Symantec Sicherheitsreport: Deutschland mit den meisten Phishing-Webseiten in Europa
Archivmeldung vom 19.03.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlVon Deutschland gehen 19 Prozent aller Internet-Sicherheitsrisiken in Europa aus, dazu gehören Spam, Phishing oder die Verteilung von Schadcode über das Internet. Das zeigt die elfte Ausgabe des Internetsicherheitsreports von Symantec, der alle sechs Monate erscheint und dieses Mal einen gesonderten Report zur Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) umfasst.
Insbesondere der Bereich
Phishing fällt in diesem Zusammenhang auf: 32 Prozent aller
Phishing-Webseiten in der Region sind in Deutschland ermittelt
worden, selbst weltweit steht das Land damit an zweiter Stelle nach
den USA. Diese Zahlen unterstreichen deutlich, wie der
Identitätsdiebstahl über das Netz weiter wächst. Die dort gesammelten
Daten wie Passwörter, PINs und Kreditkartendaten werden häufig über
so genannte Underground Economy Server von Kriminellen zum
Weiterverkauf angeboten - schon für weniger als 10 US-Dollar können
Kreditkartendaten online erworben werden, wie Symantec im
Beobachtungszeitraum (1. Juli 2006 bis 31. Dezember 2006) ermittelt
hat.
"Auch Spam wird ganz gezielt eingesetzt, um finanziellen Gewinn zu
erlangen - im letzten Halbjahr haben wir deutliches Wachstum von
"Pump-and-Dump-Spam" festgestellt, der Aktienkurse manipulieren
soll", erklärt Candid Wüest, Sicherheitsexperte bei Symantec. "Die
Urheber kaufen schwach notierte Aktien und verschicken anschließend
falsche Prognosen als Spam-E-Mails - der Aktienkurs steigt und sie
können ihre Papiere mit Gewinn verkaufen." Insgesamt 30 Prozent
betrug der Anteil finanzorientierter Spam-Mails in der zweiten
Jahreshälfte 2006, gefolgt von 23 Prozent Spam zu
Gesundheitsprodukten und 21 Prozent zu weiteren Produkten.
Bot-Rechner nehmen Überhand - 130 Prozent Zuwachs in EMEA
Ein gängiges Verbreitungsmittel von Spam sind so genannte
Bot-Netze. Mehr als sechs Millionen Bot-PCs, also Rechner, die ohne
Wissen der Betroffenen "ferngelenkt" werden können, existierten
weltweit in der zweiten Jahreshälfte 2006. Das bedeutet einen Anstieg
um ganze 29 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr. Im gleichen
Zeitraum ging die weltweite Anzahl der "Command-and-Control"-Server,
von denen aus die gekaperten Rechner gesteuert werden, um 25 Prozent
zurück. Das heißt: mehr Bot-Netze werden von weniger Servern aus
gesteuert. Hier zeigt sich insbesondere ein Trend zur
länderübergreifenden Vernetzung der virtuellen Angreifer,
beispielsweise um die finanzielle Effizienz der Attacken zu steigern.
In Europa sind die meisten Bot-Rechner in Deutschland und Frankreich
zu finden, was an der hohen Rate von Breitband-Anschlüssen in beiden
Ländern liegt. Die Region EMEA zeigt die größte Steigerungsrate in
der Anzahl an Bot-Rechner: Es wurde ein Zuwachs von 130 Prozent im
Beobachtungszeitraum registriert.
Schattenwirtschaft im Internet
Generell nehmen die Versuche zu, über das Internet an vertrauliche
Daten zu gelangen. Von den 50 weltweit am meisten entdeckten
Schadprogrammen zielen 66 Prozent auf vertrauliche Informationen ab -
48 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2006. Den Informations- und
Identitätsdieben wird ihr Handwerk durch Hackerangriffe, Verlust von
Hardware, wie Laptops und Smartphones, sowie unzureichenden
Sicherheitsrichtlinien in Unternehmen erleichtert. Vertrauliche
Daten stellen für Internetkriminelle die lukrativste Möglichkeit dar,
sich auf Kosten der Bestohlenen zu bereichern. Doch auch die Daten
selbst sind eine attraktive Einnahmequelle: Zum ersten Mal nimmt der
Report den illegalen Handel mit gestohlenen Online-Identitäten unter
die Lupe. Dazu Candid Wüest: "Gehandelt werden unter anderem
Kreditkartennummern, PINs und E-Mail-Adressen - eine regelrechte
Schattenwirtschaft auf speziellen Servern, den so genannten
Underground Economy Servern, von denen 51 Prozent in den USA stehen.
