tonnen Getreide aus den Häfen Odessa, Tschernomorsk und Juschni exportiert.

Doch wohin ging das ukrainische Getreide? Tatsächlich in von Hunger bedrohte Länder Afrikas, wo Lebensmittel dringend gebraucht werden? Die Statistik der UNO und der zugehörigen Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) gibt eine Antwort: Die Mehrzahl der Frachter ging in Staaten der EU, nach China und in die Türkei. Größter Abnehmer der ukrainischen Getreideausfuhren im laufenden Jahr ist Spanien.

Bild: Screenshot RT DE / Eigenes Werk

Selbst die konservative deutsche Tageszeitung Welt wunderte das und sie fragte beim spanischen Landwirtschaftsministerium in Madrid nach. Einen Pressesprecher des Ministeriums zitiert die Welt mit den Worten:

"Der Großteil der Importe von Weizen, Mais und Gerste aus der Ukraine wird als Futtermittel in der Viehzucht verwendet."

Spanien, so die Erklärung weiter, ist neben Deutschland der größte Schweinefleischproduzent in der EU. Der jährliche Bedarf an Getreide im Land belaufe sich auf etwa 35 Millionen Tonnen, es würden aber nur 20 Millionen Tonnen selbst produziert. Die Differenz müsse aus dem Ausland importiert werden. Schon vor dem Krieg sei Spanien daher ein wichtiger Abnehmer von ukrainischem Getreide gewesen. Nach dem Exportstopp habe sich die spanische Regierung zunächst um andere Lieferanten bemüht, sich dann aber für das Getreideabkommen eingesetzt.

Das zahlte sich aus: Fast zwanzig Prozent des aus der Ukraine ausgeführten Getreides, knapp drei Millionen Tonnen, landeten in Spanien. Dagegen entfielen auf Ägypten, das erste afrikanische Land auf der Liste der Importeure von Getreide aus der Ukraine, nur 0,7 Millionen Tonnen.

Von den bislang exportierten 16 Millionen Tonnen Getreide sind 45 Prozent Mais, 29 Prozent Weizen und sechs Prozent Sonnenblumenöl. Die übrigen 20 Prozent entfallen auf verschiedene andere Feldfrüchte. Zweitgrößter Abnehmer nach Spanien ist China mit bislang 2,6 Millionen Tonnen, gefolgt von der Türkei mit knapp zwei Millionen Tonnen, Italien (1,4 Millionen) und den Niederlanden (900.000 Tonnen). 

Der russische Präsident Wladimir Putin und andere russische Beamte hatten in den vergangenen Monaten bereits mehrfach kritisiert, dass die EU das Abkommen zum eigenen Vorteil ausnutze und den tatsächlich bedürftigen Ländern wenig zugutekomme. Vizeregierungschefin Wiktoria Abramtschenko benannte Mitte Dezember die Nutznießer des Getreidedeals wie folgt: 

"6,4 Millionen Tonnen gingen in die EU. In Bezug auf die Ausfuhrstruktur war es im Wesentlichen Mais – 43 Prozent – und 29 Prozent Weizen. Und etwas mehr als zwei Millionen Tonnen gingen in die Türkei."

Quelle: RT DE

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