Überschrift: Russische IT-Fachkräfte vom Linux-Kernel ausgeschlossen
Archivmeldung vom 24.10.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.10.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićWegen US-Sanktionen wurden elf Systemadministratoren, die mit Russland in Verbindung stehen oder russische E-Mail-Dienste nutzen, von der Entwicklung des Linux-Kernels suspendiert. Die Reaktionen in der weltweiten Linux-Community fallen unterschiedlich aus.
Greg Kroah-Hartman, der führende Entwickler des Linux-Kernels, hat entschieden, elf Beteiligte von der Arbeit an dem weltweit verbreiteten Betriebssystem auszuschließen. Diese Maßnahme betrifft Personen, die Verbindungen zu russischen Organisationen haben oder russische E-Mail-Dienste nutzen. Als Hintergrund für diesen Schritt nannte er die Einhaltung "verschiedener Compliance-Anforderungen".
Zu den Betroffenen zählen Mitarbeitende namhafter Institutionen wie der Moskauer Hochschule für Wissenschaft und Technik sowie einer Filiale der Sberbank. Diese Fachleute waren für die Wartung diverser Treiber und Subsysteme verantwortlich.
Der Ausschluss ist im Kontext der internationalen Sanktionen gegen Russland zu sehen, die seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts im Jahr 2022 erheblich angezogen wurden. Diese Sanktionen beinhalten weitreichende Beschränkungen, die es US-Unternehmen untersagen, russischen Organisationen IT-Dienste anzubieten.
Linus Torvalds, der Schöpfer von Linux, äußerte sich ebenfalls zu den Hintergründen und stellte klar, dass diese "völlig klar" seien. "Wenn Sie noch nichts von den russischen Sanktionen gehört haben, sollten Sie einmal versuchen, die Nachrichten zu lesen. Und mit Nachrichten meine ich nicht den vom russischen Staat gesponserten Spam."
Torvalds betonte darüber hinaus, dass die Thematik nicht nur eine US-amerikanische Angelegenheit sei, sondern auch tiefe historische Wurzeln habe. Er verwies auf die Spannungen zwischen Finnland und Russland, die bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückreichen: "Ich bin Finne. Dachten Sie, ich unterstütze die russische Aggression? Anscheinend ist es nicht nur ein Mangel an echten Nachrichten, sondern auch ein Mangel an historischem Wissen."
"Ich werde auch nicht anfangen, rechtliche Fragen mit irgendwelchen Leuten im Internet zu diskutieren, von denen ich ernsthaft vermute, dass sie bezahlte Schauspieler sind und/oder von ihnen angestiftet wurden."
Die Reaktionen innerhalb der Linux-Gemeinschaft sind durchweg unterschiedlich. Während einige die Entscheidung als notwendig erachten, um die Sanktionen zu befolgen, kritisieren andere den Ansatz als diskriminierend und als potenziell gefährlichen Präzedenzfall für die Open-Source-Welt. Nikita Schubin, ein russischer Linux-Entwickler, der nicht von dem Ausschluss betroffen ist, merkte an, dass Kroah-Hartman "den schlechtesten und unehrlichsten Weg" gewählt habe, um auf diese Situation zu reagieren. Zudem seien die Namen der Betroffenen nicht mal in die Kategorie verschoben worden, in welcher ihre früheren Beiträge zum Projekt gewürdigt werden.
Anfang Oktober hatte die ABBYY-Gruppe, ein Unternehmen für Dokumentenverarbeitung und Texterkennung, Mitarbeiter entlassen, die im Rahmen von Versetzungen von Russland und Weißrussland in europäische Büros tätig waren. Diese Entlassungen wurden im Kontext einer "globalen Transformation" des Unternehmens präsentiert. Ehemalige Angestellte berichteten, dass verschiedene Gründe für die Entlassungen genannt wurden, darunter Compliance-Anforderungen und Sicherheitsaspekte.
Die russische Regierung bezeichnet die verhängten Sanktionen als unrechtmäßig. Präsident Wladimir Putin hat die Aufhebung der Sanktionen als eine der Bedingungen für einen Waffenstillstand sowie für die Wiederaufnahme von Verhandlungen im Ukraine-Konflikt gefordert.
Quelle: ExtremNews