Mehr Mädchen suchen sich bei Cybermobbing Hilfe
Archivmeldung vom 02.06.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm Rahmen der Initiative "WAKE UP!" startete der Verein Cybermobbing-Hilfe (e.V.) gemeinsam mit seinem Kooperationspartner O2 Telefónica und dem Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) vor einem Jahr eine Online-Beratungsplattform für Kinder und Jugendliche.
Anlässlich des einjährigen Bestehens der Plattform hat eine Mitarbeiterin der TU Berlin gemeinsam mit den Kooperationspartnern eine Auswertung durchgeführt. Wichtigste Erkenntnisse: Mädchen suchen sich bei Cybermobbing öfter Hilfe als Jungen; der Ansatz, die Beratung von Gleichaltrigen anzubieten (Peer to Peer) ist ein voller Erfolg.
Cybermobbing-Hilfe öfter in Anspruch genommen: Mädchen anders und intensiver betroffen als Jungen
Weibliche Jugendliche kontaktieren häufiger die Plattform aufgrund akutem Cybermobbings und zur allgemeinen Beratung als männliche Betroffene. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Plattform, die anlässlich des einjährigen Bestehens durchgeführt wurde. Dies deckt sich mit aktuellen Studienergebnissen wie denen des "Bündnis gegen Cybermobbing e.V." (2020). Die Datenerhebung macht deutlich, dass Mädchen primär über YouTube (69%) Opfer von Cybermobbing werden. Darüber hinaus unterstreichen die Daten Studienergebnisse, dass das ungewollte Weiterleiten von Bildern bei Mädchen häufiger zu Scham- und Minderwertigkeitsgefühlen führen sowie langfristige negative Auswirkungen auf das Selbstkonzept haben kann. Magersucht wird laut Studienergebnissen als zweithäufigste Art der Selbstgefährdung bei Cybermobbing angegeben.
Details zur Auswertung
Die Auswertung wurde in Zusammenarbeit von O2 Telefónica, dem Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) und der TU Berlin erstellt. Sie zeigt, dass das Beratungsangebot gut angenommen wird und legt offen, dass der Bedarf an Hilfsangeboten immer weiter steigt. Bereits in den ersten sieben Monaten haben sich fast 600 Kinder und Jugendliche auf der Plattform registriert. Fast alle Registrierungen haben auch direkt zu einer Anfrage geführt.
Das kostenlose Angebot funktioniert ebenso einfach wie effektiv: Per Mausklick werden Hilfesuchende von der eigenen Website unter www.cybermobbing-hilfe.de auf das Angebot gelenkt. Dort können sie sich mit ihrem Anliegen registrieren und sich mit den Experten austauschen. Ein persönlicher Ansprechpartner antwortet ihnen innerhalb von maximal 24 Stunden über die Plattform. Auf Wunsch erhalten die Betroffenen eine Benachrichtigung per E-Mail über den Eingang ihrer Antwort.
Vorgestellt wurde die Auswertung im Rahmen des Jubiläumsevents in Düsseldorf. Sie soll dabei helfen, Bilanz zu ziehen und die Plattform weiterzuentwickeln. Das von Mirko Drotschmann (MrWissen2Go) moderierte Event diente dazu, auch vor Ort dem Engagement gegen Cybermobbing eine möglichst große Bühne zu schenken. So standen neben der Vorstellung der Evaluation Anti-Cybermobbing-Workshops für Schülerinnen und Schüler auf dem Programm. Prominente Unterstützung erhielt Drotschmann von Schauspieler Patrick Mölleken (u.a. Alarm für Cobra 11, Tatort), der sich im Rahmen der EU-Initiative klicksafe ebenfalls aktiv gegen Hass im Netz engagiert.
Peer to Peer-Ansatz ist ein voller Erfolg
"Wir sind vor einem Jahr mit dem Ziel gestartet, möglichst vielen betroffenen Kindern und Jugendlichen eine professionelle Anlaufstelle zu bieten, an die sie sich vertrauensvoll und unkompliziert wenden können. Unser Ansatz, Hemmschwellen abzubauen, in dem wir Gleichaltrige mit entsprechender Ausbildung einsetzen, hat sich wirklich bewährt", sagt Lukas Pohland, erster Vorsitzender des Cybermobbing-Hilfe (e.V.) und Initiator der Online-Beratungsplattform. Der Altersdurchschnitt von Betroffenen und Berater:innen liegt bei 16 Jahren. Dass der gewählte Ansatz richtig ist, bestätigt die Auswertung der TU Berlin. Die Datenerhebung bekräftigt alle Beteiligten darin, unermüdlich für Cybermobbing-Opfer im Einsatz zu bleiben. Es lassen sich dank der Auswertung wichtige Schlüsse für zukünftige Beratungsangebote ziehen. Jeder Fall ist anders, aber gleich wichtig.
"Die große Nachfrage auf der Online-Beratungsplattform gegen Cybermobbing zeigt, wie wichtig leicht zugängliche Beratungsstellen sind, denen Jugendliche vertrauen können. Wir freuen uns, dass wir Lukas Pohland hier im vergangenen Jahr maßgeblich bei der Entwicklung der Online-Plattform unterstützen konnten. Auch sehen wir uns bestärkt darin, unser Engagement gegen Cybermobbing mit WAKE UP! weiterzuentwickeln, geplant sind geschlechterspezifische Workshops", sagt Claudia von Bothmer, Direktorin Corporate Responsibility and Sustainability bei O2 Telefónica.
Bedarf und Probleme sind real
Die hohe Anzahl an Anfragen verdeutlicht, dass der Beratungsbedarf vorhanden ist und Beratungsplattformen sich mit Problemen auf vielen Ebenen konfrontiert sehen. "Die Evaluation hat viele wichtige Aspekte hervorgebracht, die das gesellschaftliche Problem Cybermobbing mit sich bringt. So ist es äußerst wichtig zu verstehen, dass Kinder und Jugendliche nicht nur professionelle Hilfsangebote benötigen, sondern dass Beratungsangebote möglichst individuell zugeschnitten werden. Dies kann durch weitere begleitende Evaluationen und ein entsprechend angepasstes Fortbildungsprogramm für die Berater:innen ermöglicht werden", sagt Katrin Lietz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Berlin, die die Evaluation durchgeführt hat.
O2 setzt Zeichen gegen Cybermobbing und digitale Gewalt
Mit der Initiative "WAKE UP!" setzt O2 unter fachlicher Beratung des Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) und zusammen mit Cybermobbing-Hilfe (e.V.), YAEZ und weiteren Partnern ein Zeichen gegen Cybermobbing und digitale Gewalt. Sie unterstützt Schulklassen dabei, das Thema Cybermobbing zu erarbeiten und leistet so einen Beitrag zur mobbingfreien, digitalen Schulumgebung und stärkt die Medienkompetenz der Jugendlichen.
Quelle: Cybermobbing-Hilfe e.V. (ots)