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Liebe geht DOCH durch den Magen: Tonis geschmackloser Nudelsalat

Archivmeldung vom 26.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Mehr oder minder spontane Feiern können durchaus reizvoll sein und wenn mit der Einladung die Aufforderung verbunden ist, etwas zur Verköstigung der Anwesenden beizutragen, kann das spontane kreative Kochlust freisetzen - oder spontane Erinnerungen an andere Ereignisse, in denen die Spontaneität wohl doch etwas zu weit ging ...

Der Anruf ist eigentlich ein Aufruf und er erreicht Dich zu einer Zeit, in der Du wirklich verwundbar bist, nämlich zwischen Aufstehen und Frühstück. Das bedeutet hier: um 10 Uhr 15 morgens an einem Sonntag. Genauer gesagt ist es nicht irgendein Sonntag, sondern der vor Pfingsten und der Anruf, der ein Aufruf ist, kommt zwar ungelegen, doch trotzdem fristgemäß, denn es geht um das nachfolgende Wochenende, Pfingsten also. „Die Gang“, so erfährst Du, hat einen gemeinsamen Besuch des auch in diesem Jahr wieder aus Anlass des Kirchenfestes ausgebreiteten Jahrmarktes für den Samstagnachmittag vorgesehen. „Die Gang“, das ist eine Gruppe von Freundinnen und Freunden, deren harter Kern sechs Personen zählt, die jedoch aufgrund wechselnden Beziehungsstatus' einzelner Mitglieder auch einmal auf fast die doppelte Anzahl anwachsen kann.

Es ist Nilgün, die Dir die freudige Nachricht überbringt und Du nimmst die Neuigkeit wirklich wohlwollend entgegen, bis sie sagt: „Und dann machen wir ein Picknick. Und jeder bringt was mit. Und dann … naja, dann werden wir sehen, worauf wir noch Lust haben.“

Es gibt zwei Dinge an dieser Botschaft, die Deinen Enthusiasmus bremsen: Erstens wird von Dir erwartet, dass Du irgendwelche Speisen zubereitest. Und zweitens scheint das Ende der Veranstaltung in jeder Hinsicht absolut offen zu sein. Das gibt durchaus zur Sorge Anlass und Nilgüns aufmunterndes „Gut, ey?“ kannst Du nur mit einem wenig überzeugten Grunzen beantworten.

Dein Versuch, die ganze Sache zu verdrängen scheitert kläglich. Denn Du willst Dein Frühstück und musst Dich zu diesem Zweck in die Küche begeben … und natürlich kann man schlecht den Gedanken an Essen verdrängen, wenn man gerade Essen zubereitet. Selbst wenn es nur Haferbrekkies mit Fruchtjoghurt sind.
Du matschst mit Deinem Löffel in der Müslischale herum und bist nicht glücklich.

Ankündigungen irgendwelcher Aktivitäten Deiner Freunde, die etwas Vages beinhalten, sind mit Vorsicht zu genießen. Insbesondere auch hinsichtlich der kulinarischen Seite.
Eigentlich, so fällt Dir auf, wenn Du zurückdenkst, sieht es mit den Veranstaltungen, die sehr viel präziser gefasst sind, auch nicht besser aus.

Da war dieser Spieleabend, zu dem alle „Fingerfood“ hatten mitbringen sollen. Und was hinterher auf der Anrichte gestanden hatte, waren eine Tomatensuppe, Kartoffelsalat und ein leckerer, aber wirklich eher flüssiger Nachtisch gewesen, den mit den Fingern zu essen genauso unmöglich gewesen wäre, wie die Suppe aus der hohlen Hand zu schlabbern (unmöglich heißt hier: unter Aufbietung des letzten Rests an zivilisiertem Benehmen).
Tatsächlich waren die einzigen Speisen, die der ursprünglichen Beschreibung entsprochen hatten, diejenigen gewesen, die sich noch fix und fertig in den Verpackungen befunden hatten, in denen sie der Supermarkt verkauft hatte … ach ja: und eine winzige Platte mit selbst aufgespießten Käsehäppchen im fröhlichen Party-Stil der 60er Jahre; einer Zeit, die keiner von Euch persönlich erlebt hatte.

