Bauernverband: Getreideernte erneut unterdurchschnittlich
Archivmeldung vom 23.08.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.08.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach Angaben des Deutschen Bauernverbands (DBV) fällt die Getreideernte in der Bundesrepublik im Jahr 2022 erneut unterdurchschnittlich aus. Insgesamt rechne man in diesem Jahr mit einer Ernte von 43 Millionen Tonnen, teilte der DBV am Dienstag mit.
Damit seien knapp zwei Prozent mehr geerntet worden als im vergangenen Jahr, die aktuelle Erntemenge liege allerdings immer noch sehr deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2014-2021 (ohne das extreme Trockenjahr 2018) in Höhe von 45,6 Millionen Tonnen. Ein "großer Unsicherheitsfaktor" sei in diesem Jahr die zu erwartende Erntemenge beim Körnermais, so der Verband.
Dieser habe in vielen Regionen massiv unter der Trockenheit der letzten Wochen gelitten. Die Winterrapsernte beziffert der DBV auf gut vier Millionen Tonnen.
"Die diesjährige Getreideernte fällt quantitativ gesehen im Gegensatz zum letzten Jahr etwas besser aus, die Qualitäten speziell beim Weizen lassen aber vielfach zu wünschen übrig", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Die regionalen Unterschiede seien dabei noch stärker ausgeprägt als in den Vorjahren. "Die in vielen Regionen des Landes lang anhaltende Trockenheit zeigt erneut, dass die Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels sehr direkt zu spüren bekommen." Schaue man sich die Erträge in den letzten Jahren an, werde deutlich, dass es "keinen Spielraum für weitere flächendeckende Einschränkungen bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln" geben dürfe.
"Die von der EU-Kommission geplanten pauschalen Anwendungsverbote von Pflanzenschutzmitteln sind unverantwortlich und würden die Lebensmittelversorgung in Europa gefährden", fügte der Verbandschef hinzu. Bis ins zeitige Frühjahr war die Entwicklung der Kulturen laut Bauernverband in fast allen Landesteilen "zufriedenstellend". Ab März nahm die Niederschlagsmenge in einigen Regionen jedoch rapide ab, während andernorts normale Regenmengen zu verzeichnen waren. "Die Erträge und Qualitäten fallen dementsprechend je nach Niederschlagsverteilung sehr unterschiedlich aus", so Rukwied.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr konnten die Mähdrescher dieses Jahr allerdings ungestört laufen, sodass vielerorts die Ernte bis zu drei Wochen früher als üblich beendet wurde. Nach wie vor leiden dem Verband zufolge Herbstkulturen wie etwa Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben in den Dürregebieten inzwischen massiv, sodass auch hier regional mit erheblichen Ertragseinbußen gerechnet werden müsse.
Für die anstehende Raps- und Zwischenfrucht-Aussaat sei es mancherorts ebenfalls viel zu trocken. Außerdem treffe die Dürre auch die Tierhalter.
"Zum Teil müssen bereits die Wintervorräte angebrochen werden, um die Futterversorgung sicherzustellen", so Rukwied. Laut Erntebilanz ist Winterweizen nach wie vor die bedeutendste Getreideart im deutschen Ackerbau mit einer Fläche von rund 2,9 Millionen Hektar. Im Bundesdurchschnitt wurde ein Ertrag von 7,5 Tonnen pro Hektar erzielt. Auf Basis der aktualisierten Anbaufläche ergibt sich eine Erntemenge von 21,8 Millionen Tonnen (Vorjahr: 21,0 Millionen Tonnen).
Das ist nach wie vor aber deutlich weniger als im Mittel der Jahre 2014-2021 mit einer durchschnittlichen Erntemenge von knapp 24 Millionen Tonnen. Der Anbau von Wintergerste erfolgte auf einer Fläche von rund 1,21 Millionen Hektar.
Der Ertrag liegt im Bundesdurchschnitt bei 7,7 Tonnen pro Hektar, damit schneidet die Wintergerste besser ab als im langjährigen Mittel (7,2 t pro Hektar). In Summe wurden in 2022 ca. 9,3 Millionen Tonnen geerntet, was einer Steigerung von fünf Prozent oder etwa 475.000 Tonnen zum vergangenen Jahr entspricht. Der Winterroggen fällt mit 590.000 Hektar Fläche unter das Niveau des Vorjahres. Auch die Erntemenge ging auf rund 3,16 Millionen Tonnen zurück. Der Anbau von Sommergetreide wurde ausgeweitet: bei Sommerweizen auf gut 510.000 Hektar, bei Sommergerste auf rund 370.000 Hektar. Aufgrund des Flächenzuwachses sind die Erntemengen deutlich gestiegen: beim Sommerweizen auf 282.000 Tonnen und bei Sommergerste auf gut zwei Millionen Tonnen. Die wichtigste Ölp flanze im deutschen Anbau ist Winterraps. Zur Ernte 2022 wurde Raps auf einer Fläche von 1.082 Millionen Hektar angebaut, was einem Anstieg von knapp neun Prozent entspricht. Die Rapserträge liegen mit 3,7 Tonnen pro Hektar leicht über dem Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 (3,6 Tonnen pro Hektar). Insgesamt wurden vier Millionen Tonnen geerntet.
Quelle: dts Nachrichtenagentur