Mit Gedanken Bilder am Monitor kontrollieren
Archivmeldung vom 30.10.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBilder auf einem Monitor können allein mit Gedanken manipuliert werden. Das macht ein Gehirn-Maschine-Interface möglich, das am California Institute of Technology entwickelt wurde. Ein Team von Wissenschaftlern um Moran Cerf hat dazu zwölf Freiwilligen Elektroden in das Gehirn implantiert, um epileptische Anfälle aufzeichnen zu können.
Die Forscher konnten so die Aktivität
im normalerweise nicht zugänglichen medialen Temporallappen beobachten.
In diesem Bereich des Gehirns befinden sich der Hippokampus und die
Amygdala, die bei Gedächtnis und Gefühlen eine entscheidende Rolle
spielen.
Nachverfolgte Erinnerungen
Cerf unterhielt sich zuerst mit jedem der Teilnehmer über seine Interessen und kurz zurückliegende Erfahrungen. Diese Konzepte lassen Rückschlüsse auf noch frische Erinnerungen zu. In einem nächsten Schritt erstellten die Wissenschaftler eine Datenbank mit Bildern, die diesen Erinnerungen entsprachen. Dazu gehörte zum Beispiel ein Bild des Eiffelturms - einer der Teilnehmer hatte vor kurzem Paris besucht.
In einem nächsten Schritt wurde die Gehirnaktivität jedes Einzelnen
aufgezeichnet, als er 100 dieser Bilder sechs Mal anschaute. Damit
konnten die Wissenschaftler individuelle Neuronen identifizieren, die
als Reaktion auf ein Bild aktiv wurden.
Gedanken manipulieren Bild
Anschließend wurden für jede Person zwei Bilder ausgewählt, die zu Aktivität bei verschiedenen Neuronen führten. Diese beiden Bilder wurden übereinandergelegt und der Teilnehmer ersucht, die Sichtbarkeit jedes Bildes durch die Gedanken, die mit ihm in Verbindung stehen, zu bestimmen.
Ein Gehirn-Maschine-Interface übersetzte die zu einem Bild gehörige
neurale Aktivität, sodass sie auf dem Bildschirm mehr oder weniger
plastisch sichtbar wurde. Bei 70 Prozent der Tests gelang es den
Freiwilligen, ein Bild in den Vordergrund zu bringen. Details der Studie
wurden in Nature veröffentlicht.
Erstmals Neuronen im Spiel
Menschen und auch Affen können bereits die Bewegungen eines künstlichen Arms mit dem Gehirn steuern. Die aktuelle Studie ist jedoch laut NewScientist die erste, die Zugriff auf die Neuronen erhalten hat, die mit individuellen Konzepten in Zusammenhang stehen.
Fabien Lotte vom Institute for Infocomm Research betonte, dass diese Studienergebnisse auch klinisch eingesetzt werden könnten. Ein gelähmter Mensch könnte zum Beispiel die Aktivität eines Neurons verstärken, das der Person entspricht, die sie anrufen wollen.
Quelle: pressetext.redaktion Michaela Monschein