Das Auge isst mit - Bilder von Nahrungsmitteln als Forschungsgegenstand
Archivmeldung vom 24.06.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtEin Forscherteam um Kathrin Ohla vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und Jens Blechert von der Universität Salzburg hat eine Fotodatenbank für Ernährungsstudien zusammengestellt. Sie soll künftig psychologische Studien erleichtern und vergleichbarer machen, die das Ernährungsverhalten oder damit verbundene kognitive Prozesse untersuchen. Die Datenbank ist für Wissenschaftler frei verfügbar und umfasst Fotos von 568 verschiedenen Speisen und Getränken sowie von 315 Alltagsobjekten, welche die Forscher von 1.988 Personen hinsichtlich ihrer Wirkung beurteilen ließen. „Unsere Datenbank ist hinsichtlich ihrer Größe und der von uns erhobenen Metadaten einzigartig“, sagt Ohla.
Viele Wissenschaftler führen die steigende Zahl übergewichtiger Menschen und Probleme im Ernährungsverhalten unter anderem darauf zurück, dass wir in unserer Gesellschaft permanent mit Nahrungsreizen konfrontiert werden. Essen ist heute nicht nur sehr leicht und jederzeit verfügbar, sondern wird zudem überall mit appetitanregenden Bildern beworben. Ähnlich wie der Geruch von Lebensmitteln stellt ihr Anblick einen ersten Sinnesreiz dar, nach dem wir entscheiden, ob die dargestellte Nahrung essbar und schmackhaft ist oder nicht. Visuelle Reize können somit die Lust am Essen sowie selbstregulierende Effekte während der Nahrungsaufnahme beeinflussen und gegebenenfalls dazu verführen, mehr zu essen als notwendig wäre. Wie bedeutsam diese Effekte für unser Ernährungsverhalten sind, ist aber bislang noch nicht ausreichend geklärt, denn auch unser Bewusstsein kontrolliert unser Essverhalten. Für Wissenschaftler ist es daher nicht immer leicht zu erkennen, wie stark Studienteilnehmer auf unterschwellige appetitanregende oder regulatorische Reize reagieren oder wie stark diese Faktoren das an den Tag gelegte Ernährungsverhalten bestimmen.
„Eine umfassende Bilddatenbank inklusive der zugehörigen Metadaten könnte psychologische Ernährungsstudien optimieren, die unser Essverhalten analysieren, da wir so unter anderem besser untersuchen können, wie wir auf subtile visuelle Nahrungsreize reagieren“, erklärt Kathrin Ohla, die am DIfE die Nachwuchsgruppe Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung leitet. Die Verwendung von Datenbanken wie „food-pics“ könne zudem Studienergebnisse vergleichbarer machen und damit den wissenschaftlichen Austausch erleichtern. Dies sei bereits für Studien gezeigt worden, die sich mit dem Thema Objekt- und Gesichtserkennung beschäftigen oder untersuchen, welche Emotionen das Betrachten von Bildern bei Studienteilnehmern auslöst.
Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (idw)