Guten Appetit: EU erlaubt Mehlwurmpulver in Lebensmitteln wie Brot und Käse
![Gefriergetrocknete Mehlwürmer (Symbolbild)](https://www.extremnews.com/images/article_landscape-a3f5a9d3db1a494aa5964f41a22cf62b.jpeg)
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Ein Schritt in Richtung nachhaltige Ernährung: Die Europäische Union hat die Verwendung von Mehlwurmpulver in Lebensmitteln genehmigt. Hersteller preisen das mit UV-Licht behandelte Pulver als wertvolle Vitamin-D-Quelle an, was Experten jedoch skeptisch sehen.
Seit Montag ist es in der Europäischen Union erlaubt, Mehlwurmpulver in verschiedenen Lebensmitteln wie Brot, Kuchen und Käseprodukten bis zu einem Anteil von vier Prozent zu verwenden.
Im Vergleich zu herkömmlichem Mehl hebt sich das Mehlwurmpulver durch seinen hohen Proteingehalt hervor. Darüber hinaus wird ihm ein überdurchschnittlicher Vitamin-D-Gehalt zugesprochen, der durch die UV-Bestrahlung des Pulvers, das aus den Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor) gewonnen wird, entsteht.
Das französische Unternehmen Nutri'Earth hat sich für die kommenden fünf Jahre die exklusiven Vertriebsrechte für das Mehlwurmpulver innerhalb der EU gesichert und hat damit ein Monopol. Dies wirft, vor dem Hintergrund möglicher Lobbyisten-Einflüsse, Fragen auf – wie man im Schwabenland sagen würde, hat es ein gewisses "Geschmäckle".
Nutri'Earth positioniert sein Produkt als die weltweit einzige natürliche und nachhaltige Quelle für Vitamin D3. Dem widerspricht Markus Herrmann vom Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik der MedUni Graz: „Mit Vitamin D3 angereicherte Lebensmittel durch UV-Bestrahlung sind längst etabliert. So werden Zuchtpilze wie Champignons bereits seit Jahren künstlichem UV-Licht ausgesetzt.“
Er ergänzt: „Auch hier handelt es sich lediglich um eine Ergänzung, von einer echten Supplementierung kann keine Rede sein“, äußert er sich gegenüber der österreichischen Nachrichtenplattform Kurier.
Der Bedarf an Vitamin D kann nur begrenzt über die Ernährung gedeckt werden. Besonders fettreiche Fische wie Lachs oder Hering sind hervorragende Quellen für dieses Vitamin, das der menschliche Körper zudem selbst durch Sonneneinstrahlung produziert.
„Tatsächlich werden über die übliche Ernährung jedoch nur etwa 2 bis 4 Mikrogramm aufgenommen. Besonders in den Wintermonaten oder bei Menschen mit geringer Sonnenlichtexposition kann daher eine gezielte Supplementierung sinnvoll sein“, stellt die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) fest.
Allergierisiken durch Mehlwurmpulver
Neben fragwürdigen gesundheitlichen Vorteilen bringt das Mehlwurmpulver auch Risiken mit sich. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat festgestellt, dass der Verzehr von Mehlwurmpulver allergische Reaktionen bei Menschen auslösen kann, die gegen Krebstiere, Weichtiere oder Hausstaubmilben allergisch sind.
Zudem besteht die Möglichkeit, dass Allergene aus dem Futter der Insekten ins Endprodukt gelangen. Die Behörde empfiehlt daher, die „Allergenität von Mehlwurmpulver weiter zu erforschen, um potenzielle Gefahren besser einschätzen zu können.“ Produkte, die Mehlwurmpulver enthalten, müssen daher mit einem entsprechenden Hinweis auf mögliche allergische Reaktionen versehen werden.
Insekten bereits seit 2021 in der EU erlaubt
In der EU sind seit 2021 bereits vier Insekten als Lebensmittel zugelassen, die in der Regel in pulverisierter Form Nahrungsmitteln beigemischt werden. Wanderheuschrecken, Hausgrillen, gelbe Mehlwürmer und Larven des Getreideschimmelkäfers können nun auf den Tellern der Verbraucher landen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: von Backwaren über Käse, Nudeln und Pizza bis hin zu Müsli, Fleischprodukten, Chips und Schokolade.
Wer jedoch weiterhin sein Brot in veganer Form genießen möchte, sollte die Zutatenliste genau unter die Lupe nehmen. Insekten sind kennzeichnungspflichtig, wobei sowohl der lateinische als auch der landessprachliche Name der Tiere aufgeführt werden müssen. Zudem muss angegeben werden, in welcher Form das Insekt in dem Produkt verwendet wurde.
Für Verbraucher, die sich nicht durch die Zutatenlisten lesen möchten, gibt es bereits eine App, mit der Produkte auf Insektenbeteiligung gescannt werden können – wie in einem entsprechenden Video demonstriert.
Die neue EU-Verordnung zur Zulassung von Mehlwurmpulver reiht sich in eine seit Jahren laufende Kampagne ein, die den Europäern Insekten schmackhaft machen soll. Begründet wird dies mit Aspekten der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes, da Insekten als Proteinquelle nicht nur kostengünstiger als traditionelle Nutztiere sind, sondern auch weniger Treibhausgase produzieren.
Kritiker bemängeln, dass die Verbraucher im Namen einer „nachhaltigen Lösung“ unfreiwillig als Versuchskaninchen dienen und ihnen Essgewohnheiten aufgezwungen werden, die der traditionellen Esskultur widersprechen.
Quelle: ExtremNews