Liebe geht DOCH durch den Magen: Ein Geburtstag
Archivmeldung vom 29.03.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeburtstage zu feiern ist immer eine schöne Sache, meistens jedenfalls. Es kommt nicht zuletzt darauf an, mit wem man diesen besonderen Tag des Jahres verbringt … oder wenigstens verbringen will.
Es ist lange her, Jahre, Jahrzehnte. Es ist so lange her, dass es nach einer Geschichte klingt, die mit “Es war einmal ...” beginnen sollte, beginnen könnte, wäre Dir nicht alles noch so gut im Gedächtnis geblieben. Manche Dinge vergisst man eben nicht. Man verdrängt sie … oder versucht es zumindest.
Da ist Aenne und zwar im Hier und Jetzt. Sie hat diesen Strauß Kräuter für Dich, frischen Bärlauch. “ … weil er gesund ist und weil ich dir Gesundheit wünsche, ganz viel davon. Und weil man so wunderbare Sachen damit machen kann, besonders wenn man so auf Quark steht wie du”, sagt sie und lächelt.
Das ist sehr lieb und das ist durchdacht. Ein schönes Geburtstagsgeschenk, persönlich statt glamourös, praktisch statt teuer. Das passt zu Aenne und es passt zu Dir. Du freust Dich auch darüber … entschuldigst Dich kurz, nachdem Du Deine Freundin zu den anderen Gästen geführt hast. Da sind genug Menschen, die sich ihrer annehmen werden. Dein Wohnzimmer ist voll von Gratulanten, heute, an Deinem persönlichen Jubeltag.
Dass Dich das kleine Kräutergebinde an einen anderen Geburtstag erinnert, an dem alles anders war und der nun schon so lange zurückliegt, erwähnst Du nicht. Niemand muss das wissen. Du selbst würdest es auch lieber vergessen …
Damals war es Ende März schon sehr frühlingshaft gewesen, fast sommerlich. Die Sonne hatte mit ganzer Kraft geschienen und damit einem Tag ein wundervolles Licht und Wärme gegeben. Es war Dein 18. Geburtstag gewesen, der Tag Deiner Volljährigkeit. Aus diesem Grund hattest Du beschlossen, ihn zu feiern, obwohl das sonst nicht üblich in Deiner Familie gewesen und deshalb bis dahin nie vorgekommen war.
Aber einmal ist immer das erste Mal.
Vielleicht hatte auch der Umstand, dass Deine Familie während Deiner Kindheit so oft den Wohnort gewechselt hatte, dazu beigetragen. Eigentlich wart Ihr jedesmal gerade dann wieder verschwunden, wenn Du neue Freunde gefunden hattest. Wen also hättest Du einladen sollen?
Im Laufe der Zeit hattest Du Dich ein wenig zum Eigenbrötler entwickelt und Dein Interesse daran, Dich ernsthaft der Mühe zu unterziehen, irgendwo dazugehören zu wollen, war sehr geschrumpft.
Dann war alles anders geworden, als Deine Eltern dieses Haus gekauft hatten. Das war plötzlich ein untrügliches Zeichen von Sesshaftigkeit, von Kontinuität gewesen, das Dir neue Möglichkeiten eröffnet hatte … die Du auch zu nutzen wusstest.
Also hattest Du an Deinem 18. Geburtstag zum ersten Mal eine Mitschülerin eingeladen zu einer kleinen Feier mit Tee und Kuchen. In diesem Haus hattest Du endlich auch ein eigenes Zimmer bekommen, ganz allein für Dich und damit einen Platz, den DU allein mit Gästen teilen konntest, nach eigenem Belieben, mit DEINEN Gästen, die mit dem Rest der Familie nicht in Berührung kommen mussten.
Ihr Name war Christine gewesen und aus irgendwelchen Gründen hatte sie Dich fasziniert. Was rückblickend eindeutig als egozentrisches und narzisstisches Verhalten erscheint, hatte Dir damals imponiert. Es hatte auf Dich exotisch gewirkt und ein wenig mysteriös.
Um drei Uhr nachmittags hattet Ihr Euch verabredet. Du hattest alles vorbereitet und gewartet, warst dabei zunächst zunehmend nervöser geworden …. und dann zunehmend verärgerter und enttäuschter, bis es Viertel vor vier und von ihr noch immer keine Spur zu sehen gewesen war.
