Heim-Kino schlägt traditionelles Kino
Archivmeldung vom 15.09.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAbsurderweise führt die Umstellung von analoger auf digitale Filmproduktion zu einer Verschlechterung der Bildqualität im Kino. Die unangefochtene Überlegenheit des Kinoprojektors gilt nicht mehr, eine Filmvorführung mit einem Beamer im heimischen Wohnzimmer liefert teilweise bessere Bildqualität.
Filme werden fürs Kino gemacht - Videos oder Fernsehaus-
strahlungen gelten eigentlich als Zweitverwertung. "Zum
ersten mal in der Geschichte des bewegten Bildes ist das
Nebenprodukt dem Hauptprodukt aber nicht mehr nur ebenbürtig,
sondern kann qualitativ sogar besser sein", so c't-Redakteur
Jan-Keno Janssen. Gemeint sind die DVD-Nachfolgeformate
HD DVD- und Blu-ray-Disc. Wer sich etwa die Filme "X-Men 3"
oder "Casino Royale" zu Hause mit einem Beamer in Full-HD
anschaut, sieht eine hochwertigere Bildqualität als im Kino.
Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Viele Regisseure setzen
beim Dreh digitale Kameras ein - meist Full-HD-Kameras
mit 1080 Bildzeilen, die ideales Material für HD DVD- und
Blu-ray-Discs liefern. Full-HD-Auflösung ist aber weit
entfernt von der möglichen Qualität analoger 35-mm-Filme,
dem traditionellen Kino-Format. Neben der geringeren
Auflösung schmälern die Kopierverfahren die Bildqualität:
Weil das 35-mm-Format bei Kinoprojektoren Standard ist,
wird das digitale Material auf die analogen Filmrollen
kopiert - und das möglichst preiswert und schnell.
Dabei ist es durchaus möglich, digitale Kinofilme zu
drehen, die der Auflösung eines 35-mm-Films entsprechen.
Das Format nennt sich 4K-Auflösung und hat viermal so
viele Bildpunkte wie Full-HD. Derzeit existieren aber nur
wenige Kameras und noch weniger digitale 4K-Filmprojektoren.
Erste Versuche hat ein Kino in London gestartet - mit
durchschlagendem Erfolg, wie es heißt. Doch die Kosten
sind hoch und der Speicherhunger des Filmmaterials groß:
Rund 970 MByte fordert das Videomaterial pro Sekunde -
120 Minuten Film belegen also rund 6,6 TByte auf einer
Festplatte.
"Wenn in den Kinosälen dieselbe oder gar schlechtere
Filmqualität zu sehen ist, dann sollte die Filmbranche
tunlichst aufrüsten", so c't-Redakteur Jan-Keno Janssen.
"Zumindest wenn weiterhin gelten soll, dass Filme fürs
Kino gemacht werden und nicht fürs Wohnzimmer."
Quelle: Pressemitteilung c`t