Liebe geht DOCH durch den Magen: Die Plätzchen-Schätzchen-Recycling-Antwort
Archivmeldung vom 19.01.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit wirklich guten Freundinnen kann man eigentlich über alles sprechen. Aber man sollte es vielleicht nicht … denn es können dabei Fakten zutage treten, die nicht wirklich schön sind.
Der Kriegsrat ist zusammengetreten. Fast alle sind Deinem Ruf gefolgt: Bea und Carmen, Lisa und Heidi … nur Sasch fehlt – Grippe. Sagt sie. Aber SEHR verschnupft oder verschwiemelt klang sie eigentlich nicht am Telefon.
„Greift zu, Kinder“, munterst Du Deine Freundinnen auf. Zwischen Euch auf dem Tisch sind die zwei größten Schüsseln, die Du besitzt und sie sind gut gefüllt mit unterschiedlichem Backwerk und kleinen Rumtrüffeln … alles haus- und handgemacht von den Anwesenden. Es ist lange her, dass Ihr Euch zum letzten Mal zu einer Süßigkeiten-Vernichtungs-Party getroffen habt. Zu lange. Das findet zumindest Carmen. Sie klopft Dir anerkennend auf die Schulter und bestätigt: „Das war eine gute Idee, Schatz. Endlich mal wieder nonstop genießen und ordentlich Tratschen. - Gott, ich HABE es vermisst!“
Bea, Spritzgebackenes in der einen und ein Kipferl in der anderen Hand, offensichtlich von der Qual der Wahl leicht überfordert, nickt. Sie war noch nie gut darin, einen Anfang zu finden. Was allerdings dadurch ausgeglichen wird, dass sie auch nie ein Ende findet. Nicht beim Essen, nicht beim Reden, nicht in den falschen Beziehungen – und richtige hat sie noch nie gehabt. Man ahnt, dass sie die Stirn runzeln möchte. Und man sieht, dass es nicht geht. Bea hat sich selbst zu Weihnachten sechs weitere Botox-Behandlungen geschenkt und die erste bereits bekommen.
Heidi und Lisa, die Zwillinge, graben in den Schüsseln nach allem, das auch nur im Entferntesten mit Schokolade in Berührung gekommen ist. Die beiden sind keine Geschwister. Sie sind überhaupt nicht miteinander verwandt. Vielleicht verpartnert, demnächst. Aber sie tun alles, um Hanni und Nanni, Alice und Ellen und allen anderen Zwillingen der Literatur- und sonstigen Kulturgeschichte in Sachen „Ähnlichkeit“ den Rang abzulaufen.
„Wer hat diese … mmmh! … diese phantastischen Schokodinger hier gemacht?“ fragt Heidi mit rollenden Augen und hält eines von ihnen in die Luft.
„Ich war das“, gesteht Bea, die inzwischen auf dem Kipferl kaut.
„Oh, die sind so … sexy“, schwärmt sie und stopft eines mehr hinter die rosafarbenen Lippen. „Könntest du mich nicht adoptieren, bitte? - Das ist eins der Rezepte, das man seinen Kindern hinterlassen muss.“
Bea lächelt geschmeichelt und krümelt auf Deinen Teppich.
„Meine Damen“, beginnst Du und räusperst Dich, um aller Aufmerksamkeit sicher zu sein, „schön, dass ihr da seid und schön, dass es euch schmeckt. Danke fürs Kommen, danke für die süßen Gaben.“
„Schöne Rede“, ruft Lisa und schwingt ihr Sektglas, „darauf müssen wir trinken. - Prost, Schwestern!“ Und da sie ohnehin nur ein Alibi benötigte, leert sie ihr Glas, ohne darauf zu achten, was die anderen Anwesenden tun … die sich ihr allerdings in vollkommener weiblicher Solidarität anschließen.
„Es gibt einen tieferen Grund, warum ich euch gebeten habe, heute zu kommen. Einen, der nichts mit Essen und Trinken zu tun hat … jedenfalls nicht direkt. Und indirekt nur dadurch, dass ich durch das übrig gebliebene Weihnachtsgebäck zu der Frage gekommen bin, die ich gern mit euch besprechen möchte: Sind Beziehungen generell für Recycling geeignet?“ Nun ist es gesagt und Du schaust erwartungsvoll in die Runde.
Es dauert einen Moment, dann antwortet Bea: „Das muss Heidi wissen.“
Die Angesprochene sieht erstaunt aus. „Wieso ich, um Himmels Willen?“
„Du bist die Einzige von uns, die geschieden ist“, erklärt Bea.
