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Nährwertkennzeichnung hat Grenzen

Archivmeldung vom 15.11.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kinder essen mehr von bestimmten Snacks, wenn sie vorher durch eine rote Kennzeichnung erfahren haben, dass sie diese Produkte nicht essen sollen. Das berichtete Gerd Harzer von der Firma Kraft Foods auf der Euroforumkonferenz "Functional Food" Anfang November 2007 in Köln. Er bezog sich auf eine niederländische Studie, die kürzlich in der Zeitschrift "Appetite" veröffentlicht wurde.

Möglicherweise steigere eine Negativinformation die Attraktivität von Lebensmitteln, so Harzer. Diese Ergebnisse sind interessant, weil in Europa und auch in Deutschland gerade um die richtige Nährwertkennzeichnung gestritten wird. Die britische Ernährungsbehörde Food Standards Agency (FSA) und auch die deutschen Verbraucherverbände fordern das Ampelmodell: Nach diesem Modell bekommen Lebensmittel rote Punkte für ungünstige Nährstoffgehalte, gelbe Punkte bei einer passablen Zusammensetzung und grüne Punkte für besonders empfehlenswerte Nährstoffgehalte.

Kraft Foods hat in Amerika einen anderen Weg beschritten, berichtete Harzer. Lebensmittel, die besondere ernährungsphysiologische Anforderungen erfüllen und außerdem einen gesundheitlichen Zusatznutzen besitzen, bekommen eine Positivauslobung mit dem Logo "Sensible Solution". Dies habe häufig zu einer Verbesserung der Produktzusammensetzung geführt und Verbraucher würden die ausgelobten Produkte stärker nachfragen als Standardprodukte. In Europa verfolgen unter anderem die Schweden eine ähnliche Strategie mit dem "Keyhole-Symbol", einem grünen Schlüsselloch, das nur besonders empfehlenswerten Lebensmitteln verliehen wird.

Eine Alternative zum Ampelmodell ist die so genannte GDA-Kennzeichnung, die seit 2005 von einigen britischen Herstellern und Handelsketten durchgeführt wird. Nach diesem Modell tragen Lebensmittelverpackungen auf der Vorderseite kleine Tonnen, die über den Gehalt an Kalorien, Fett, Salz, Zucker und gesättigten Fettsäuren in Prozent des Tagesbedarfes informieren. Eine ähnliche Variante wurde vor kurzem auch vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vorgeschlagen.

Die britischen Verbraucher haben die GDA-Kennzeichnung allerdings nur teilweise genutzt, um gesünder einzukaufen. Nach Angaben der Handelskette TESCO legten sie nach Einführung dieser Kennzeichnung zunächst deutlich weniger salz- und fettreiche Lebensmittel in den Einkaufskorb. Bei fettreichen Lebensmitteln hat dieser Trend aber nicht lange angehalten. Michael Gusko, Kampffmeyer Food Innovation GmbH, berichtete, dass der Umsatz von fettreichen Produkten inzwischen zugenommen habe. Er vermutet, dass es zwei völlig unterschiedliche Verbrauchergruppen gibt: Die einen wählen ihre Lebensmittel unabhängig von der Nährwertkennzeichnung weiterhin nach Geschmack aus. "Diese Leute kaufen fettreiche Lebensmittel, weil sie offensichtlich wissen, dass sie besser schmecken", so Gusko. Die anderen interessieren sich für besonders gesunde Nahrung und kaufen nach der Umstellung der Nährwertkennzeichnung bewusst Produkte mit den niedrigen Werten. "Da die GDA-Werte jetzt vorne auf der Verpackung stehen, fällt ihnen die Wahl jetzt wesentlich leichter als vorher", meinte Gusko. "Nährwertkennzeichnung allein reicht offensichtlich nicht, um das Ernährungsverhalten zu verbessern", bemerkte Harzer. Er plädierte in diesem Zusammenhang für mehr Ernährungsbildung in der Schule.

Quelle: Pressemitteilung Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e. V.


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