Computer überwindet Sprachbarrieren
Archivmeldung vom 29.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Länder der Europäischen Union wollen politisch und wirtschaftlich zusammenwachsen. Doch während die Zollgrenzen längst gefallen sind, gibt es eine Barriere, die nicht so einfach zu überwinden ist: die Vielsprachigkeit. In der Europäischen Union gibt es alleine 20 offizielle Sprachen.
Die Verständigungsprobleme behindern vor allem die internationale Zusammenarbeit
zwischen den Unternehmen. Während die Politiker meist auf ihre Dolmetscher
zurückgreifen können, verzichtet so mancher Geschäftsmann aus Kosten- und
Zeitgründen auf die Übersetzung einer ausländischen Internetseite oder scheut
den Telefonanruf mit seinem ausländischen Partner.
Damit diese
sprachlichen Hindernisse beseitigt werden, arbeiten zwölf internationale Partner
gemeinsam an dem europäischen Projekt TC-STAR (Technology and Corpora for Speech
to Speech Translation). TC-STAR forscht an der Entwicklung eines maschinellen
Simultandolmetschers, der das gesprochene Wort in eine andere Sprache übersetzt.
Dazu wird zum Beispiel gesprochenes Spanisch per Spracherkennung verschriftet
und maschinell übersetzt, um schließlich als gesprochenes Englisch wieder
ausgegeben zu werden. Neben international führenden Technologieunternehmen wie
IBM, Siemens, Nokia und Sony sind in Deutschland die RWTH Aachen und die
Universität Karlsruhe an dem 18-Millionen-Euro-Projekt, das mit 11 Millionen von
der EU gefördert wird, beteiligt. Der Lehrstuhl Informatik 6 der RWTH unter
Leitung von Professor Hermann Ney hat sich vor allem auf die Themenfelder der
Spracherkennung sowie der maschinellen Übersetzung spezialisiert. Als
Ausgangsmaterial für die selbstlernenden Verfahren dienen dem Lehrstuhl
englische und spanische Parlamentsdebatten der vergangenen zehn Jahre. Dank
deren vielseitigen Themen ist der Simultanübersetzer nicht auf eine bestimmte
Domäne beschränkt.
Das Ziel ist nicht die Ersetzung menschlicher
Übersetzer, dafür hat der maschinelle Simultandolmetscher derzeit noch eine zu
geringe Qualität. Vielmehr soll die Kommunikation über die Sprachgrenzen vor
allem schneller und günstiger werden. "Man muss sich klar machen, wie komplex
die gesprochene Sprache ist. Die maschinelle Übersetzung ist natürlich noch
nicht perfekt, aber TC-STAR hat in den vergangenen zwei Jahren einen großen
Schritt vorwärts gemacht", betont Dr. Volker Steinbiß, der kürzlich den Report
"Human Language Technologies for Europe" verfasst hat. Der Report, der demnächst
außer in Englisch auch noch in deutscher, französischer und italienischer
Sprache erscheint, gibt Einblicke in den internationalen Übersetzungsmarkt und
verdeutlicht vor allen die wirtschaftlichen und politischen Chancen, die
maschinelle Übersetzung ermöglicht.
Weitere Informationen über das TC-STAR-Projekt gibt es unter www.tc-star.org
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.