Dann hattest Du Dich entschlossen, das Haus zu verlassen und einfach herumzulaufen in der Sonne, hoffend, dass sie noch erscheinen und Dich nicht antreffen würde.
Zumindest diese Hoffnung wurde erfüllt, wie Du feststellen konntest, als Du von Deinem Spaziergang zurückkamst und Deine Mutter Dir diesen kleinen Strauß Wiesenblumen in einer winzigen Vase überreichte mit der Bemerkung: “Da war dieses Mädchen, eine Christine oder so. War das die, auf die Du gewartet hast?”
Und da Du keine Antwort gabst, fuhr sie fort: “Sie war kurz nach vier hier. Ich habe ihr gesagt, Du bist ausgegangen. Das hat sie wohl überrascht. Jedenfalls hat sie das dagelassen für Dich und gesagt, es tut ihr leid ...”, was Du bereit warst, Deiner Mutter zu glauben, aber nicht Christine.
Am nächsten Tag hatte sie Dich angerufen und Dir etwas davon erzählt, dass es so ein schönes Wetter gewesen war … und da hatte sie einfach ein wenig … und dann die Zeit vergessen, während sie so herumlief und den Tag genoss … aber schließlich hätte sie Dir ja doch diese Blumen gepflückt und das zeigte doch, dass sie an Dich gedacht hatte. Und sowieso hatte sie ja nicht gewusst, dass sie der einzige Gast gewesen wäre … nun täte ihr das alles irgendwie leid.
Dir tat es längst nicht mehr leid und Du fandest sie nicht mehr exotisch und auch nicht mehr interessant. Am liebsten hättest Du sie auf der Stelle vergessen, aber so ist das mit manchen Erinnerungen eben: man behält sie, um daraus zu lernen und kann sie bestenfalls verdrängen. Bis sie wieder wachgerufen werden.
In diesem Fall von einem Strauß Kräuter, genauer gesagt: Bärlauch, den Du nun in der Küche angemessen unterbringst.
Abgesehen davon, dass er lecker in Salaten und anderen Gerichten schmeckt, ist er auch gesund,. Er ist insbesondere geeignet, um Verdauungsbeschwerden zu kurieren.
Er wird Dir auch Dir helfen, zu verdauen. Nicht körperlich, aber seelisch. Also nimmst Du Dir vor, Aenne noch einmal besonders dafür zu danken.
Dann gehst Du zurück zu Deinen Freunden. Heute hast Du Freunde, wirkliche Freunde. Jede und jeder von ihnen wäre vermutlich bereit, Christine auch nach all der langen Zeit noch persönlich und heftig in den Hintern zu treten für das, was sie sich damals erlaubt hat. Wenn Du es ihnen nur erzählen würdest. Aber das wirst Du nicht tun. Denn dafür gibt es keine Veranlassung mehr.
Text von Herbert Jost-Hof
Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.
Bärlauch - Tzatziki
Rezept für 3 Portionen
Zutaten
2 Becher saure Sahne
1 m.-große Salatgurke(n)
2 Handvoll Bärlauch, gehackt
1 EL Rotweinessig
2 EL Olivenöl
etwas Meersalz und schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Die Salatgurke in dünne runde Scheiben schneiden. Den Bärlauch hacken und zusammen mit den Gurkenscheiben in eine Schüssel geben. Nun die saure Sahne sowie Essig, Öl, Meersalz und schwarzer Pfeffer hinzufügen.
Nun das Ganze vermengen. Eignet sich prima zum Grillen als Beilage oder zu Hacksteaks, Braten etc.
Arbeitszeit: ca. 10 Min.
Bärlauch - Brot
Rezept für 1 Portion
Zutaten
400 g Mehl, (z.B.: Brotmehl)
100 g Roggenmehl
1 Beutel Trockenhefe
20 g Olivenöl
15 g Brotgewürzmischung
300 ml Wasser, warmes
250 g Bärlauch, fein gehackt
Zubereitung:
Alle Zutaten in 8 Minuten zu einem glatten Teig verkneten. Mindestens 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.
Den Teig in 8 Teile schneiden. Die Teiglinge zu Rollen formen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Den Backofen bei Ober-/Unterhitze auf 230°C vorheizen.
Die Teigrollen zugedeckt ruhen lassen bis der Ofen heiß ist. Vor dem Backen mit Wasser bepinseln und eine Tasse mit Wasser auf den Boden des Backofens stellen. 20 Minuten (oder bis zum gewünschten Bräunungsgrad) backen.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.