„Und?“ Das leuchtet Heidi nicht ein.
„Und verheiratet ist mehr als nur verliebt. Das ist tiefer. Und wenn das auseinandergeht und man trotzdem Freunde bleiben kann … also miteinander ...“, sie kneift die Augen zusammen und schüttelt den Kopf, als könnte das ihre Gedanken oder die Grammatik ihrer Sätze richten, „dann sagt das doch was aus.“
Der Kommentar der Geschiedenen ist ein langgezogenes „Phhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!“, so als wäre sie ein Luftballon mit einem Leck.
„Also“, beginnt sie schließlich und es klingt nicht so, als sei sie übermäßig amüsiert dabei, „was Reinhard und mich verbindet, sind zwei gemeinsame Kinder, die übliche Anzahl guter und schlechter Erinnerungen, diverse gegenseitige Vorwürfe und Schuldgefühle. Ich weiß nicht, ob das alles zusammen so etwas wie Freundschaft ergibt.“
„Ach“, seufzt Bea und Du findest es schade, dass ihr Gesicht partiell erstarrt ist, denn es wäre sicher interessant zu verfolgen, wie sich Peinlichkeit, Neugier und ein kleines Bisschen Bosheit darin ausnehmen würden, die Du so nur ahnen kannst, „aber … ich meine … das klingt so … war es denn nie …. romantisch?“
„Irrtümer sind nicht romantisch“, erklärt Heidi und schenkt sich Sekt nach, „aber Romantik ist oft ein Irrtum. - Prost.“ Und zur Hälfte leert sie ihr Glas wieder.
Irgendwie sind alle etwas unangenehm berührt und Carmen, die schon von jeher unter jener Dünnhäutigkeit leidet, die keinerlei emotionale Spannung in ihrer Nähe erträgt, wirft sich in die Brust mit der Boris-Geschichte.
Die Boris-Geschichte ist gefühlte zwei Millionen Jahre alt und wurde – ebenfalls gefühlte – drei Millionen Mal erzählt. Du siehst förmlich, dass alle, genau wie Du selbst, jedes Wort mitsprechen können.
Dummerweise war die Sache zwischen Carmen und Boris nicht einmal interessant, als sie wirklich neu und aktuell war und sie ist mit den Jahren nicht besser geworden.
„Hier, trink' noch was“, unterbricht Heidi und gießt Carmen gerade an der Stelle nach, als sie zum Finale ansetzen will.
Der Bann ist gebrochen.
„Schade, dass Sasch nicht hier ist“, wirfst Du schnell ein, um abzulenken, bevor Carmen fortfahren kann, „ich schätze, sie hat vielleicht von uns allen die meiste Erfahrung, wenn es um Beziehungen geht.“
„Wie das so ist“, bemerkt Bea spitz, „wenn man nicht bindungsfähig ist.“
„Darauf trinke ich!“ ruft Lisa fröhlich und offenbart, dass sie davon lieber Abstand nehmen sollte.
„Ich meine das nicht … hässlich“, erklärt Bea und wirft den Kopf zurück, „aber es ist nun eben wahr. Vielleicht sollte ich das nicht sagen, aber … Sasch tut mir manchmal leid.“
„Oh“, ist alles, was Heidi darauf erwidert und es ist keines von jenen gemütlichen, runden „oh!“s, die irgendwann unter das Sofa zu kullern scheinen, um dort zu verschwinden, sondern mehr eines von den kleinen spitzen, die für Jahrzehnte in den Maschen schlecht gelüfteter Gardinen hängenbleiben können.
Es ist Dir nicht neu, dass Bea auf Saskia, genannt „Sasch“, eifersüchtig ist. Alles begann mit der Abkürzung der Namen. Beate wurde zu Bea und fand es schrecklich schick. Dann wurde Saskia zu Sasch, was ein wenig männlich und frivol klingt; so wie eine Julia, die sich „Jules“ nennt. Und Bea hasste sie dafür. Seitdem besteht zwischen den beiden ein unausgesprochener Wettbewerb – was manchmal komisch ist. Aber nur manchmal.
„Naja“, fängt Bea an, „ich glaube nicht, dass Sasch wirklich glücklich ist. Nicht so wie zum Beispiel ich mit meinem neuen Partner.“
„Der geheimnisvolle Franzose“, wirft Lisa ein und weiß genau, was nun kommt – und sie wird nicht enttäuscht: „Italiener“, korrigiert Bea und ihre Stimme wird so weich, wie es ihr Gesicht nun nicht mehr zu werden vermag.
