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Wer Voldemort spielt, wird eher gemein

Archivmeldung vom 13.02.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Superman: Er ist ein besseres virtuelles Vorbild. Bild: dccomics.com
Superman: Er ist ein besseres virtuelles Vorbild. Bild: dccomics.com

Virtuelle Avatare in Computerspielen beeinflussen offenbar, wie sich Menschen in der realen Welt verhalten. Das hat eine aktuelle Studie ergeben, bei der Testpersonen nach einer kurzen Spielsitzung darüber entscheiden durften, ob ein Fremder Schoko- oder scharfe Chilisauce konsumieren muss. Wer in die Rolle von Harry-Potter-Bösewicht Voldemort geschlüpft war, hat dem nächsten viel eher höllisch Scharfes aufgetischt als jemand, der zuvor den Paradehelden Superman gegeben hatte.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass nur fünf Minuten des Rollenspiels in virtuellen Umgebungen als Held oder Schurke Menschen leicht dazu verleiten können, unbekannte Fremde zu belohnen oder zu bestrafen", meint Gunwoo Yoon von der University of Illinois at Urbana-Champaign. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob sich der Spieler wirklich mit seiner Figur identifiziert - die Avatare beeinflussen Menschen also offenbar unbewusst.

Süßes oder Saures

Die Forscher haben für ihr Experiment 194 Studenten an zwei vermeintlich unabhängigen Studien teilnehmen lassen. Zuerst haben die Probanden dabei in einem Computerspiel entweder als Superman, als Voldemort oder als neutraler Kreis-Avatar Gegner bekämpft. Danach folgte ein Geschmackstest, bei dem die Teilnehmer angeblich entscheiden durften, ob der jeweils Nächste Schoko- oder Chilisauce essen soll und wie viel. Der Nächste müsse alles aufessen, was ein Proband in einer Plastikschüssel anrühre, so die Information für die Geschmackstester.

Teilnehmer, die zuvor Superman gespielt hatten, haben sich letztlich doppelt so oft für die Schokosauce entschieden wie für die Chilisauce. Bei denen, die eine Sitzung als Voldemort hinter sich hatten, war das Verhältnis genau umgekehrt - und sie haben auch deutlich mehr scharfe Sauce in die Schüssel gegeben. Dabei haben sich die Testpersonen eigenen Angaben nach mit der Helden- oder der Schurkenfigur nur mäßig identifiziert. "Menschen tendieren dazu, nicht zu realisieren, welchen Einfluss ihre virtuelle Darstellung auf ihre Verhaltensweise hat", heißt es.

Erregung als Schlüssel

Ein zweites Experiment hat gezeigt, dass Studenten, die wirklich einen Helden oder Schurken spielen, dadurch eher beeinfluss werden als jene, die lediglich die Spielsitzung eines anderen verfolgen. Die Forscher vermuten also, dass der Grad der Erregung - wie stark jemand wirklich in ein Spiel involviert ist - ein wichtiger Faktor dafür ist, wie sehr sich das auf das Verhalten auswirkt. Jedenfalls deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Rollen in Games mehr als nur ein Spiel sind. "Konsumenten und praktizierende Ärzte sollten daran denken, dass es starke Nachahmungseffekte geben kann, wenn Menschen virtuelle Masken aufsetzen", mahnt Yoon.

Quelle: www.pressetext.com/Thomas Pichler

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