VDE: "Datenhighways platzen aus allen Nähten"
Archivmeldung vom 18.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs wird langsam eng in den Telekommunikationsnetzen. Der Grund: Explosionsartig steigt durch die Digitalisierung der Medien und die massenhafte Nutzung breitbandiger Dienste jedes Jahr die Menge der übertragenen Datenmengen in den Netzen.
"Vor allem in den auf
Glasfasertechnik beruhenden interkontinentalen Verbindungskabeln
zeichnen sich erste Engpässe ab. Und diese sind für die Verbindung
moderner Gesellschaften unabdingbar", erklärte Prof. Dr.-Ing.
Hans-Joachim Grallert vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut heute in
Berlin zum Auftakt der ECOC 2007 (European Conference and Exhibition
on Optical Communication), dem Weltkongress für Optische
Technologien. Über 4.000 Experten aus 60 Nationen präsentieren und
bewerten hier vom 16. bis 20. September die neuesten Trends in der
Glasfasertechnik und der dafür benötigten Komponenten und Module,
organisiert von der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE
(ITG/VDE, Verband der Elektrotechnik, Elektronik und
Informationstechnik e.V.). Etwa 300 Aussteller demonstrieren
gleichzeitig an Prototypen und kommerziellen Produkten die Relevanz
der optischen Technologien für den Alltag der Menschen. Damit ist
Berlin in diesem Jahr und in den kommenden Tagen Europas Hauptstadt
der optischen Kommunikationstechnologien.
Die Experten sind sich einig: Optische Technologien (Photonik) und
die Datenübertragung via Glasfaser garantieren derzeit die schnellste
Übertragung bei bester Qualität. Dabei ist es preiswerter die
Übertragung in den bestehenden Netzen zu optimieren, als neue Kabel
zu verlegen oder gar durch die Ozeane zu ziehen. Fast unvorstellbar
groß sind schon jetzt die Datenmengen, die moderne Glasfasernetze mit
Übertragungsraten von mehr als 2 Terabit pro Sekunde heute übertragen
können. Zwei Terabit sind zwei Billionen Bit (2.000.000.000.000).
Dies entspricht gleichzeitig 333.333 DSL-Leitungen bei einer
Bandbreite von 6 MBit/s. In der Faser findet die Übertragung in Form
von Licht unterschiedlicher Frequenzen im infraroten Teil des
Lichtspektrums statt. Die zunächst elektrischen Daten werden in ein
moduliertes, das heißt getaktetes Lichtsignal umgewandelt und auf die
Reise geschickt. Beim Empfänger werden sie wieder in elektrische
Signale zurückverwandelt. Hauptaufgabe bei der Optimierung ist es,
die Daten vollständig und möglichst schnell umzuwandeln und möglichst
schnell und weit und natürlich fehlerfrei durch die Fasern zu
schicken.
Trotz der inzwischen verhältnismäßig hohen Netzauslastung steht
die Nutzung der Glasfaser jedoch noch am Anfang. Zentrale Themen der
Konferenz sind daher unter anderem optische Technologien für den
"wartenden" Nutzer daheim (xDSL) und am Arbeitsplatz
(100-Gbit-Ethernet). Führende Experten aus dem In- und Ausland
präsentieren künftige Zugangstechnologien sowie Techniken zur
Optimierung der Signalübertragung im Glasfasernetz. "Nach dem
weltweit überwältigenden Erfolg von DSL ist es nur noch eine Frage
der Zeit, wie nahe die Glasfaser dem Endkunden am Anschluss entgegen
kommt", so Professor Grallert. Glasfaser bis ins Haus (FTTH - Fibre
to the Home) oder bis an den Straßenrand (FTTC - Fibre to the Curb)
sind hierfür die gängigen Fachbegriffe.
Nach Einschätzung der VDE-Experten wird die optische
Kommunikationstechnik auf absehbare Zeit mit Datenraten zwischen 100
Mbit/s und 10 Gbit/s Einzug in fast alle unsere Lebensbereiche halten
und so die gesamte Kommunikation revolutionieren. Als Beispiele
nannte Professor Grallert in Berlin unter anderem breitbandige
Informations- und Kommunikationssysteme in Transport und Logistik,
die Kommunikation zwischen Maschinen und innerhalb von Maschinen
sowie hochintelligente elektronische Assistenten, die in zahlreichen
Bereichen des Lebens Entscheidungshilfen und -unterstützung liefern
können. "Überall dort, wo die ultraschnelle Kommunikation von
Rechnern, Netzwerken und Systemen bislang durch die Verwendung von
Kupferkabeln eingeschränkt war, werden Fasern aus Glas oder Plastik
und schnelle Komponenten, also schlicht: optische Kommunikation, neue
Tempo-Dimensionen erschließen."
Die ECOC 2007
Die 33. European Conference and Exhibition on Optical Communication ist der wichtigste Weltkongress für Optische Technologien. Der Kongress findet jedes Jahr in einem anderen Land statt. Über 4.000 Experten aus 60 Nationen präsentieren und bewerten in diesem Jahr die neuesten Trends in der Glasfasertechnik. Mehr als 750 wissenschaftliche Publikationen wurden für die weltweit größte Konferenz zu optischen Nachrichtentechnik eingereicht, von denen 310 hochqualitative Vorträge vom Programmausschuss akzeptiert wurden. Zu den prominentesten Rednern zählen Wolfgang Schmitz, Technik-Chef der Deutschen Telekom AG (NGN / VDSL), Stephan Scholz, Leiter Forschung und Technik von Nokia Siemens Networks, Andrew Odlyzko, Direktor des interdisziplinär tätigen Digital Technology Center und kommissarischer Leiter des Minnesota Supercomputing Institute an der University of Minnesota, USA, sowie Leping Wei, Vorstand Technik der China Telecom Corporation. Etwa 300 Aussteller demonstrieren an Prototypen und kommerziellen Produkten die die Relevanz der optischen Technologien für den Alltag der Menschen. Insbesondere die Ausstellung spiegelt den explosionsartigen Aufstieg des Marktes der letzten Jahre wieder. So stieg die Anzahl der Aussteller im Vergleich zum Vorjahr von 200 auf 300 Aussteller an. Organisiert wird die Kongressmesse von der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE.
Quelle: Pressemitteilung VDE