Ausgespäht und abgehört - So reagieren die Deutschen auf die jüngsten Überwachungsskandale
Archivmeldung vom 19.08.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachdem der Ex-NSA-Mann Edward Snowden aus dem Nähkästchen geplaudert hat, ist hundertprozentig klar: Die Spione lauern überall, scannen munter unser aller Handys ab. Vieles sicher zu unserer Sicherheit. Dennoch müsste jeder doch spätestens jetzt ein bisschen vorsichtiger mit seiner Privatsphäre umgehen. Ob die Deutschen tatsächlich ihre Lehren aus den ganzen Überwachungsskandalen gezogen und ihr Verhalten im Internet und beim Telefonieren verändert haben, weiß Jessica Martin.
56 Prozent der Deutschen gehen heute laut einer aktuellen Umfrage davon aus, dass die Geheimdienste zwar jeden Bürger im Visier haben, dass am Ende aber vor allem Politiker und Wirtschaftsführer abgehört werden. Gut finden sie das aber nicht:
"Die Empörung bei den Deutschen ist immer noch sehr groß. Jeder Zweite glaubt, dass die Geheimdienste viel zu weit gehen und dadurch ihr Recht auf Privatsphäre verletzen. 22 Prozent waren es, die sagten allerdings, ist auch okay, was die Geheimdienste machen, solange es der Sicherheit aller dient." Sagt Matthias Kammer vom Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet und erklärt, welche Lehren die Deutschen aus den Überwachungsskandalen gezogen haben.
Matthias Kammer weter: "Aus unserer aktuellen DIVSI-Umfrage wissen wir, dass nicht einmal jeder Vierte sagt, dass er vorsichtiger geworden sei oder dass er sein Verhalten beim Telefonieren oder bei Benutzung des Internets geändert hat - das ist irgendwie paradox: Die meisten geben zwar an, dass viel zu viele Menschen viel zu sorglos mit ihren persönlichen Daten umgehen, nehmen sich selbst aber gleichzeitig davon aus. Und fast die Hälfte sagt ganz offen: 'Es interessiert mich eigentlich nicht, ob meine Telefonate oder Mails abgehört oder aufgezeichnet werden. Ich habe nichts zu verbergen und werde auch nichts ändern."
Und das, obwohl viele längst auch wissen, dass Google, Facebook, Amazon und Co. wahrscheinlich sogar noch schärfer auf unsere Daten sind.
Matthias Kammer meint: "Wir erklären uns das so: Für viele sind die Nutzungsmöglichkeiten so wichtig, dass sie sich auf gar keinen Fall irgendwie einschränken oder durch Sicherheitsschranken verkomplizieren wollen. Das erleichtert uns ja auch an vielen, vielen Stellen das Leben, ist also auch von großem Vorteil. Aber wir müssen uns darüber bewusst sein, dass diese Daten eben nicht nur uns als Anwender nützlich sind, sondern auch für andere interessant und verwertbar gemacht werden können. Das sollten wir verstehen lernen. Und am Ende dann doch vielleicht etwas vorsichtiger mit unseren persönlichen Daten umgehen."
Quelle: DIVSI (ots)