Das Internet der Dinge – echte Hilfe oder maximaler Kontrollverlust?
Archivmeldung vom 24.08.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.08.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDem Einen oder Anderen mag der Begriff in den letzten Jahren schon untergekommen sein. Wer sich bisher aber dennoch kein genaues Bild von der Materie machen konnte, muss sich einfach vorstellen, dass die zukünftige Kücheneinrichtung wie unser Telefon oder der Fernseher zunehmend „smarter“ werden. Sprich mit Technik versehen sein werden, die Werte ausliest und entsprechend weiterverarbeitet oder weiterleitet.
Nehmen wir an, die Milchpackung neigt sich ihrem Ende zu. Der clevere Kühlschrank misst über Sensoren und entsprechende IDs am jeweiligen Produkt aus, wie es um den Füllstand bestellt ist und leitet die Information beispielsweise an das Handy weiter, damit uns beim Einkauf dieser Posten direkt mit auf den Einkaufszettel gepackt wird. Dabei ist das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) nicht nur wie hier geschildert, auf den Privatbereich beschränkt. Auch Industrie und Servicedienstleister werden hier eine Fülle sinnvoller Felder für die Vernetzung suchen und finden.
Voraussetzungen schaffen
Doch bis es soweit ist und die Küche quasi im Alleingang den Laden schmeisst, müssen unsere alltäglichsten Gerätschaften erst einmal aufgerüstet werden. Dazu benötigt es über Sensoren, scanbare IDs und natürlich der Software im Hintergrund, die aus den erhobenen Daten dann auch eine anschließende Aktion formuliert. Dabei kommt der User schrittweise weg von der aktiven Nutzung und Steuerung seiner Geräte, hin zu einer passiven Rolle, welche nur noch an wenigen (oder letztlich gar keinen) Punkten sein Mitwirken erfordert. Also weg vom aktiven Steuern von Apps hin zur API Economy (application programming interface). Das iPhone könnte so nach und nach aus unseren Händen verschwinden. Ähnliches ist beim elektronischen Bezahlen über Karten oder Smartphones schon zu beobachten. Die Gefahr, dabei den Überblick über die eigene Finanzlage, den Füllstand des Kühlschranks oder auch ganz allgemein die Vorgänge im Hintergrund zu verlieren, ist hoch. Hier muss man den Nutzen in Form von Zeitersparnis ganz klar dem Problem der schwindenden Mündigkeit gegenüberstellen.
Schöne neue Welt?
Und nicht nur dieser Kontrollverlust über Vorgänge im unmittelbaren Umfeld, auch die Sammlung von Daten bedarf einiger Überlegungen. Sicherlich geben wir unsere Daten an vielerlei Stelle schon bedenkenlos und oftmals komplett freiwillig (wie bei Registrierungen für Gewinnspiele) preis. Kaum einer liest doch heute noch die AGBs in vollem Umfang, sondern bestätigt diese im Glauben oder in der Hoffnung, dass damit schon nichts Schlimmes angestellt würde. Wird die Technik und damit Datenerhebung und -auswertung noch kleinteiliger und unauffälliger in unserem Alltag implementiert, wird es für uns eigentlich schier unmöglich noch zu wissen, welche Information wir für wen zur Verfügung gestellt haben. Davon profitieren in erster Linie große Konzerne. Unternehmen wie Google oder Facebook sind schon längst zu sogenannten Datenkraken mutiert, deren eigentliches Kerngeschäft – Funktionen einer Suchmaschine erfüllen oder eine Kommunikationsplattform zu bieten – in den Hintergrund getreten ist. Die Nutzerprofile, die anhand dieser Daten erstellt werden können, sind für diese Firmen wahre Goldgruben.
Energiefresser ohne Ende
Ein weiteres Problem, das für eine zukünftige flächendeckende Nutzbarkeit des IoT behoben werden muss, ist die Effizienz der vernetzten Geräte. Laut einer Studie gehen diese noch sehr verschwenderisch mit Energie um, knapp zwei Drittel der benötigten Kilowattstunden würden so nutzlos verbraten. Was nutzt einem da ein effizienter geführter Haushalt, wenn Strom und Geld an anderer Stelle wieder an anderer Stelle verbraucht werden?
Ein Blick in die Zukunft
Fakt ist, dass die totale Vernetzung unseres Alltags nicht mehr aufzuhalten sein wird. Die Kinderkrankheiten werden über die kommenden Jahre ausgemerzt, die Interaktion mit API-Systemen wird dank Sprachsteuerungen wie beispielsweise Siri weitaus intuitiver ablaufen und sich mehr und mehr im normalen Alltag manifestieren. Was wir mit der neu gewonnenen Zeit dann anfangen, sollten wir uns also jetzt schon gut überlegen.