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Facebook, twitter, youtube: Social Media als Herausforderung und Chance für die Polizei

Archivmeldung vom 05.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Eine Studie des Projekts COMPOSITE identifiziert den Einsatz von Social Media als zentrale Herausforderung für europäische Polizeiorganisationen. So haben Gesuche zur Mithilfe bei Fahndungen über twitter in der Vergangenheit bereits Erfolge erzielt. Zudem zeigt die Studie, für die Polizeien in zehn europäischen Staaten befragt wurden, fünf weitere länderübergreifende IT-Trends auf. Ein weiteres Ergebnis: Die damit verbundenen Veränderungsprozesse sind mitunter schwer zu meistern. Zukünftig soll der Austausch von Best Practices die Einführung neuer Technologien erleichtern.

Die Arbeit der Polizei ändert sich in einem rasanten Tempo, denn sie muss schnell auf technische Neuerungen reagieren und diese in ihre Prozesse integrieren. Im Rahmen des EU-Projekts COMPOSITE (Comparative Police Studies in the EU) wurden Interviews mit I&K-Spezialisten von Polizeiorganisationen in zehn europäischen Staaten durchgeführt (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Mazedonien, den Niederlanden, Rumänien, Spanien, Tschechische Republik). Darüber hinaus wurden 20 I&K-Firmen befragt, die Polizeibehörden ausrüsten. Als Ergebnis wurden sechs IT-Trends identifiziert, die alle befragten Behörden beschäftigen: Systemintegration, erhöhte Mobilität, Überwachungstechnologie, digitale Biometrie, Probleme mit der Nutzerakzeptanz und Social Media.

Polizeien verbinden zunehmend bestehende Systeme und verknüpfen sich über Landes- und Staatsgrenzen hinweg. Im Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande wird beispielsweise ein gemeinsames Intranet der umliegenden Polizeistellen eingerichtet. Ein weiteres Kernthema ist die Nutzung von Geo-Daten, etwa die GPS-Koordinaten von Streifenwagen, um Einsätze zu koordinieren.

Die Polizeien verbessern ihre Mobilität und können mittlerweile vor Ort auf Informationen zugreifen, die früher nur stationär auf der Wache verfügbar waren. Dazu werden Computer in die Einsatzfahrzeuge integriert. In Brandenburg kommen bald speziell computerisierte Streifenwagen zum Einsatz, um die Anzahl der Beamten und Einrichtungen – besonders in ländlichen Regionen – ohne Leistungseinbußen zu reduzieren.

Weitere Schwerpunkte sind Überwachungstechnologie und digitale Biometrie. Hier sind neben Hilfssystemen bei der Videoüberwachung durch Personal vor allem die vollautomatisierte Videoüberwachung und -analyse von Gebäuden oder Transportinfrastrukturen das zentrale Thema. Zukünftig sollen spezielle Systeme verdächtige Personen oder etwa verlassene Gepäckstücke identifizieren. Zudem nutzen Polizeien vermehrt digitale Biometrie zur Personenidentifikation von Verdächtigen einerseits und Personen mit besonderen Berechtigungen andererseits. In Deutschland sind bereits mobile Fingerabdruck-Scanner im Einsatz.

Die schnelle Einführung von Technologie ist nicht ohne Probleme für die Polizisten. Oftmals sind die neuen Systeme schwierig zu handhaben oder der Umgang nur schwer zu erlernen. Oder etwa physikalische Grenzen (z.B. Netzabdeckung) schränken den Nutzen ein. Teilweise führt das Festhalten an gewohnten Rollen und Praktiken auch dazu, dass neue Technologie nur eingeschränkt, verzögert oder gar nicht benutzt wird.

"Social Media, so zeigt unsere Studie, wird besonders in den Niederlanden und Großbritannien bereits aktiv genutzt. Alle Länder sehen Social Media aber als zentrale Herausforderung der Zukunft und glauben, dass solche Werkzeuge die Polizeiarbeit nachhaltig verändern werden.", so Sebastian Denef, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT.

Im Mittelpunkt stehen Überlegungen, wie solche Systeme eingesetzt werden können, um die Öffentlichkeit in Ermittlungstätigkeiten einzubinden, den Nutzen bestimmter Polizeiaktionen transparent zu machen und das Vertrauen in der Bevölkerung zu vergrößern. Social Media erlaubt hier gezielte, lokale Angebote und kann eine enge vertrauensvolle Verbindung zwischen Bürgern und Polizeien herstellen. In Großbritannien etwa wurden Tests mit twitter sehr positiv aufgenommen und erzielten großes Publikumsinteresse. Polizeiwachen hatten die umliegende Anwohnerschaft über ihre aktuellen Aktivitäten informiert.

Auf der anderen Seite stehen aber auch viele Fragen. Social Media macht die Polizeiarbeit öffentlich, Bürger diskutieren und dokumentieren die Arbeit ihrer Polizei. Aktionen und Nicht-Aktionen sind der Kritik ausgesetzt. Die Polizeiarbeit wird transparenter. Gleichzeitig dürfen bestimmte Ermittlungstätigkeiten nicht sichtbar werden. Nächster Projekt-Milestone ist daher ein europaweiter Workshop zum Thema Social Media mit Experten der Polizeien und I&K-Zulieferfirmen. Interessenten können sich an Herrn Sebastian Denef ([email protected]) wenden.

Die komplette Studie kann kostenfrei heruntergeladen werden:
http://www.fit.fraunhofer.de/presse/11-04-05/composite_d41.pdf

Quelle: Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

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