Ess-Störungen keine Frauendomäne - jeder fünfte Betroffene ist ein Mann
Archivmeldung vom 08.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Deutschland leiden Schätzungen zufolge etwa 3,7 Millionen Menschen unter Untergewicht. Davon sind 100.000 an Magersucht und 600.000 an Ess-Brech-Sucht erkrankt.
Aktuelle Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) belegen, dass Ess-Störungen keine Domäne des weiblichen Geschlechts sind. Auch Männer erkranken immer öfter an der vermeintlichen Frauenkrankheit. Mittlerweile ist jeder fünfte Betroffene ein Mann. Am häufigsten treten Ess-Störungen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren auf. Außerdem handelt es sich bei Ess-Störungen oftmals um ein unentdecktes Leiden. Die Probleme werden erst erkannt, wenn eine Behandlung im Krankenhaus unumgänglich ist. Nach Angaben der TK ist gut die Hälfte der Betroffenen, die mit Ess-Störungen stationär behandelt werden muss, zuvor im ambulanten Bereich nicht auffällig geworden.
Deshalb ist es wichtig, erste Warnzeichen zu erkennen. Ess-Störungen treten oft in der Pubertät auf. Wenn Teenager ständig auf die Waage steigen, kann dies der Anfang einer langen Leidensgeschichte sein. Obwohl sie häufig in diesem Lebensalter ihren Anfang nehmen, sind Ess-Störungen keine pubertäre Phase, sondern eine ernst zunehmende Erkrankung. Inga Margraf, Diplom-Psychologin bei der TK, gibt folgende Tipps, wie man Ess-Störungen vorbeugen, erkennen und behandeln kann:
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Der beste Schutz vor Ess-Störungen ist ein gesundes
Selbstvertrauen und Körperbewusstsein, das Eltern ihrem Kind mitgeben
sollten. Gerade Magersüchtige neigen dazu, ihren Körperumfang zu
überschätzen. Außerdem ist es wichtig, Schlankheitsideale zu
hinterfragen und dem Kind das Gefühl zu geben, dass es solche
Vorgaben nicht hinnehmen muss.
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Bei der Ernährungserziehung sollten Kinder lernen, dass Essen
Spaß macht, aber nicht zum Frustabbau missbraucht werden soll.
Alarmierend ist, wenn Jugendliche versuchen, beim Essen allein zu
sein. Beim gemeinsamen Essen können Eltern Auffälligkeiten erkennen
und sich mit ihrem Kind austauschen.
- Magersucht fängt oft mit einer Diät an, setzt sich mit einer
Ernährungsumstellung fort bis häufig ganz auf Nahrung verzichtet
wird. Sie ist häufig begleitet von zwanghaften Verhaltensmustern und
der Überzeugung "Ich muss perfekt sein". Ihre Mahlzeiten bereiten
Magersüchtige oft nach selbst gesetzten, strengen Regeln zu. Trotz
ihres Schlankheitswahns beschäftigen sie sich ständig mit dem Essen
und treiben oft sehr viel Sport.
- Durch eine offene Kommunikation in der Familie können
Heranwachsende lernen, Gefühle zuzulassen und mit Konflikten
umzugehen. Es ist wichtig, die Privatsphäre eines Kindes
zu respektieren und ihm die Möglichkeit zu geben, seine
Individualität und Selbstständigkeit entwickeln zu können.
- Die Ursachen für Ess-Störungen sind meistens psychischer Natur.
Nicht selten spielt die Familie eine Rolle für den Ausbruch dieser
Krankheit. Die individuellen Gründe der Erkrankung können aber nur im
Gespräch mit einem Therapeuten ermittelt werden.
- Sobald Eltern bemerken, dass ihr Kind essgestört ist, sollten
sie eine spezielle Beratungsstelle aufsuchen. Um die Erkrankung zu
behandeln, bedarf es einer Psychotherapie. Dort lernen die Patienten,
ihren Körper richtig wahrzunehmen und den Ursachen auf den Grund zu
gehen. In der begleitenden Ernährungstherapie lernen sie, sich gesund
zu ernähren.
Quelle: TK Techniker Krankenkasse