Nun also ein Picknick ... Was isst man bei einem Picknick?
Dein Frühstück hat Dir nichts getan und es ist nicht fair, dass es für die absurden Ideen Deiner Freunde büßen muss, also hörst Du mit der Matscherei auf und löffelst alles brav, wenn auch nicht sehr ansehnlich, in Dich hinein.

Salat ...
Salat?
Salat.
Nudelsalat zum Beispiel.

Die Idee ist erstens gut und zweitens kein Bisschen neu. Und das ist gerade das Gute daran: Du kennst das schon. Nudelsalat ist seit Jahren auf der Liste der Gerichte, die Du zubereiten kannst und die Dir sogar regelmäßig Lob einbringen. Das war nicht immer so …

Es war eine noch sehr viel spontanere Veranstaltung gewesen. Eine Überraschungsfeier für Markus, um den Erwerb des Führerscheins zu feiern.
Leider hatte Markus die Fahrprüfung aber nicht beim ersten Versuch bestanden und so war es schließlich ein „Lass-den-Kopf-nicht-hängen“-Abend geworden. Vier Stunden vor dem Ereignis war Dir telefonisch mitgeteilt worden, dass und wo Du zu erscheinen hattest und in welcher Verfassung: bestens gelaunt und mit einem manifesten und essbaren Beitrag zur Verköstigung der Anwesenden.

Das mit der Laune war zu bewältigen gewesen, das mit dem Essen war Dir allerdings wirklich problematisch erschienen. Was hätte das sein können, das schnell in größerer Menge zuzubereiten war, möglichst aus den spärlichen Resten, die noch in Deiner Wohnung zu finden gewesen waren und das den sämtlichen religiösen und höchst profanen Diät-Vorschriften Deiner Freunde hätte gerecht werden können?
Ein Panik-Anruf bei Deiner Schwester hatte schließlich die rettende Idee gebracht: Nudelsalat. Und sie hatte Dir auch am Telefon die wichtigsten Instruktionen zur Herstellung übermittelt. Das hatte einfach und gut geklungen und in der Tat war es Dir flink von der Hand gegangen.

Und da warst Du schließlich zur angegebenen Zeit am angegebenen Ort. In Begleitung von einer Schüssel Nudelsalat. Zu dieser Zeit gab es leider niemanden sonst, der Dich hätte begleiten können und so war das in Ordnung.
Im Laufe des Abends allerdings schien sich das zu ändern. Denn da war Sylvia. Sie war eine von Markus' Mitschülerinnen beim Fahrunterricht gewesen, hatte aber im Gegensatz zu ihm die Fahrprüfung bestanden. Sylvia hatte sich zwar bei der Prüfung nicht besser angestellt als Markus, aber dafür besser angezogen – wobei anzumerken wäre, dass sie in einem kurzen Rock auch deutlich besser aussah als er. Und der Prüfer war durchaus für solche Subtilitäten empfänglich gewesen.

Obwohl sie also keinen Grund zur Weinerlichkeit hatte, war Sylvia wohl schlicht von der Solidarität mit Markus so überwältigt, dass sie sich etwas zu oft und zu viel aus den falschen Flaschen eingeschenkt hatte.
Was Dir nicht sofort aufgefallen war. Doch als sie plötzlich an Deinem Revers gehangen und Dir ins Ohr geflüstert hatte „Du bissst wirklich witzichlich, Toni“, war Dir diesbezüglich ein erster ernster Verdacht gekommen.

Nicht, weil sie lispelte. Das war irgendwie süß. Sondern weil Du noch niemals in diesem Leben auf den Namen „Toni“ gehört hattest, was Du ihr auch zu erklären versuchtest, aber irgendwie war sie bereits zu weit von dieser Ebene der Realität entfernt, um sich von solchen Nebensächlichkeiten beeindrucken zu lassen. Und das machte Dich sauer.
Unter nüchterneren Umständen hättet Ihr ein schönes Paar abgegeben, aber so ward Ihr nur eine echte Sylvia und ein falscher Toni: süß-sauer …

So hätte auch Dein Nudelsalat sein sollen, wenn es den Anweisungen Deiner Schwester und Deinem Willen zum Erfolg nach gegangen wäre. Dummerweise hatte Deine Küchen-Beraterin vergessen, Dich auf den Umstand aufmerksam zu machen, dass Nudeln, insbesondere wenn man ihnen nicht genügend Zeit zum Abtropfen lässt, fürchterlich viel Wasser transportieren können. Genauer gesagt genug, um den besten Geschmack aus jeder Soße zu entfernen.
Und so war das Ergebnis eine Spur mehr als fade. Es war schlichtweg verwässert.