Eine Kreditkarte einschließlich Authentizitäts-Nachweisnummer kostet
dort maximal sechs Dollar, eine komplette Identität einschließlich
aller relevanten Daten wie der Ausweisnummer ist für 18 Dollar und
weniger zu haben."
Deutschland ist europäische Phishing-Hochburg
Eine der bevorzugten Methoden, um an vertrauliche Informationen zu
kommen, ist nach wie vor Phishing. Im zweiten Halbjahr 2006 entdeckte
Symantec weltweit insgesamt 166.248 verschiedene Phishing-E-Mails,
das sind durchschnittlich 904 pro Tag.
Insgesamt wurden über 1,5 Milliarden Phishing-E-Mails abgefangen,
was einem Zuwachs von 19 Prozent im Vergleich zum vorigen Halbjahr
entspricht. Dabei häufen sich die Phishing-Attacken unter der Woche,
um am Wochenende deutlich abzunehmen. Auch Großereignisse wie
beispielsweise die FIFA Weltmeisterschaft führen ebenfalls zu einem
Anstieg betrügerischer Aktivitäten. Europäische Hochburg mit 32
Prozent aller Phishing-Webseiten ist Deutschland. Das zweitplatzierte
Land Großbritannien folgt mit deutlichem Abstand (neun Prozent).
"Einer der möglichen Gründe dafür ist die Anzahl an Web-Domains, bei
denen Deutschland nach den USA an zweiter Stelle steht", erklärt
Sicherheitsexperte Candid Wüest. "Die Mehrzahl der Webseiten wird nur
von einigen wenigen großen Internet-Providern verwaltet. Das kommt
den Absendern von Phishing-E-Mails zugute, denn große Provider können
aufgrund der Menge verwalteter Seiten weniger schnell auf illegale
Webseiten reagieren."
Schadprogramme: Trojaner auf dem Vormarsch
Die zahlenmäßig bedeutendsten bösartigen Aktivitäten im Internet -
weltweit wie in EMEA - sind Angriffe durch Trojaner. Von den 50 am
häufigsten auftretenden Schadcodes waren 45 Prozent Trojaner. In EMEA
haben Trojaner einen Anteil von 54 Prozent aller Schadprogramme,
Würmer - darunter auch der am meisten verbreitete W32.Stration-Wurm -
haben einen Anteil von 43 Prozent.
'Von Null auf Hundert' - Zero-Day-Attacken
Der Internetsicherheitsreport verzeichnet einen deutlichen Anstieg
bei den "Zero-Day-Angriffen". Dies ist besonders kritisch, da diese
Art von Attacke jeweils immer erst dann bekannt wird, wenn sie
bereits ausgeführt wurde und noch kein Patch vorhanden war. Weltweit
wurden in der zweiten Jahreshälfte 2006 ganze 12 Schwachstellen, die
sich durch eine Zero-Day-Attacke ausnutzen ließen, registriert - in
der ersten Jahreshälfte war es lediglich eine einzige. Die Angreifer
werden gerade hier immer raffinierter, um der Entdeckung durch
Schutzprogramme zu entgehen. Entdeckt werden solche Schwachstellen
ausschließlich durch hoch qualifizierte Experten oder dann, wenn sie
schon auf dem Schwarzmarkt zum Kauf angeboten werden.
Abschließend hat der Internet Security Threat Report hat für das zweite Halbjahr 2006 zum ersten Mal diejenigen Länder identifiziert, die den höchsten Anteil an kriminellen Internet-Aktivitäten aufweisen. Die USA stehen dabei mit einem weltweiten Anteil von 31 Prozent klar an der Spitze. Als Standort von Bot-Rechnern steht China ganz weit vorne - 26 Prozent sämtlicher Bots weltweit befinden sich dort.
Quelle: Pressemitteilung Symantec (Deutschland) GmbH