„Entschuldige“, heuchelt Lisa, „Du weißt, Bea, dass wir alle gespannt darauf sind, mehr von ihm zu erfahren.“
„Und ihn endlich kennenzulernen“, fügst Du hinzu, „kein Bild … nicht einmal den Namen verrätst Du uns ...“
Bea verbirgt ihr Gesicht – soweit möglich – hinter einem großen Keks, wie eine Stummfilmdiva es – vermutlich erfolgreicher – mit einem Fächer getan hätte und versucht zu erröten, was ihr aber nicht gelingt. Das allerdings liegt nicht am Botox, sondern daran, dass sie nicht mehr vierzehn ist.
Du bist Dir nicht sicher, ob Du den Versuch rührend oder nur dumm findest.
„Was ist mit Sasch?“ will Carmen wissen, die sich entschlossen hat, in die Gegenwart zurückzukehren und um schnell vom Thema abzulenken sogar darauf verzichtet, über die Tatsache beleidigt zu sein, dass ihre Freundinnen nicht noch einmal das Ende ihrer Geschichte erfahren wollten.
„Grippe“, antwortest Du kurz angebunden und greifst nun auch nach der Flasche.
„Ich kenne diese Grippe“, lässt Heidi verlauten, „sie ist blond und struppig und wird – wenn ich mich nicht verhört habe – erstaunlicherweise Rrrrrrrrrrrudolfo gerufen“, sie lässt das „R“ lange ausrollen. „Ich hab' die beiden gestern getroffen. Und da wirkte Sasch extrem gesund.“
„Rudolfo? - So wie Valentino?“ fragst Du und schaust lachend in die Runde, bis Du Bea im Blickfeld hast. Sie ist blass geworden und von Kopf bis Fuß versteinert, als sei ihr Blut komplett gegen Botox ausgetauscht worden.
„Italiener ...“, hörst Du Carmen flüstern und das sagt Dir, dass offenbar alle das gleiche denken wie Du. Und Du kannst fühlen, dass es wahr ist.
Ja, manchmal ist das so: Manchmal gehen Dinge … oder auch Menschen … einfach in die Hände anderer über. Auch das ist ja schließlich eine Form von Recycling ...
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan, passend zum Thema "Recycling".
Weihnachtsmann - Recycling
Zutaten für 24 Portionen
500 g Quark
2 Ei(er)
300 g Rohrohrzucker
600 g Mehl
1 Pck. Backpulver
350 ml Milch
1 große Schokolade (Weihnachtsmann oder Osterhase)
Zubereitung
Quark, Eier und Zucker glatt rühren. Mehl mit Backpulver mischen und mit der Milch unterrühren. Schokoweihnachtsmann raspeln und untermischen. Teig in 24 Muffinsförmchen füllen und bei 205 Grad ca. 20 Minuten backen.
Arbeitszeit: ca. 15 Min.
Apfel-Nuss-Brot (vegan)
Zutaten für 1 Portion
400 ml Sojamilch (Soja-Drink natur)
500 g Dinkelmehl, Vollkorn
1 EL Ahornsirup
50 g Haferflocken, kernige
150 g Nüsse (nach belieben gemischt, eventuell auch Reste von Weihnachten)
2 Äpfel
1 Würfel Hefe
2 EL Bio Zitronensaft
2 TL Meersalz
1 Handvoll Cranberries, getrocknete
1 Handvoll Walnüsse (eventuell Reste von Weihnachten)
Pflanzenfett für die Form
Zubereitung
Die Sojamilch in einem kleinen Topf erwärmen, die Hefe hineinbröseln und den Ahronsirup einrühren. Auf der warmen Herdplatte ca. 10 Minuten stehen lassen, ab und zu rühren. Den Zitronensaft hinzugeben.
Mehl, Haferflocken, Meersalz und die Nüsse in einer großen Schüssel vermischen. Die Walnüsse mit einem schweren Gegenstand zerkleinern, zusammen mit den Cranberrys zu dem Mehlgemisch geben.
Die Hefemilch zugießen, alles verkneten. Einen Moment ruhen lassen. In der Zwischenzeit die Äpfel raspeln, anschließend zu dem Teig geben und weiterkneten.
In eine gefettete Kastenform geben und in den nicht vorgeheizten Ofen stellen. Bei 200°C 50 Minuten backen.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.
Ruhezeit: ca. 5 Min.