So war auch bald die ganze Stimmung an diesem Abend und die Feier selbst war letzten Endes so wie Dein allererster Nudelsalat: gut gemeint, aber ein klein wenig geschmacklos … wobei zu diesem Eindruck nicht nur Sylvias Flirtversuche beitrugen, sondern auch andere Erlebnisse, an die Du Dich lieber nicht erinnern willst.

Das ist eine ganze Weile her. Inzwischen hat Markus zwar nicht wirklich gelernt, wie man richtig Auto fährt, besitzt aber dennoch einen Führerschein.
Sylvia ist Dir nie mehr begegnet, was Du nicht wirklich als enttäuschend empfindest.
Und Dein Nudelsalat ist zur Delikatesse gereift. Trotzdem trägt er bei der „Gang“ immer noch die Bezeichnung „Tonis geschmackloser Nudelsalat“. Aber das macht nichts. Denn schließlich heißt Du ja nicht Toni.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgt hier nun das Rezept. Selbstverständlich haben wir dabei, neben der "normalen" Variante auch an eine vegetarische Version gedacht.

Nudelsalat mit Pesto und italienischer Salami


Zutaten:

300 g Nudeln (am besten eine kleine, gabelfreundliche Sorte)
150 g italienische Salami
1 kleine Zucchini
500 g Rucola
optional: getrocknete Tomaten
optional: schwarze oder grüne Oliven

Für das Dressing:

1 Glas Pesto
8 EL Olivenöl
6 EL Balsamico
1 TL Zucker
Salz und Pfeffer
Parmesan, frisch gerieben
etwas Weißwein oder Wasser

Zubereitung:

Die Nudeln im Salzwasser kochen. Die Salami und Zucchini in Würfel schneiden. Nudeln, Salami, Zucchini und Rucola vermengen, nach Belieben getrocknete Tomaten und Oliven (jeweils in Streifen) hinzugeben.
Für das Dressing alle übrigen Zutaten miteinander vermengen und anschließend zum Salat geben. Bitte ca. 1 Stunde gut durchziehen lassen und zum Schluss mit etwas Wein/Wasser abschmecken und mit Parmesan bestreut servieren.

Veganer Nudelsalat mit Sojaschinken und Mayonnaise

Zutaten:

250 g Nudeln (am besten eigenen sich Spirelli oder Penne)
2 frische Tomaten
1 (kleine) rote Zwiebel
150 – 200 g veganer Sojaschinken (alternativ: Räuchertofu)
250g Erbsen und Möhren (aus dem Glas, der Dose oder gefroren)
1 kleine Dose Mais
100 g saure Gurken
vegane Mayonnaise
Optional: ½ - 1 rote Parika

Zubereitung:

Nudeln wie gewohnt kochen (nicht zu weich), danach unbedingt kalt abschrecken, damit sie nicht zusammen kleben.
Die Tomaten entkernen und in kleine Stücke schneiden.
Die sauren Gurken, die Zwiebel und optional die Parika klein schneiden. Die Erbsen und Möhren abgießen und mit den anderen Zutaten in einer großen Schüssel vermengen.
Vegane Mayonnaise gibt es mittlerweile z.B. in einigen Reformhäusern zu kaufen, kann aber auch aus Sojamilch und Rapsöl (sowie Gewürzen – etwas Salz, Pfeffer, Zitronensaft) selbst gemacht werden.
Die Menge der Mayonnaise kann frei gewählt werden, so wie man es eben mag.
Den Salat, abhängig von der verwendeten Mayo, noch etwas salzen und pfeffern, wer mag kann noch etwas Zitronensaft, Essig oder etwas von dem Gurkenwasser dazugeben. Für mindestens eine Stunde im Kühlschrank ziehen lassen.

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